„Sprache ist ein machtvolles Instrument“
Leserinnen verweisen auf die Kraft der Sprachbilder, die zur Meinungsbildung beitragen.
„ÖVP beantragt Aus des GenderLeitfadens“, 23. 12., LB „Die deutsche Sprache als Kultursprache erhalten“, 20. 12. as war zuerst da? Die Sprache oder das Denken? Wie auch immer, Sprache ist ein machtvolles Instrument, sie schafft Bilder und trägt damit dazu bei, Meinungen zu bilden. So trägt Gendern dazu bei, Bilder zu schaffen, in denen Frauen und Männer vorkommen, und ermöglicht damit eine enorme Bereicherung: Aus eintönigen Bildern werden bunte. Das Argument, die grammatikalisch männliche Form meine im Deutschen beide biologischen Geschlechter, gegen das Gendern anzuführen, erscheint konstruiert. Warum bereitet es dann keinerlei Schwierigkeiten, von Kindergärtnerinnen oder Lehrerinnen zu sprechen? Das Argument der besseren Lesbarkeit wiederum ist eine Beleidigung für jede Person, die des Lesens mächtig ist, und wird durch ihre unreflektierte Wiederholung an verschiedensten Stellen nicht wahrer.
Und nicht zuletzt: Im Kampf gegen Femizide von der Notwendigkeit der Selbstermächtigung der Frauen und der Veränderung von Rollenbildern bei Männern zu sprechen und dann nicht zu gendern, ist ein durch nichts zu begründender Widerspruch! Dr. Irene Adelt, Ebenthal
WDas Grundproblem
Es ist immer wieder interessant und amüsant zu lesen, mit welchen Narrativen und Unsinnigkeiten die verbissene „Wir wollen die patriarchalische Sprache um jeden Preis erhalten“Fraktion sich gegen jegliche Änderung im Sprachgebrauch einsetzt. Diejenigen, die behaupten, „Mann sei gleichbedeutend Mensch“sollten endlich überlegen, ob nicht gerade diese Einstellung das Grundproblem ist. Und denjenigen, die argumentieren, es gäbe weitaus wichtigere Probleme und gendergerechte Sprache bedeute den Untergang des Abendlandes, sei geraten, sich dementsprechend zu verhalten und ihre Energien in das wesentlichste Problem der Menschheit zu stecken, nämlich die Umweltkatastrophe. Dr. Petra Schmied, Graz
Der Umgang mit Sprache
Die heftige Kritik an dem aktuellen Umgang mit der deutschen Sprache in Kärnten kann ich gut verstehen. Allerdings kritisiere ich mehr die sorglose Verwendung der Bedeutungen von Wörtern und Grammatik. Damit verliert die Kommunikation sowohl an Deutlichkeit als auch an Differenzierung. Beispielsweise scheint der Unterschied zwischen „Wörtern“und „Worten“zunehmend unbekannt zu werden: „Wörter“ist die Mehrzahl von „Wort“, „Worte“sind bedeutungsvolle Aussagen wie etwa „Die Axt im Hause ersetzt den Zimmermann“(Friedrich Schiller).
Ebenso verschwindet offenbar der Unterschied zwischen „scheinbar“und „anscheinend“– „scheinbar“meint, es sieht so aus, ist aber nicht so, während „anscheinend“bedeutet, man weiß es nicht, aber es sieht so aus. In der Grammatik verschwindet nach und nach der Dativ. Der Konjunktiv der Gegenwart verliert gegenüber dem der Vergangenheit, als wenn es keinen Unterschied gäbe zwischen „sei“und „wäre“: „Ich habe gehört, er sei gekommen“, aber „Ich weiß, er wäre gekommen, wenn er gekonnt hätte.“Nun scheint die Kleine Zeitung dem ORF beim Gebrauch der Gegenwartsform zu folgen. ORF: „Nächste Woche hören Sie“, Kleine Zeitung: „Ein Porträt … lesen Sie auf Seite 8.“Soll das ein Befehl sein oder eine Prophezeiung?
Deutsch mag eine „schwere (schwierige?) Sprache“sein, aber gerade die Bedeutungsunterschiede von Wörtern zu kennen und zu gebrauchen lässt uns eine Sprache als „schön“empfinden.
Kellermann,
Frauen spielen mit LB „Verlogene Weihnachten“, 24. 12.
Einen Dank an die Verfasserin des o. a. Leserbriefes! Weniger dafür, dass sie das Weihnachtsfest mit der Gewalt an Frauen in Verbindung bringt – die Geschichte, die diesem Fest zugrunde liegt, kann nichts dafür, aber das, was Männer daraus machten. Dass Gewalt mit Worten beginnt, ist der Kern der Sache! Es beginnt damit, dass patriarchale Strukturen keine gerechte Sprache zulassen wollen, die Frauen sichtbar macht. Da kommen Beschimpfungen, freundlich, aber mit drohendem Unterton. Da beginnt die Gewalt, zu glauben, dass Mann sich das leisten darf, unwidersprochen!
Frauen „spielen“gehorsam mit. Warum? Weil sie meinen, dass das Patriarchat die gültige, beschützende Weltordnung ist? Aus Denkfaulheit? Trifft uns Frauen eine Mitschuld, dass sich nichts ändert? Darauf habe ich keine Antwort, die Gewaltstrukturen löst.
Villach