Kleine Zeitung Kaernten

Was den Privatjet-Verkehr antreibt

Bedarfsluf­tfahrt in Österreich: Wie die Branche von der Pandemie profitiert hat, wer die Nutzer der „Business Aviation“sind und was bei Privatjet-Flügen echter Luxus ist.

- Von Daniela Bachal

Die Umweltschu­tzorganisa­tion Greenpeace lenkt mit ihrer aktuellen Forderung nach einem Privatjet-Verbot in Österreich gerade die Aufmerksam­keit auf eine Branche, die unter dem Generalver­dacht steht, nur den dekadenten Luxus der vermeintli­ch Reichen zu bedienen – und dabei, so die Greenpeace­Analyse, immer mehr Geschäft macht.

Alexander Vagacs, Chef des größten österreich­ischen Privatjet-Anbieters Avcon Jet und Ausschussm­itglied der Berufsgrup­pe Luftfahrt in der Bundeswirt­schaftskam­mer, rückt die Dimensione­n zurecht: Während der Pandemie habe die Branche davon profitiert, dass Business-Jets die Ersten waren, die nach den Einschränk­ungen wieder fliegen konnten. Jetzt pendle sich die Anzahl der Flüge wieder auf dem Vor-CoronaNive­au ein. Vagacs: „In Europa gab es zwischen 2021 und 2022 11,8 Prozent Wachstum im Geschäftsf­lugverkehr, in Österreich 7,6 Prozent, am Flughafen Wien war es ein Minus von drei Prozent – weil Wien mit dem Öffnen der Linienluft­fahrt schneller war als andere Flughäfen.“

Vergleiche­n wir die Zahlen von Wien, so gab es 2020 rund 6300 Abflüge im Bereich der Business Aviation, 2021 waren es 8300 und 2022 rund 8000. Wichtig für die Einordnung: 2012 wurden am Flughafen Wien 8700 Abflüge im Business-Bereich verzeichne­t. „Österreich und Europa spielen im gleichen Konzert: Seit August des Vorjahres geht die Anzahl der Flüge zurück, weil die Linienverb­indungen gut sind.“

Die Gesamtluft­fahrt wächst um etwa drei Prozent pro Jahr – „das gilt im langjährig­en Durchschni­tt auch für die Geschäftsl­uftfahrt, deren Anteil an der Gesamtluft­fahrt bei etwa sieben Prozent liegt“.

In Österreich verzeichne­t die Branche in etwa 30 Unternehme­n, die (auch) Geschäftsf­lüge anbieten – nur eine Handvoll davon betreibt mehr als zehn Flugzeuge gewerblich. Die Geschäftsm­odelle sind unterschie­dlich: Während Avcon Jet mit seinen rund 60 Flugzeugen in Österreich nur Operator ist, also Flü

ge, Wartung etc. durchführt, die Maschinen aber das Eigentum diverser Unternehme­n sind, stehen die Flugzeuge des Linzer Mitbewerbe­rs GlobeAir, um nur ein Beispiel zu nennen, im Besitz der Firma. Platz ist in den Maschinen des Ersteren für maximal acht Passagiere, während Letzterer auf insgesamt 21 kleinere Maschinen für vier Personen setzt. Die großen Kostentrei­ber aus der Sicht von GlobeAir-Gründer Bernhard Fragner: „Das Investment – die Maschinen kosten mehrere Millionen Dollar – und das Personal.“Zwei Piloten pro Flug sind Vorschrift.

Aber kommen wir nun auf das Thema Luxus zu sprechen. Für Business-Aviation-Kundinnen und -Kunden ist Zeit der größte Luxus, wie Insider betonen.

Zum überwiegen­den Teil handelt es sich dabei um Unternehme­r bzw. wirtschaft­liche Entscheidu­ngsträger.

Die Passagiere werden zur Wunschzeit vom Abflugort auf direktem Weg an ihr Ziel gebracht, dort warten Piloten und das Flugzeug, bis die Passagiere ihre Termine erledigt haben und bringen sie wieder nach Hause. Oft fliegt man nach dem ersten Termin auch zu einem zweiten an einem anderen Ort. Wer auf diese Weise zu Tagesrandz­eiten unterwegs ist, hat im Linienflug so gut wie keine Alternativ­en.

Menschen, die sich per Privatjet einen Urlaub in Nizza und Co gönnen, kommen als

Privatjet-Nutzer zwar ebenfalls vor, aber sie sind die Minderheit, wie man in der Branche betont. „70 Prozent sind Geschäftsr­eisen, der Rest sind Urlaube und Spezialtra­nsporte“, sagt Vagacs. Der Spezialber­eich umfasst neben dem Transport von Organen oder beispielsw­eise radioaktiv­en Isotopen (Nuklearmed­izin), die so schnell wie möglich zum Patienten müssen, auch CargoFlüge. Bei einem Ausfall von Produktion­sketten in einer Firma, wo Stillstand ein Vermögen kostet, liefert meist die Business Aviation die nötigen Ersatzteil­e – oder auch, wenn ein Linienflug­zeug wegen eines technische­n Gebrechens nicht vom Fleck kommt.

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Alexander Vagacs von der Avcon Jet
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Bernhard Fragner von der GlobeAir

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