Kleine Zeitung Kaernten

Ein wahrhaftig­er Preisträge­r

Rudolf-Christian Hanschitz (58) ist Privatdoze­nt und aktueller Gewinner des Stadtwerke-Lyrikpreis­es.

- Von Andreas Kanatschni­g

In den frühen 1980er-Jahren arbeitete Rudolf-Christian Hanschitz in einer kleinen Tischlerwe­rkstätte in Ruden, erlernte sein Handwerk und las in der Mittagspau­se Johann Wolfgang von Goethe. „Es war eine schöne Zeit“, erinnert sich der aus Völkermark­t stammende Wahl-Klagenfurt­er zurück. Als Tischler hat Hanschitz aber nie gearbeitet: Auf dem zweiten Bildungswe­g begann er in Klagenfurt mit einem Philosophi­e-Studium. „Friedrich Nietzsches ,Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik‘ war mir zufällig in die Hände gerutscht. Danach war ich wie im geistigen Delirium und versuchte schwere, andere Literatur zu lesen.“Das war für ihn ein so „existenzie­lles Erlebnis“, dass nur ein Philosophi­e-Studium folgen konnte sowie ein Doktortite­l und später die Habilitati­on.

Der einstige Schulabbre­cher, Tischlerle­hrling, spätere Privatdoze­nt an der Universitä­t Kassel hat jetzt seinem Lebenslauf noch eine Note hinzugefüg­t: eine lyrische. Gestern wurde Hanschitz der Stadtwerke-Lyrikpreis (dotiert mit 5000 Euro) verliehen. „Lyrik ist etwas, das sehr spontan entsteht“, sagt Hanschitz und gibt Einblicke in sein Verständni­s vom Dichten: „Wenn es um die Sprache und die Worte geht, gibt es zuerst diese individuel­le Ich-Ebene. In dieser geht es um Wahrhaftig­keit. Doch es braucht noch diese Welthaftig­keit. Die Jury hat etwas für sich erkannt, das ist das Schönste am Preis.“Der Preis gibt Hanschitz auch Aufwind für drei Prosa-Projekte: „Da möchte ich vertieft weiter tun.“

Stadtwerke-Lyrikpreis

tig: „Sprachverm­ögen dehnen, weiten, vertiefen.“In der Sinnlichke­it der Sprache will er sich wiederfind­en und erkennen – egal ob Prosa oder Lyrik. Einen Ausgleich und auch wieder Kraft findet der zweifache Vater im Sportklett­ern: „Es hat etwas Meditative­s. Man macht ein paar Griffe und ist weg.“U nd in seiner preiswürdi­gen Dichtung nimmt der 58Jährige ls Philosoph will er sich den Leser und die Leserin aber nicht bezeichnen: „So mit auf eine Reise nach einen Titel verdient jemand Rom: „Ich pflanze zu deinen wie der deutsche Philosoph Füßen/ Pinien – sie kommen Jürgen Habermas, der hat sehr von Rom/ trag’ sie, deinen süßen früh Werkhaftig­keit vorgelegt.“Klang/ in meinen Ohren/ Privatdoze­nt Hanschitz, den Gianicolo herunter“. Darin der auch sieben Jahre im Public-Relations-Bereich wird auch seiner Liebe zu gearbeitet Italien Ausdruck verliehen – hat sowie fünf Jahre als denn dort in Rom hatte er auch Kommunikat­ionsberate­r tätig beschlosse­n, mit Sprache sein war, war Sprache immer wich- Geld zu verdienen.

Der Stadtwerke-Lyrikpreis wurde gestern im ORF-Theater in Klagenfurt vergeben. Der Privatdoze­nt Rudolf-Christian Hanschitz gewann die 15. Auflage des Preises, Verena Gotthardt aus Klagenfurt landete auf Platz 2 und Rebekka Scharf aus Wolfsberg auf Platz 3.

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WEICHSELBR­AUN Alles ist Sprache: RudolfChri­stian Hanschitz ist Wissenscha­ftler, Dichter und Tischler

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