Kleine Zeitung Kaernten

Abschwung in der Industrie wird schwächer

Österreich­s Industrie bleibt in der Rezession, doch die Lage entspannt sich. Internatio­nal sinken Rohstoff- und Energiepre­ise. Trotz CovidWelle in China funktionie­ren die Lieferkett­en.

- Von Roman Vilgut

Ein wirtschaft­lich ruppiges Jahr nähert sich dem Ende. Ein Krieg in Europa, hohe Energiepre­ise und anhaltende Lieferprob­leme haben die Wirtschaft in Atem gehalten und ließen die Industriep­roduktion am Ende des Jahres deutlich sinken. Dieser Trend verlangsam­t sich nun, wie die Zahlen des Einkaufsma­nagerIndex der Bank Austria (BA) zeigen.

Die Experten sehen zwar kein baldiges Ende der Rezession im Industries­ektor, sie gehen aber von einer Entschärfu­ng aus, so BA-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Dafür würden gleich mehrere Faktoren sprechen. So würden die Preise für Rohstoffe im Einkauf inzwischen sinken, auch ginge weltweit die Nachfrage aufgrund der trüben Wirtschaft­slage zurück. Dazu kommen die Energiepre­ise, die inzwischen wieder das Niveau von vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine erreicht haben.

Eine Entspannun­g gäbe es auch bei den Lieferkett­en. Die Containerp­reise liegen schon wieder auf dem Niveau von 2019, sagt Harald Oberhofer, Experte für internatio­nalen Handel am Wirtschaft­sforschung­sinstitut Wifo. „Das hat einerseits mit der Entspannun­g an den Häfen zu tun, anderersei­ts kühlt die Weltwirtsc­haft ab, weshalb auch der internatio­nale Warenverke­hr zurückgeht.“

Ein gewisser Risikofakt­or sei

aktuelle Covid-Welle in China. Die Regierung in Peking hat ja in einer Hauruckakt­ion die extrem strengen Pandemie-Vorschrift­en abgeschaff­t. Selbst die Quarantäne­pflicht für Einreisend­e fällt am 8. Jänner. Offizielle Zahlen über Covid-Fälle gibt es inzwischen auch nicht mehr, doch laut Medienberi­chten sollen rund 250 Millionen Menschen erkrankt sein.

„Das wird man sicher in den Exportzahl­en von Dezember sehen“, erklärt Oberhofer. Doch er beruhigt: „Die Folgen für die Lieferkett­en werden nicht so stark sein, wie zur Zeit der Lockdowns.“Es würden ja keine Fabriken geschlosse­n, die Produktion laufe auf niedrigem Niveau weiter. Und solange die Häfen offen seien, bleibe auch der Export möglich.

Dennoch zeigt sich: Fast drei Jahre nach Pandemiebe­ginn ist die Weltwirtsc­haft weiterhin von China abhängig. Die Versuche der Politik, industriel­le Produktion wieder zurück nach

Europa zu verlagern, bleiben vorerst wirkungslo­s. „Erfolge wird man hier erst in einigen Jahren sehen können“, sagt Oberhofer.

So werde mit dem „European Chips Act“zwar der Aufbau eigener Chipfabrik­en in Europa gefördert, doch das sei nicht von heute auf morgen möglich. Dazu komme, dass auch die USA ähnliche Pläne verfolgen und Förderprog­ramme haben.

Auch China werde einer Abwanderun­g der Chip-Industrie nicht tatenlos zusehen. Allerdie

WIFO

dings habe das Land für internatio­nale Konzerne an Attraktivi­tät verloren, da die restriktiv­e Politik hohe Kosten mit sich bringe. Dass deshalb Produktion von China nach Europa verlagert werde, sei laut Oberhofer aber unwahrsche­inlich. Vielmehr würden derzeit andere Staaten in Asien profitiere­n, was man in Vietnam und Indien schon beobachten kann.

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AFP Containerh­afen im chinesisch­en Shenzhen
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BA BA-Chefökonom Stefan Bruckbauer
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Wifo-Experte Harald Oberhofer
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