Warum man diesen Weg geht, bleibt mir ein Rätsel
Wenn ich derzeit mit unserem Hund draußen unterwegs bin, dann kommen fast Frühlingsgefühle auf – so warm ist es im Moment. Als Skisprungtrainer haben mir diese Witterungsverhältnisse kurz nach Weihnachten immer Sorgenfalten beschert, denn für die Vierschanzentournee sind das keine guten Vorzeichen. Zumindest nicht, wenn man beim alljährlichen ersten Großereignis gewinnen will.
Die Schanze in Oberstdorf ist trotz des Wärmeeinbruchs perfekt präpariert, die Veranstaltungen sind restlos ausverkauft. Die 71. Vierschanzentournee bietet wieder jene große Bühne für unsere Sportart, wie wir es vor der Pandemie gewohnt waren. Bei den Sportlern ist heuer in mehrfacher Hinsicht Anpassungsfähigkeit gefragt: Zum einen ist es der nicht mehr gewohnte Rahmen mit Tausenden Zuschauern, Presse- und Sponsorenterminen, der für zusätzlichen Druck sorgt. Zum anderen können eben die Windund Wetterverhältnisse für einiges Durcheinander sorgen. Temperaturen um die 10 Grad und Südströmung – das wünscht man sich als Trainer für seine Athleten nicht. Gerade jene, die Chancen auf den Gesamtsieg haben, müssen fürchten, dass sie durch einen unglücklichen Zufall vom Winde verweht werden. Doch nicht nur jeder Einzelne muss mental gerüstet sein, auch der Gesamtzustand des kompletten Teams mit allen Betreuern muss passen. Wir haben damals für solche Situationen spezielle Konzepte erarbeitet, federführend war dabei oft Marc Nölke, der jetzt Co-Trainer in Polen ist.
Doch nicht nur die Herren, auch die Damen betraten in Villach eine besondere Bühne. Allerdings fällt jene der Frauen bei der Silvestertournee vergleichsweise klein aus, und wird so im Schatten der Vierschanzentournee bleiben. Zwar finden heuer schon vier Bewerbe auf zwei Schanzen statt, doch es bleibt mir ein Rätsel, warum man diesen Weg geht. Eva Pinkelnig und ihre Kolleginnen hätten dieselbe Aufmerksamkeit verdient wie Stefan Kraft und Co.
Alexander Pointner gewann als Skisprungtrainer 32 Medaillen bei Großereignissen.