„Ich habe eine gute Tankstelle“
Die Vorarlbergerin Eva Pinkelnig (34) war im ersten Villach-Bewerb eine Klasse für sich. Sie strotzt nur so vor Energie und Selbstvertrauen.
Vor wenigen Tagen antwortete sie auf die Frage, ob ihr die Schanze in Villach liegt, trocken: „Wenn man in Form ist, liegt einem jede Schanze.“Nach dieser Aussagen musste sich die Konkurrenz regelrecht warm anziehen, denn Eva Pinkelnig hielt ihr Wort. Die 34-Jährige feierte im ersten Bewerb des „Silvester Tournaments“in Villach vor 2000 Fans im Auslauf einen souveränen Sieg und streift sich erneut das Gelbe Trikot über.
„Es war der perfekte Start nach der Weihnachtspause. Danke ans gesamte Betreuerteam. In jedem Wettkampf hat man Herausforderungen zu bewältigen und wir finden derzeit mit ehrlicher Kommunikation immer wieder Lösungen, um mich optimal einzustellen“, erklärt die Vorarlbergerin und verdeutlicht, „dass wir alle kei
ne Roboter sind. Es gibt Dinge, die einen belasten, wie beispielsweise einmal eine schlaflose Nacht. Doch wenn man dann immer in den Moment zurückfindet, hat man das Beste herausgeholt. Nur so kann ich Gas geben. Und bei dieser Stimmung kann man nur über sich hinauswachsen.“
Pinkelnig, deren Vater aus Klein St. Paul im Görtschitztal stammt, strotzte bei der Weltcuppremiere nach ihrer Weitenjagd nur so vor Energie. Die mehrfach geballte Faust ließ einiges von ihr abfallen. „Ich habe eine gute Tankstelle, die aber geheim bleibt. Und Emotionen müssen raus. Das bin eben ich.“
Sara Marita Kramer flog als zweitbeste Österreicherin auf Rang fünf, Chiara Kreuzer wurde 13. Die 21-jährige Kärntner Lokalmatadorin Hannah Wiegele verpasste als 39. den Sprung in den Finaldurchgang.
Heute (13 Uhr, ORF 1, live) will das ÖSV-Team abermals den Flow der Fans aufsaugen. Doch was kann Pinkelnig noch besser machen? „Wenn ich meine Sprünge analysiere, sehe ich noch viel Potenzial. Ich muss weiterhin g’scheit in der Hocke sitzen und darf nicht herumzappeln. Wenn mir das erneut so gelingt, treffe ich den Absprung gut und in der Luft mache ich instinktiv sehr viel richtig.“
Die fünffache Weltcupsiegerin hat sich nach einem Schädelhirntrauma und lebensbedrohlichem Milzriss mit einem unbändigen Willen an die Weltspitze zurückgekämpft und ist nun in die Rolle als große Gejagte geschlüpft. Partymaus ist sie keine. „Ich hab’s lieber gemütlicher, aber eine Runde schmeiß ich heute Abend sicher.“
Das Medienaufgebot gleicht einer kleinen Sensation. 15 Fernsehstationen, von Japan über Norwegen bis in die USA, berichten aus Villach – darunter neun live. Die Skisprungdamen werden einem Millionenpublikum präsentiert. Männliche Rettl-Models im Kilt begleiteten die Siegerinnen im Auslauf bei der Flower-Zeremonie. Als echter Eyecatcher entpuppte sich obendrein das „Formel 1 Motorhome“von Red Bull, als Areal für die VIPs.