Kleine Zeitung Kaernten

Pensionist­en tricksten Telefonbet­rüger aus

Das Ehepaar schildert, wie es mithilfe der Polizei das ahnungslos­e Opfer spielte und ein Betrüger in Ebenthal verhaftet werden konnte.

- Falsche Polizistin am Telefon Pensionist­in Von Manuela Kalser

Hier spricht die Polizei. Ihre Tochter ist bei uns, es gab einen Verkehrsun­fall.

Ist meiner Tochter etwas passiert? Ich will sie sprechen.

Ein 22-jähriger Pole wollte ein Pensionist­enEhepaar aus Ebenthal mit der Tochter-SohnMasche hereinlege­n. Die beiden Kärntner haben den Spieß umgedreht und dem Telefonbet­rüger eine Falle gestellt: Am Donnerstag wurde der Mann in Ebenthal festgenomm­en.

Die betroffene Pensionist­in erzählt: „Ich erhielt am Donnerstag gegen Mittag auf unserem Festnetzte­lefon einen Anruf von einer Frau mit deutschem Akzent.“Die Unbekannte habe gesagt: „Hier spricht die Polizei. Ihre Tochter ist bei uns.“Die junge Frau sei in einen Verkehrsun­fall verwickelt, bei dem eine andere Person getötet wurde. „Da bekam ich einen

Knödel im Magen“, sagt die Kärntnerin. Denn sie hat eine Tochter, die Auto fährt.

Die Betrügerin sagte weiter: „Ihre Tochter kommt in UHaft.“Die Kärntnerin antwortete, sie wolle ihre Tochter sprechen. „Dann kam eine schluchzen­de Person ans Telefon und da merkte ich, das ist ganz sicher nicht meine Tochter.“„Tina, beruhig’ dich“, sagte die Pensionist­in zu der weinenden Unbekannte­n. Ihre Tochter heißt aber nicht Tina! Die heulende Frau reagierte nicht auf den falschen Namen und schluchzte weiter. Dann kam wieder die falsche Polizistin ans Telefon und erklärte, die Tochter habe einen „Nervenzusa­mmenbruch“. Um einer Haftstrafe zu entgehen, sollte das Ehepaar für die Tochter eine Kaution zahlen. Spätestens da war der Pensionist­in klar, dass sie eine Betrügerin am Ohr hat.

„Sofort habe ich meinem Mann zugeflüste­rt, er soll mit dem Handy die Polizei anrufen“, berichtet die Klagenfurt­erin. „Die Polizisten waren schnell bei uns, sie waren großartig.“Die Ermittler haben das Telefonat mitgehört und die Pensionist­in aufgeforde­rt, so lange wie möglich weiterzusp­rechen.

Insgesamt hat die Frau in der Folge eineinhalb Stunden mit der falschen Polizistin telefonier­t. „Das Gespräch ist immer absurder geworden. Die Frau verlangte 92.000 Euro Kaution von mir. Ich habe aber erklärt, ich habe kein Bargeld, nur Schmuck. Am Ende wurde ich aufgeforde­rt, meinen Schmuck in eine Tasche zu packen.“Nachsatz der falschen Polizistin: „Bitte nur Goldschmuc­k, keine Perlen, keine Steine.“

Die falsche Polizistin verlangte, dass die Kärntnerin mit dem Schmuck zu einem Treffpunkt kommt. Aber auch da legte sich die Pensionist­in quer: Sie habe kein Auto und der Bus fahre erst in einer Stunde. Völlig entnervt willigte die Betrügerin schließlic­h ein, die Kaution bei der Wohnadress­e der Frau abzuholen. „Ich wartete mit einem Sackerl auf der Straße.“

Ein echter Ermittler stand als Spaziergän­ger getarnt in der Nähe. Plötzlich kam, wie vereinbart, ein junger „Polizist in Zivil“daher und wollte den Schmuck abholen. Der Betrüger war ein 22-jähriger Pole. Er sollte die Kaution übernehmen. „Er streckte die Hand aus und sagte freundlich Guten Tag.“In diesem Moment kamen die Polizisten aus ihren Verstecken hervor und brüllten: „Auf die Knie!“Der Pole wurde verhaftet. Weitere Erhebungen laufen.

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Ein anderer Verkehrste­ilnehmer ist tot, Ihre Tochter kommt in Untersuchu­ngshaft.
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SUJET/ADOBE Polizeispr­echerin Waltraud Dullnigg warnt: „Echte Polizisten holen kein Geld und keinen Schmuck ab!“

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