INTERVIEW. Sophie Sorschag und der ÖSV gehen getrennte Wege. Wie sich die 24-jährige Kärntnerin nun vorbereitet, die Trennung vom ÖSV erlebte und ob sie schon eine Nation gefunden hat.
Anfang November machte die Meldung die Runde, dass eine junge österreichische Skispringerin dem ÖSV den Rücken kehrt. Sophie Sorschag erhielt, „nach internen Schwierigkeiten“, wie der ÖSV bestätigte, die Freigabe für den geplanten Nationenwechsel. Seither wurde es ruhig um die 24-jährige Kärntnerin.
Sie haben dem Österreichischen Skiverband (ÖSV) den Rücken gekehrt. Haben Sie eine Erklärung, wie es dazu kam?
SOPHIE SORSCHAG: Mir wurde vollkommen unvorbereitet am 27. April 2022 bei einem protokollierten Gespräch in Innsbruck von Mario Stecher und Toni Giger mitgeteilt, dass diese dem Präsidium des ÖSV empfehlen werden, mich aus der gesamten sportlichen Betreuung des ÖSV auszuschließen. Diese Maßnahme wurde noch ohne Präsidiumsbeschluss des ÖSV gleich am nächsten Tag durchgeführt und das Training nach meiner schweren Verletzung sofort ausgesetzt. Von Freiwilligkeit meinerseits war also keine Rede, schon gar nicht davon, dass der ÖSV mich gerne behalten hätte.
Was ist denn passiert?
Ich bin nicht aus dem Kader gestrichen worden, war bis November auch noch in der offiziellen Kaderliste. Die nötigen Leistungen dafür hatte ich ja noch vor meiner Verletzung erbracht. Ich kann nur sagen, dass ich in keiner einzigen Sekunde meiner sportlichen Karriere etwas Falsches getan habe bzw. irmeinerseits gendeine Anweisung der Trainer und Betreuer nicht befolgt habe.
Was ist dann nach diesem zuvor erwähnten, protokollierten Gespräch passiert?
Ich habe am 21. Juni die Präsidentin (Roswitha Stadlober, Anm.) per E-Mail nochmals konkret um die Wiederaufnahme der gesamten sportlichen Betreuung ersucht. Aber daraufhin wurde mir die schriftliche Mitteilung des Präsidiumsbeschlusses über meinen Ausschluss per E-Mail, allerdings erst am 23. Juni, zugesandt.
Ihre Reaktion?
Ich will meinen geliebten Sport weiter ausüben! Daher war für mich die einzig mögliche Konsequenz des Ausschlusses aus der gesamten sportlichen Betreuung des ÖSV ein Wechsel der Nation. Für diesen bzw. als Voraussetzung für die Verhandlungen mit verschiedensten Nationen benötigt man aber eine Freigabe des ÖSV, die mir in dem Gespräch am 27. April von Toni Giger versprochen wurde. Nach mehrmaliger Nachfrage bei ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober wurde mir diese dann auch am 30. Juni per E-Mail zugesandt.
Gab es keine andere Alternative als den Abgang?
Vonseiten des ÖSV gab es keine Alternativen als den Ausschluss aus der gesamten sportlichen Betreuung. So wurde ich gezwungen, mir selbst mein sportliches Umfeld in allen Bereichen des Skisprungsports zu erschaffen und zu finanzieren. Glücklicherweise habe ich jetzt mit Jure Radelj einen persönlichen Trainer gefunden, der es mir endlich ermöglicht, professionell arbeiten zu können und der hinter mir steht und meine Leistungen auch anerkennt.
Welche Nationen kämen denn nun infrage? Und wann könnte es eine Entscheidung geben?
Zum jetzigen Zeitpunkt wäre es sehr unprofessionell, über andere Nationen oder auch nur den Zeitpunkt zu sprechen. Aufgrund meines Bekanntheitsgrades und meiner bisherigen Erfolge wird mir aber national und international geholfen.