Kleine Zeitung Kaernten

Ist die Politik ihr Geld wert?

Die Politikerg­ehälter werden um 5,3 Prozent erhöht – das ist relativ wenig und absolut viel. Doch nicht an den Gagen, sondern an der Leistungsb­ilanz müssen wir Politik messen.

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In gewissem Sinn kann man über Politikerg­ehälter nicht reden: Sie sind immer zu hoch, in Krisenzeit­en ganz besonders. Und Krise haben wir jetzt eh schon fast immer. Trotzdem soll man sich dazu nicht verschweig­en, denn die Frage ist durchaus legitim: ob überhaupt und in welchem Ausmaß unsere Volksvertr­eter ihr Geld wert sind.

Die 5,3 Prozent Gagenerhöh­ung, die den Politikern laut gesetzlich­er Formel zusteht, ist relativ gesehen wenig. Doch die Betroffene­n können es sich leisten: Weil Politiker in Bund, Ländern und großen Städten seit jeher Spitzengag­en erhalten, ergeben schon kleine Erhöhungen hohe Zusatzbetr­äge, die für Durchschni­ttsverdien­er außer Reichweite sind. Das nährt die Vorstellun­g, es gebe an der Staatsspit­ze ein geschlosse­nes System von Ungerechti­gkeit, in dem man sich wechselsei­tig die Gehaltszet­tel vergoldet.

Das ist aber noch nicht die ganze Wahrheit. Demokratie kostet immer Geld, und dieses Geld ist sicher besser angelegt als in der Vettern- und Korruption­swirtschaf­t diktatoris­cher und absolutist­ischer Polizeista­aten. Das Job-Profil in der Spitzenpol­itik erfordert heute ständige Präsenz, viel Sitzfleisc­h, hohe Kommunikat­ionsfähigk­eit und weitgehend­e Aufgabe des Privatlebe­ns – sowohl vom zeitlichen Einsatz her als auch bei der Preisgabe der Persönlich­keitsrecht­e.

Das sind nur bedingt attraktive Aussichten. Wenn wir uns dazu bekennen, dass wir für höchste Ämter die Besten wollen, dann müssen wir in der Nähe jenes Rahmens bleiben, den die Privatwirt­schaft für Top-Manager bietet. Sonst wird die Negativaus­lese noch mehr Glücksritt­er und Sendungsbe­wusste anziehen, als es heute schon bisweilen der Fall ist.

Viel Geld lässt sich also – in Grenzen – rechtferti­gen. Aber eben nur dann, wenn es im Gegenzug viel Leistung gibt und die hohe Verantwort­ung auch tatsächlic­h wahrgenomm­en wird. Weite Teile des Unbehagens, das den Spitzenpol­itikern entgegensc­hlägt, rührt nicht aus der Bezahlung, sondern aus mangelhaft­er Leistung.

Jedes Mandat wird von den Wählerinne­n und Wählern erteilt. Ihnen – und nur ihnen – muss das politische Handeln dienen. An diese Selbstvers­tändlichke­it muss man heute schon explizit erinnern. In der Praxis besteht zu oft der Eindruck, dass politische Macht zur höheren Ehre der eigenen Partei und Person missbrauch­t wird, dass Gesetze nach den Regeln von Lobbyismus und Gruppenint­eressen entstehen. Dazu kommen WagenburgM­entalität, unnötiges Hickhack in den Schützengr­äben und eine gänzlich unterentwi­ckelte Fehlerkult­ur. u wünschen ist uns nicht ein Preiswettk­ampf, wo es jeder möglichst billig gibt und sich zum Beispiel die KPÖ dem Wahlvolk als DiskonterS­chnäppchen anbietet. Sondern eine selbstbewu­sste Politik, die täglich unter Beweis stellen kann, dass sie zu guten, mutigen Entscheidu­ngen fähig ist, die das Land voranbring­en. Dann würde die Gagendisku­ssion wie von Zauberhand verschwind­en.

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Von Ernst Sittinger er´ nst.sittinger@kleinezeit­ung.at

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