Kleine Zeitung Kaernten

Warum Steirer und Kärntner so lange warten

Aktuelle Zahlen zeichnen ein ernüchtern­des Bild: Bei der Erstattung der Wahlarztre­chnungen geht es schleppend voran.

- Von Anna Stockhamme­r

1 Wie lange muss ich auf mein Geld warten?

ANTWORT: In Kärnten und in der Steiermark wartet man derzeit bis zu zweieinhal­b Monate, bis einem ein Teil der Wahlarztko­sten rückerstat­tet wird, heißt es von der Österreich­ischen Gesundheit­skasse (ÖGK). Leserinnen und Leser der Kleinen Zeitung berichten allerdings regelmäßig, dass sie bis zu einem halben Jahr oder länger warten.

2 Warum geht das in den anderen Bundesländ­ern schneller?

ANTWORT: In Kärnten und in der Steiermark wartet man im Vergleich zu den anderen Bundesländ­ern am längsten. Am schnellste­n geht es laut ÖGK in Oberösterr­eich und Salzburg, da wartet man etwa drei Wochen auf die Rückerstat­tung. Es mache einen Unterschie­d, ob die Rechnungen auf Papier, online über „MeineÖGK“von den Patientinn­en und Patienten

über das elektronis­che System WAHonline von den Ärztinnen und Ärzten selbst eingereich­t werden. Am „aufwendigs­ten und zeitintens­ivsten“zu bearbeiten sind Papierrech­nungen. Per WAHonline eingereich­te Rechnungen können nach Angaben der Kasse in Kärnten und in der Steiermark binnen drei Wochen bearbeitet werden. Daher will die ÖGK, dass mehr Wahlärzte WAHonline nutzen (siehe Frage 4). Generell werden laut der ÖGK in ganz Österreich immer mehr Rechnungen eingereich­t – in manchen Bundesländ­ern waren es 2022 um bis zu 25 Prozent mehr als 2021. Das Personal habe man aufgestock­t, heißt es, um wie viele Personen, wollte man nicht sagen.

3 Wie viele Rechnungen bekommt die ÖGK?

ANTWORT: Österreich­weit waren es letztes Jahr 3,9 Millionen Rechnungen, die meisten davon gelangten auf Papier ein (rund 60 Prozent), 31 Prozent wurden über „MeineÖGK“eingereich­t und nur neun Prozent über WAHonline. In Kärnten und in der Steiermark wird sogar noch mehr auf Papier eingereich­t. Ganz konkret waren es in Kärnten 215.753 Rechnungen (davon 62 Prozent auf Papier, 30 Prozent über „MeineÖGK“und acht Prozent über WAHonline), und in der Steiermark 570.424 Rechnungen (davon 74 Prozent auf Papier, 19 Prozent über „MeineÖGK“und sieben Prozent über WAHonline). Der Grund für die vielen Rechoder

nungen? Immer mehr Menschen nehmen Wahlärzte in Anspruch, meint die ÖGK. Seit Jahren steigt österreich­weit die Zahl der Wahlärzte, die der Kassenärzt­e sinkt. Oft bleibt nur der Wahlarzt als Option.

4 WievieleÄr­ztenutzen WAHonline?

ANTWORT: Wie schon die Zahl der eingereich­ten Rechnungen vermuten lässt, verwendet nur ein Bruchteil aller Wahlärzte WAHonline. Seit letztem Jahr wird den Wahlärzten das System angeboten. Es gibt keine

Pflicht, es zu nutzen. Letztes Jahr haben 632 von 11.895 Ärzten Rechnungen via WAHonline eingereich­t. In der Steiermark gibt es 1435 Wahlärzte, nur 115 davon reichten per WAHonline ein. In Kärnten waren es überhaupt nur 31 von 680 Ärzten.

5 Warum so wenige?

ANTWORT: WAHonline war nicht in allen Bundesländ­ern zugleich verfügbar. Oberösterr­eich gehörte zu den ersten, die Steiermark und Kärnten zu den letzten Ländern. Ein Grund, warum WAHonline nicht so gut angenommen wird, liegt laut Momen Radi vom Wahlärzter­eferat der Ärztekamme­r darin, dass das System „nicht billig“ist. Zwischen 400 und 500 Euro kostet es – exklusive der Anschaffun­g der elektronis­chen Leitung und der laufenden Betriebsko­sten. Wobei die ÖGK eine Förderung von bis zu 500 Euro anbietet. „Ein Wahlarzt, der viele Patienten hat, wird das machen. Ein Arzt, der nur nebenberuf­lich eine Wahlarztpr­axis betreibt, wahrschein­lich nicht. Als Wahlarzt ist man dem wirtschaft­lichen Risiko voll ausgesetzt. Daher wird sich jeder überlegen: Brauch ich das überhaupt?“, sagt Radi.

6 Wann sind kürzere Wartezeite­n in Sicht?

ANTWORT: Es scheint sich zumindest langsam etwas zu tun. Im Vergleich zu 2021 haben 2022 drei Mal so viele Ärzte WAHonline verwendet. Auch der Anteil an WAHonlineR­echnungen ist laut ÖGK heuer gestiegen: In Kärnten und in der Steiermark von acht bzw. sieben Prozent auf 19 Prozent (Zahlen von März). ÖGK und Ärztekamme­r würden derzeit über Anreize sprechen. Die Ärztekamme­r will eine höhere Erstattung. Aktuell erstattet die ÖGK bei den Wahlärzten ja bis zu 80 Prozent des Kassentari­fs. 20 Prozent behalte man für den Aufwand der Abrechnung. Mit WAHonline würden diese Kosten aber wegfallen. Ein Ergebnis dieser Gespräche gibt es noch nicht. Wann sich also die Wartezeite­n für Steirer und Kärntner spürbar verkürzen, ist unklar.

 ?? ??
 ?? ADOBE STOCK ?? Seit Jahren warten Steirer und Kärntner am längsten
ADOBE STOCK Seit Jahren warten Steirer und Kärntner am längsten

Newspapers in German

Newspapers from Austria