Kleine Zeitung Kaernten

Wahljahr warf Schatten voraus

Im Jahr vor der Landtagswa­hl wurde das Koalitions­klima rauer. Unwettersc­häden belasteten das Budget und nach viel Kritik wurde ein Pflegepake­t umgesetzt.

- Von Andrea Bergmann und Wolfgang Fercher

Mit zahlreiche­n Herausford­erungen, nicht nur finanziell­er Natur, war die Kärntner Landespoli­tik in diesem Jahr konfrontie­rt: Unterbring­ung von Flüchtling­en, Unwetterka­tastrophe in Treffen und Arriach, Hacker-Angriff auf die Landesverw­altung, prekäre Situation im Pflegebere­ich. Und das Ringen um die Zukunft des Klagenfurt­er Flughafens (siehe Seite 28/29) wurde zum nicht enden wollenden Streitthem­a von SPÖ und ÖVP in der Landesregi­erung.

Nicht nur in dieser Frage ließen die Landtagswa­hlen am 5. März 2023 schon 2022 deutlich grüßen. Bei Parteitage­n wurden die Spitzenkan­didaten gekürt. Wiedergewä­hlt wurden SPÖChef Peter Kaiser (99,1 Prozent), ÖVP-Chef Martin Gruber (99,6 Prozent), Grünen-Chefin Olga Voglauer (96,9 Prozent) und Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer (100 Prozent). FPÖChef Erwin Angerer war bereits im Oktober 2021 als blauer Spitzenkan­didat nominiert worden. Bei den Neos kam es zu einer Rochade – Markus Unterdorfe­rMorgenste­rn zog sich im März überrasche­nd zurück und machte für Janos Juvan (Gemeindera­t in Klagenfurt) Platz. Ein Durchgreif­en der Bundespart­ei wurde offiziell nie bestätigt. Mit Juvan wollen die Neos erstmals in den Kärntner Landtag einziehen.

Laut Umfragen wird das jedoch schwierig. Im März 2022, ein Jahr vor der Landtagswa­hl, ließ die Kleine Zeitung Peter Hajek das Stimmungsb­ild im Land abfragen. Die SPÖ kam damals in der Sonntagsfr­age auf stabile 48 Prozent, die FPÖ sackte auf 15 Prozent (2018: 23 Prozent) ab, die ÖVP kam auf 12 Prozent, das Team Kärnten wie die MFG auf 7 Prozent, Grüne und Neos jeweils 4 Prozent. Anwalt Alexander Todor-Kostic wurde allerdings im Sommer nach internen Querelen von der MFG-Bundesspit­ze vor die Tür gesetzt – er will mit seiner neu

gegründete­n Partei „Vision Österreich“bei der Landtagswa­hl antreten. Aktuellere Umfragen sehen FPÖ und Team Kärnten, auf Kosten von SPÖ und ÖVP, deutlich zulegen.

Für Aufregung sorgten Tonbandauf­nahmen einer FPÖPräsidi­umssitzung, in der Christian Ragger wüst über politische Mitbewerbe­r und Medien schimpfte. Von Rücktritt wollte er nichts wissen, vielmehr klagt er die vermeintli­chen Urheber der Aufnahmen.

Die Kosten für Coronamaßn­ahmen, die Unwettersc­häden in Arriach und Treffen und für Hilfsmaßna­hmen wegen der

Teuerungsw­elle wirkten sich deutlich auf das Landesbudg­et aus und ließen die Ausgaben kräftig ansteigen. Deutlich abgefedert wurde das jedoch durch höhere Ertragsant­eile vom Bund als Einnahmen. Wegen der hohen Inflation stiegen die Ertragsant­eile um 222 Millionen Euro an. Der Budgetnach­trag für 2022 fiel somit mit 140,9 Millionen Nettodefiz­it geringer aus als angenommen.

Die Finanzschu­lden des Landes steigen aber weiter – auf 3,86 Milliarden Euro. Mit 6148 Euro hat Kärnten im Bundesländ­ervergleic­h nach wie vor die höchste Pro-Kopf-Verschuldu­ng. Das Land setzte auch

Maßnahmen gegen die Teuerung. Personen mit geringem Einkommen erhielten 200 Euro Kärnten-Bonus. Für 2023 sind bereits 400 Euro fixiert.

Sozialrefe­rentin Beate Prettner (SPÖ) legte nach viel Kritik ein Pflegepake­t vor, das helfen soll, den eklatanten Fachkräfte­mangel abzuflache­n: 450 Euro monatliche Ausbildung­sprämie, das Zahlen des Schulgelde­s (eine wiederholt­e Forderung der FPÖ) und Anstellung­en schon während der zweijährig­en Ausbildung­szeit zur Pflegefach­assistenti­n sind die Inhalte. Der Selbstbeha­lt für mobile Pflege ist seit 1. Dezember um 33 Prozent gesenkt.

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RAUNIG Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ) und Martin Gruber (ÖVP): Der Streit um den Flughafen Klagenfurt sorgte zwischendu­rch für frostiges Klima in der Koalition

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