Was den Privatjet-Verkehr antreibt
Bedarfsluftfahrt in Österreich: Wie die Branche von der Pandemie profitiert hat, wer die Nutzer der „Business Aviation“sind und was bei Privatjet-Flügen echter Luxus ist.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace lenkt mit ihrer aktuellen Forderung nach einem Privatjet-Verbot in Österreich gerade die Aufmerksamkeit auf eine Branche, die unter dem Generalverdacht steht, nur den dekadenten Luxus der vermeintlich Reichen zu bedienen – und dabei, so die GreenpeaceAnalyse, immer mehr Geschäft macht.
Alexander Vagacs, Chef des größten österreichischen Privatjet-Anbieters Avcon Jet und Ausschussmitglied der Berufsgruppe Luftfahrt in der Bundeswirtschaftskammer, rückt die Dimensionen zurecht: Während der Pandemie habe die Branche davon profitiert, dass Business-Jets die Ersten waren, die nach den Einschränkungen wieder fliegen konnten. Jetzt pendle sich die Anzahl der Flüge wieder auf dem Vor-CoronaNiveau ein. Vagacs: „In Europa gab es zwischen 2021 und 2022 11,8 Prozent Wachstum im Geschäftsflugverkehr, in Österreich 7,6 Prozent, am Flughafen Wien war es ein Minus von drei Prozent – weil Wien mit dem Öffnen der Linienluftfahrt schneller war als andere Flughäfen.“
Vergleichen wir die Zahlen von Wien, so gab es 2020 rund 6300 Abflüge im Bereich der Business Aviation, 2021 waren es 8300 und 2022 rund 8000. Wichtig für die Einordnung: 2012 wurden am Flughafen Wien 8700 Abflüge im Business-Bereich verzeichnet. „Österreich und Europa spielen im gleichen Konzert: Seit August des Vorjahres geht die Anzahl der Flüge zurück, weil die Linienverbindungen gut sind.“
Die Gesamtluftfahrt wächst um etwa drei Prozent pro Jahr – „das gilt im langjährigen Durchschnitt auch für die Geschäftsluftfahrt, deren Anteil an der Gesamtluftfahrt bei etwa sieben Prozent liegt“.
In Österreich verzeichnet die Branche in etwa 30 Unternehmen, die (auch) Geschäftsflüge anbieten – nur eine Handvoll davon betreibt mehr als zehn Flugzeuge gewerblich. Die Geschäftsmodelle sind unterschiedlich: Während Avcon Jet mit seinen rund 60 Flugzeugen in Österreich nur Operator ist, also Flü
ge, Wartung etc. durchführt, die Maschinen aber das Eigentum diverser Unternehmen sind, stehen die Flugzeuge des Linzer Mitbewerbers GlobeAir, um nur ein Beispiel zu nennen, im Besitz der Firma. Platz ist in den Maschinen des Ersteren für maximal acht Passagiere, während Letzterer auf insgesamt 21 kleinere Maschinen für vier Personen setzt. Die großen Kostentreiber aus der Sicht von GlobeAir-Gründer Bernhard Fragner: „Das Investment – die Maschinen kosten mehrere Millionen Dollar – und das Personal.“Zwei Piloten pro Flug sind Vorschrift.
Aber kommen wir nun auf das Thema Luxus zu sprechen. Für Business-Aviation-Kundinnen und -Kunden ist Zeit der größte Luxus, wie Insider betonen.
Zum überwiegenden Teil handelt es sich dabei um Unternehmer bzw. wirtschaftliche Entscheidungsträger.
Die Passagiere werden zur Wunschzeit vom Abflugort auf direktem Weg an ihr Ziel gebracht, dort warten Piloten und das Flugzeug, bis die Passagiere ihre Termine erledigt haben und bringen sie wieder nach Hause. Oft fliegt man nach dem ersten Termin auch zu einem zweiten an einem anderen Ort. Wer auf diese Weise zu Tagesrandzeiten unterwegs ist, hat im Linienflug so gut wie keine Alternativen.
Menschen, die sich per Privatjet einen Urlaub in Nizza und Co gönnen, kommen als
Privatjet-Nutzer zwar ebenfalls vor, aber sie sind die Minderheit, wie man in der Branche betont. „70 Prozent sind Geschäftsreisen, der Rest sind Urlaube und Spezialtransporte“, sagt Vagacs. Der Spezialbereich umfasst neben dem Transport von Organen oder beispielsweise radioaktiven Isotopen (Nuklearmedizin), die so schnell wie möglich zum Patienten müssen, auch CargoFlüge. Bei einem Ausfall von Produktionsketten in einer Firma, wo Stillstand ein Vermögen kostet, liefert meist die Business Aviation die nötigen Ersatzteile – oder auch, wenn ein Linienflugzeug wegen eines technischen Gebrechens nicht vom Fleck kommt.