LienzerPaterwartet auf Haftantritt
Pater wurde wegen sexuellen Missbrauchs an einer Ministrantin zu einer unbedingten Haftstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt.
Es war eine minderjährige Ministrantin, an der sich der Franziskanerpater (66) beginnend mit 2006 in Lienz vergriffen hat. Das Mädchen war acht Jahre alt, als der Geistliche sich an ihr verging. Es begann mit Berührungen, und nach und nach kam es zu schwereren Übergriffen. Angeklagt war er etwa auch wegen drei dem Beischlaf bzw. dem Versuch desselben zuzuordnenden Übergriffen. Zu der
Mutter des Mädchens pflegte der Ordensbruder damals ein gutes Verhältnis. In der Vorwoche musste sich der Pater am Landesgericht Innsbruck für seine Taten, die er über mehrere Jahre begangen hatte, verantworten. Er war nur teilweise geständig und wurde zu dreieinhalb Jahren unbedingter Haft verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Der Rechtsanwalt hat Berufung eingelegt.
Aufgeflogen ist die Sache übrigens erst heuer. Das Opfer, heute eine junge Frau, hatte sich
zu Jahresbeginn an die Ombudsstelle der Diözese gewandt und brachte damit den Missbrauchsfall ins Rollen. Die junge Frau sagt selbst: „Ich habe den Menschen ja gern gehabt. Er war eine Papafigur, ein Onkel für mich.“
Der Lienzer Dekan Franz Troyer und Guardian Pater Martin, der das Franziskanerkloster in Lienz leitet, sind über das Geschehene erschüttert. „Dieses Verbrechen löst bei uns tiefe Betroffenheit und ohnmächtiges Verstummen aus. Es
ist schwer, dieses Unrecht auszuhalten. Wir bedauern es sehr. Viele fragen sich: Wie kann mitten unter uns so etwas geschehen und von der Umgebung nicht bemerkt werden“, äußern sich die beiden in einem offenen Brief. Sie bitten auch um Verzeihung.
Der verurteilte Pater hält sich aktuell im Franziskanerkloster in Lienz auf. „Er lebt hinter den Klostermauern, abgeschirmt von der Öffentlichkeit, bis er seine Haft antreten muss“, sagt Pater Martin.