Feuerwehrmann aus Ghana
Ghana hat beste Chancen, als drittes afrikanisches Team das Achtelfinal-Ticket zu lösen. Zunächst unter dem Radar vieler Buchmacher, entpuppt sich das Team von Otto Addo als Turniermannschaft. Der Interimstrainer übernahm als Feuerwehrmann die angeschlagenen „Black Stars“vor der WM und machte aus einer formlosen Mannschaft einen giftigen Gegner. Der Talentecoach in Dortmund reichert afrikanisches Talent mit europäischem Fußballwissen an und verfügt über interessantes Spielermaterial. An vorderster Front kurbeln Spieler mit Premier-League-Erfahrung – und ein 22-jähriges Ajax-„Juwel“namens Mohammed Kudus. Der stellte seine Treffsicherheit schon in der Champions League unter Beweis und trug sich bisher zweimal in die WM-Schützenliste ein. Seine große Stärke ist seine Vielseitigkeit: Ob als 10er, falsche 9 oder Flügelflitzer – er ist überall gern gesehen.
Ladehemmung hat indes Uruguay: Weder Edinson Cavani noch seine Mitspieler haben das Tor bisher gefunden. Entschieden wird das Duell im Mittelfeld – wer dort aggressiver agiert, gewinnt. Sollten beide Länder vor lauter Streit um drei Punkte nicht über ein Remis hinauskommen, sind die Südkoreaner lachende Dritte – wenn sie Ronaldo und Co. in die Knie zwingen. lles Hypothesen – im Gegensatz zur Gruppe G, in der „meine“Brasilianer durch sind. Die Schweiz trifft auf die unter den Erwartungen gebliebenen Serben, die schlampig eine 3:1-Führung gegen Kamerun verschenkten. Das Team geht physisch am Zahnfleisch. Mein Fazit: Je länger das Spiel dauert, desto mehr Chancen ergeben sich für unsere Schweizer Nachbarn. Sofern sie ihre Emotionen im Griff haben. Denn Adler können fliegen – und auch ein politisch geladenes Fass wieder öffnen. Mögen alle Verantwortlichen sich der Essenz des Fußballs widmen: Es geht um ein Spiel, nicht um Kampf. Wie sagte schon ein sehr weiser Trainer in Diensten von Sturm Graz einst: „Normalerweise kämpfen Kulturen nicht.“
AJohnny Ertl