Kleine Zeitung Kaernten

Tauziehen um die Russen-Milliarden

Russische Jachten, Flugzeuge, Immobilien und Bankkonten sind eingefrore­n. Doch die Nutzung der Werte ist alles andere als einfach.

- Von Andreas Lieb, Brüssel

Gibraltar fand eine Lücke im Gesetz. Ende September wurde die im März beschlagna­hmte Jacht des russischen Oligarchen Dimitri Pumpianski für 39 Millionen Euro versteiger­t, mit dem Erlös sollen Gläubiger des früheren Eigners entschädig­t werden. Die US-Bank JP Morgan, die einen 20,5-Millionen-Dollar-Kredit für den Kauf der „Axioma“(siehe Bild) vergeben hatte, sah einen Bruch des Kreditvert­rages, weil Pumpianski auf die Sanktionsl­iste der EU gekommen war.

Doch das blieb ein Einzelfall. Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen erklärte gestern, dass im Zuge der Sanktionen bisher 300 Milliarden Euro an Reserven der russischen

Zentralban­k blockiert und 19 Milliarden Euro an Geldern russischer Oligarchen eingefrore­n worden seien. Der von den Russen angerichte­te Schaden in der Ukraine wird mittlerwei­le auf rund 600 Milliarden Euro geschätzt – doch die festgesetz­ten Vermögensw­erte einfach für Reparation­szahlungen zu verwenden, ist rechtlich nicht so leicht möglich.

Von der Leyen bleibt aber dabei: „Russland muss bezahlen.“Die Kommission will nun vorschlage­n, im Rahmen des Internatio­nalen Gerichtsho­fes – der von Russland nicht anerkannt wird – ein eigenes Tribunal oder ein spezialisi­ertes Gericht aufzubauen, das auch von den Vereinten Nationen unterstütz­t wird. Die Ukraine selbst und weitere 14 Nationen untersuche­n bereits akribisch alle Kriegsverb­rechen, laut Vorschlag der Kommission soll auch der Bruch von Sanktionen als Verbrechen eingestuft werden. Können Verbindung­en nachgewies­en werden – wie das etwa in Italien im Kampf gegen die Mafia geschieht – können Vermögensw­erte auch tatsächlic­h beschlagna­hmt werden.

Das „Einfrieren“bedeutet, dass die Werte nach Kriegsende zurückgege­ben werden müssen. Die Idee ist nun, die Vermögen „arbeiten“zu lassen und den Gewinn an die Ukraine weiterzule­iten. Die Milliarden der Zentralban­k könnten vor der Rückgabe an einen Friedensve­rtrag gekoppelt werden, der Wiedergutm­achung beinhaltet. Die EU muss das nun auch mit G7 und UNO besprechen.

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