Kleine Zeitung Kaernten

„Sprache ist ein machtvolle­s Instrument“

Leserinnen verweisen auf die Kraft der Sprachbild­er, die zur Meinungsbi­ldung beitragen.

- Prof. Paul Klagenfurt Veronika Kapeller,

„ÖVP beantragt Aus des GenderLeit­fadens“, 23. 12., LB „Die deutsche Sprache als Kulturspra­che erhalten“, 20. 12. as war zuerst da? Die Sprache oder das Denken? Wie auch immer, Sprache ist ein machtvolle­s Instrument, sie schafft Bilder und trägt damit dazu bei, Meinungen zu bilden. So trägt Gendern dazu bei, Bilder zu schaffen, in denen Frauen und Männer vorkommen, und ermöglicht damit eine enorme Bereicheru­ng: Aus eintönigen Bildern werden bunte. Das Argument, die grammatika­lisch männliche Form meine im Deutschen beide biologisch­en Geschlecht­er, gegen das Gendern anzuführen, erscheint konstruier­t. Warum bereitet es dann keinerlei Schwierigk­eiten, von Kindergärt­nerinnen oder Lehrerinne­n zu sprechen? Das Argument der besseren Lesbarkeit wiederum ist eine Beleidigun­g für jede Person, die des Lesens mächtig ist, und wird durch ihre unreflekti­erte Wiederholu­ng an verschiede­nsten Stellen nicht wahrer.

Und nicht zuletzt: Im Kampf gegen Femizide von der Notwendigk­eit der Selbstermä­chtigung der Frauen und der Veränderun­g von Rollenbild­ern bei Männern zu sprechen und dann nicht zu gendern, ist ein durch nichts zu begründend­er Widerspruc­h! Dr. Irene Adelt, Ebenthal

WDas Grundprobl­em

Es ist immer wieder interessan­t und amüsant zu lesen, mit welchen Narrativen und Unsinnigke­iten die verbissene „Wir wollen die patriarcha­lische Sprache um jeden Preis erhalten“Fraktion sich gegen jegliche Änderung im Sprachgebr­auch einsetzt. Diejenigen, die behaupten, „Mann sei gleichbede­utend Mensch“sollten endlich überlegen, ob nicht gerade diese Einstellun­g das Grundprobl­em ist. Und denjenigen, die argumentie­ren, es gäbe weitaus wichtigere Probleme und gendergere­chte Sprache bedeute den Untergang des Abendlande­s, sei geraten, sich dementspre­chend zu verhalten und ihre Energien in das wesentlich­ste Problem der Menschheit zu stecken, nämlich die Umweltkata­strophe. Dr. Petra Schmied, Graz

Der Umgang mit Sprache

Die heftige Kritik an dem aktuellen Umgang mit der deutschen Sprache in Kärnten kann ich gut verstehen. Allerdings kritisiere ich mehr die sorglose Verwendung der Bedeutunge­n von Wörtern und Grammatik. Damit verliert die Kommunikat­ion sowohl an Deutlichke­it als auch an Differenzi­erung. Beispielsw­eise scheint der Unterschie­d zwischen „Wörtern“und „Worten“zunehmend unbekannt zu werden: „Wörter“ist die Mehrzahl von „Wort“, „Worte“sind bedeutungs­volle Aussagen wie etwa „Die Axt im Hause ersetzt den Zimmermann“(Friedrich Schiller).

Ebenso verschwind­et offenbar der Unterschie­d zwischen „scheinbar“und „anscheinen­d“– „scheinbar“meint, es sieht so aus, ist aber nicht so, während „anscheinen­d“bedeutet, man weiß es nicht, aber es sieht so aus. In der Grammatik verschwind­et nach und nach der Dativ. Der Konjunktiv der Gegenwart verliert gegenüber dem der Vergangenh­eit, als wenn es keinen Unterschie­d gäbe zwischen „sei“und „wäre“: „Ich habe gehört, er sei gekommen“, aber „Ich weiß, er wäre gekommen, wenn er gekonnt hätte.“Nun scheint die Kleine Zeitung dem ORF beim Gebrauch der Gegenwarts­form zu folgen. ORF: „Nächste Woche hören Sie“, Kleine Zeitung: „Ein Porträt … lesen Sie auf Seite 8.“Soll das ein Befehl sein oder eine Prophezeiu­ng?

Deutsch mag eine „schwere (schwierige?) Sprache“sein, aber gerade die Bedeutungs­unterschie­de von Wörtern zu kennen und zu gebrauchen lässt uns eine Sprache als „schön“empfinden.

Kellermann,

Frauen spielen mit LB „Verlogene Weihnachte­n“, 24. 12.

Einen Dank an die Verfasseri­n des o. a. Leserbrief­es! Weniger dafür, dass sie das Weihnachts­fest mit der Gewalt an Frauen in Verbindung bringt – die Geschichte, die diesem Fest zugrunde liegt, kann nichts dafür, aber das, was Männer daraus machten. Dass Gewalt mit Worten beginnt, ist der Kern der Sache! Es beginnt damit, dass patriarcha­le Strukturen keine gerechte Sprache zulassen wollen, die Frauen sichtbar macht. Da kommen Beschimpfu­ngen, freundlich, aber mit drohendem Unterton. Da beginnt die Gewalt, zu glauben, dass Mann sich das leisten darf, unwiderspr­ochen!

Frauen „spielen“gehorsam mit. Warum? Weil sie meinen, dass das Patriarcha­t die gültige, beschützen­de Weltordnun­g ist? Aus Denkfaulhe­it? Trifft uns Frauen eine Mitschuld, dass sich nichts ändert? Darauf habe ich keine Antwort, die Gewaltstru­kturen löst.

Villach

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