Ein Land will Rache an Suarez
Sein Handspiel vor zwölf Jahren verärgerte ganz Ghana.
Luis Suarez jubelte und tanzte am 2. Juli 2010 in Johannesburg. Der Stürmer aus Uruguay wurde von seinen Mitspielern auf den Schultern durch das Stadion getragen. Ganz so, als hätte er seine Mannschaft gerade ins Halbfinale der Weltmeisterschaft geschossen. Er hat sein Heimatland auch vor dem Ausscheiden bewahrt, aber auf ungewöhnliche Art und Weise.
1:1 stand es zwischen Uruguay und Ghana, die 120. Minute lief, als Ghanas Dominic Adiyiah nach einem Freistoß von der Seite zum Kopfball kam – und Suarez mit der Hand auf der Linie klärte – Rot und Elfmeter.
Ghana hatte die große Chance, als erste Mannschaft aus Afrika ins Halbfinale einzuziehen. Und mit Asamoah Gyan hatten die Ghanaer auch einen sicheren Elfmeterschützen. Gegen Serbien und Australien hatte er vom Elfmeterpunkt getroffen. Gegen die USA erzielte er im Achtelfinale in der Verlängerung den Siegestreffer. Gegen Uruguay versagten Gyan, Sekunden vor dem Schlusspfiff, dann die Nerven. Das Elfmeterschießen gewann Uruguay.
Auch zwölf Jahre später hasst ganz Ghana den Stürmer aus Uruguay. Eine ganze Nation will Rache für die Ungerechtigkeit, die dem Land widerfahren ist. Als im April die WM-Gruppen ausgelost wurden, sprach in Ghana niemand über Portugal, Ronaldo, Südkorea oder HeungMin Son. Suarez war das einzige Gesprächsthema – die digitalen Medien gingen über. „Wir glauben, es ist Zeit für Rache“, sagte Kurt Okraku, Präsident des ghanaischen Fußballverbandes.
Suarez selbst hat die Aufregung nie verstanden. „Alle sagen, ich habe etwas Schreckliches getan. Aber ich hatte keine Wahl. Gyan war es, der den Elfmeter verschossen hat. Als er verschossen hat, war klar, dass es den Ausschluss wert war.“