Licht für die Dunkelheit
Das über den ganzen Alpe-Adria-Raum gespannte Kunstprojekt „Slow Light – Seeking Darkness“ist jetzt als Buch greifbar. Und setzt sich damit gegen das Verschwinden der Dunkelheit ein.
Die Dunkelheit verschwindet zusehends. In Mitteleuropa kommen die Stufen 1 und 2 der neunklassigen BortleSkala, die den Grad an Lichtverschmutzung angibt, gar nicht mehr vor: Der Airglow, der wie ein leuchtendes Band erscheint, ist damit nicht mehr erkennbar.
Das Kunstprojekt „Slow Light – Seeking Darkness“der beiden Kuratorinnen Karin Schorm und Zahra Mani (vom steirischen Klanghaus Untergreith) haben das Verschwinden der Dunkelheit zum Thema erhoben – ein Projekt, das über die Kunst hinaus auch umwelt- und gesellschaftspolitisch ist. In der Villa For Forest in Klagenfurt wurde am Mittwoch ein Buch über das Projekt präsentiert (herausgegeben vom Verlag Heyn). Gefördert von der Kärntner Kulturstiftung konnten Schorm und Mani Projekte realisieren, die über den ganzen Alpen-AdriaRaum gespannt waren. An so magischen Orten wie im istrischen Pazin, wo sich für nur
wenige Nächte im Sommer viele Leuchtkäfer versammeln, wurde ein Musik-Festival realisiert. „Jede Künstlerin und jeder Künstler konnte seine eigene Dunkelheit zum Ausdruck bringen“, erklärt Zahra Mani das Leitmotiv aller Projekte.
Musik, Performance oder Fotografie: Der Vielfalt waren keine Grenzen gesetzt. In der Villa For Forest fand schon im Oktober 2021 ein zweitägiges Festival statt, wo zum Beispiel die britische Performance-Künstlerin Viv Corringham ihr Projekt „Walk in the Dark“präsentierte. Der Fotograf Michael Kleinburger wiederum war als Fotograf „Auf der Suche nach der Dunkelheit“. Für ihn stellen sich diese Plätze als Inseln im Lichtermeer Europas dar. Gerade in den Bergen (wie zum Beispiel am Zirbitzkogel) gibt es noch dunkle Gegenden.
In der Villa For Forest wurde am Mittwoch auch eine „begehbare Website vorgestellt, die mittels Virtual Reality-Brille erlebbar ist“: „Der Künstler Antonio Giacomin hat gemeinsam mit Schülern und Schülerinnen des BG/ BRG St. Martin in Villach ein Einvironment gestaltet. Dort ist ein Wald mit verschiedenen Sphären aus Gedichten oder Musik befüllt“, so Karin Schorm und Zahra Mani, die nicht damit gerechnet hatten, dass ihr Projekt aufgrund der aktuellen Klimaund Energiekrise noch zusätzlich an Brisanz gewann.