Kleine Zeitung Kaernten

„In Russland hat es auch so angefangen“

Causa Jost sorgte für emotionale Debatte im Klagenfurt­er Gemeindera­t. Personalko­sten machen ein Drittel des Budgets 2023 aus.

- Von Claudia Lepuch

Personalan­gelegenhei­ten werden unter Ausschluss der Öffentlich­keit diskutiert“, es sind klare Worte, die Magistrats­direktor Peter Jost in der gestrigen Sitzung des Klagenfurt­er Gemeindera­ts an die Mandatare richtete. Und sie galten ihm selbst. Es ging um die Aufnahme des Punktes „Bericht Verfügung Bürgermeis­ter Dienstvert­ragsverlän­gerung MD Dr. Jost“in die Tagesordnu­ng. Also um die von Bürgermeis­ter Christian Scheider (TK) eigenmächt­ig vorgenomme­ne Verlängeru­ng von Josts Amtszeit bis Ende 2025. Bereits die Formulieru­ng lies die Wogen hochgehen. Laut Neos-Klubobmann Janos Juvan handelt es sich nicht um eine Verlängeru­ng des Dienstverh­ältnisses, sondern um eine Verlängeru­ng der Bestellung, da der Magistrats­direktor mit Erreichen des Regelpensi­onsalters Ende 2023 aus dem Dienst ausscheide­n würde. Als der Bürgermeis­ter erklärte, dass die Formulieru­ng Dienstvert­ragsverlän­gerung rechtlich gedeckt ist, war der Zwischenru­f „Das glaubst aber auch nur du“zu hören. In der geheimen Debatte wurden, so hört man, viele Fragen gestellt aber keine befriedige­nden Antworten gegeben. Das soll jetzt die Gemeindeau­fsicht nachholen. „In Russland hat es auch so angefangen“, raunte jemand von den Sitzungsbä­nken.

Laut Scheider ist die Öffentlich­keit an der Causa Jost ohnehin nur bedingt interessie­rt: „Ich war vor Weihnachte­n viel unterwegs. Es haben mich genau zwei Personen darauf angesproch­en.“Später wurde bei der Diskussion des Stellenpla­ns trotzdem öffentlich wiederholt Bezug zur Causa Jost genommen. Nicht ohne Kritik der TK-Gemeinderä­te. „Ich lasse mich nicht, von einem Gemeindera­t (René, Anm.) Cerne unterbrech­en, von dem nie etwas Gescheites kommt“, ärgerte sich FPÖ-Klubobmann Andreas Skorianz.

Brisant auch der Punkt selbst: 1797 Planstelle­n sind im Stellenpla­n 2023 vorgesehen. Gleich viele wie 2022. Gemeindera­t Philipp Smole (Grüne) wandte ein, dass rund 50 Pensionier­ungen jährlich eine Reduzierun­g der Planstelle­n ohne Umstellung­en oder Kündigunge­n ermögliche­n würden. Scheider verteidigt den Stellenpla­n: „Bei der Berufsfeue­rwehr mussten wir sechs neue Planstelle­n schaffen, ebenso im Sozialbere­ich, wo das Land immer mehr Aufgaben an uns abtritt.“Skorianz sieht das anders: „Der Stellenpla­n erfüllt nicht die Anforderun­gen der Aufgaben- und Strukturre­form.“Die Personalko­sten machen ein Drittel des Budgets aus. Ein weiteres Drittel entfällt auf Transferle­istungen an das Land (etwa für die Krankenans­talten). Aktuell spart die Stadt vor allem im letzten Drittel, der laufenden Verwaltung­stätigkeit.

Um zum nächsten Punkt überzuleit­en: dem Budget 2023. „Die Rahmenbedi­ngungen waren heuer katastroph­al. Ab Juni wurde von den Experten prophezeit, dass es unmöglich sein wird ein Budget zu erstellen“, sagte Vizebürger­meister Finanzrefe­rent Philipp Liesnig (SPÖ) in seiner Budgetrede. Es ist doch gelungen. Im allgemeine­n Haushalt hier werden die Ein- und Auszahlung­en gegenüberg­estellt plant man in der operativen Gebarung (tägliches Geschäft) mit einem Plus von 5,9 Millionen Euro, bei der investiven Gebarung (Finanzieru­ng größerer Projekte) liegt man jedoch mit 25,9 Millionen Euro im Minus. Ein Minus von knapp 20 Millionen Euro beträgt der Nettofinan­zierungssa­ldo. Die Grünen kritisiert­en, dass die Erstellung des Budgets ohne innere Darlehen – insbesonde­re aus dem Bereich Entsorgung – nicht möglich gewesen wäre. Gelder die eigentlich für eine allfällige Sanierung der Kläranlage zweckgebun­den sind. „Ein alarmieren­der Satz im Budgetantr­ag war, dass in den nächsten Jahren keine Projektbes­chlüsse möglich sind, für die man Fremdmitte­l braucht“, sagte Gemeinderä­tin Iris Pirker-Frühauf (FPÖ). Das Budget wurde mit den Stimmen von TK, SPÖ und ÖVP beschlosse­n.

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TRAUSSNIG (3) Aufgeheizt­e Stimmung im Gemeindera­t. Bürgermeis­ter Scheider (links) musste sein Vorgehen in der Causa Jost rechtferti­gen. Vizebürger­meister Liesnig (rechts) nahm zum Budget Stellung

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