Für Alpinchef Mandl fahren die Damen viel zu vorsichtig
Mikaela Shiffrin triumphiert am Semmering auch im zweiten Riesentorlauf. Haaser Achte. Heute Slalom.
Von einem Sieg in einem Riesentorlauf sind die ÖSVLäuferinnen in dieser Saison meilenweit entfernt. Was im vergangenen Winter bei Katharina Liensberger, Katharina Truppe oder Ramona Siebenhofer noch gut klappte, geht heuer – fast – immer schief. So auch gestern im zweiten Riesentorlauf am Semmering. Da lag Truppe nach dem ersten Durchgang noch auf Platz sechs. Alles hoffte auf den ersehnten Rang unter den Top fünf. Doch die Alt-Finkensteinerin stürzte im Finale: „Ich habe einen Schlag bekommen, die Ski sind zusammengeschlagen, das konnte ich nicht mehr korrigieren. Es tut schon sehr weh.“So blieb es Ricarda Haaser vorbehalten, als Achte zumindest für einen Top-Ten-Platz zu sorgen: „Langsam komme ich dorthin, wohin ich will – weiter nach vorne. Dazu fehlen mir noch die nötigen guten Ergebnisse.“
Auf gute Ergebnisse muss Mikaela Shiffrin nicht warten. Die USAmerikanerin gewann wie am Vortag, hält nun bei 79 Weltcupsiegen. In ihrer derzeitigen Form ist der 27-Jährigen der 80. Triumph im heutigen Nachtslalom zuzutrauen. Etwas zutrauen sollten sich auch die ÖSVDamen, denn die Kritik an ihren Leistungen im Riesentorlauf wird immer lauter. Alpinchef Herbert Mandl hielt sich am Zauberberg bei seiner Analyse nicht zurück: „Heute wäre ein Fortschritt möglich gewesen. Wenn die Damen coura
giert fahren, sind sie dabei. Doch das machen sie nicht. Sie können viel mehr, fahren aber immer mit zu viel Reserve. Ein Beispiel war Haaser. Sie ruft ihr Können nicht ab, traut sich nicht zu von oben bis unten Gas zu geben. Die Ski orientieren sich bei den Technikerinnen zu wenig nach unten.“
Mandl weiß, wie sich das ändern kann: „Ich habe mit den Trainern gesprochen, sie müssen darauf achten, dass die Frauen auch im Training mehr ans Limit gehen. Du kannst nicht im Training nur schön fahren, sie müssen schon dort mehr attackieren. Mit vorsichtigem Fahren bist du nicht an der Spitze. Gas geben musst du im Training üben, ebenso das Ausloten der Grenzen.“Auch ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober weiß: „Wir müssen an ein paar Schrauben drehen. Einen Podiumsplatz im Riesentorlauf haben wir derzeit nicht drauf.“