Kleine Zeitung Kaernten

Geschüttel­t und gerührt

Radeln rund um Rovinj: Drei Biketouren an der Westküste Istriens, rund um die bezaubernd­e Hafenstadt.

- Von Claudia Gigler

Wolken über Rovinj. Am Abend war es das Blutrot der untergehen­den Sonne, das in seinen Bann gezogen hat. Am Morgen ist noch nicht ganz klar, ob sich die Schleusen des Himmels nicht doch noch öffnen werden. Es ist diesmal nicht der Strand, der ans Meer lockt, sondern die Landschaft dahinter, um sie mit dem Drahtesel zu erkunden.

Der erste Tag führt nach Süden: Viele Kilometer geht es an der Küste entlang, ein Naturschut­zgebiet, weitgehend unverbaut. Es beginnt mit dem

Park Zlatni rt, „Goldenes Kap“, – El Dorado der Wanderer, der Radfahrer, aber auch der Kletterfre­unde. Geübte Sportler erklimmen die Felsen, daneben kraxeln Familien mit Kindern, für jeden ist was dabei.

Weiter geht’s in Richtung des wunderschö­nen Cisterna Beach – alles naturbelas­sen, keine Liegestühl­e, keine Sonnenschi­rme. Wir zweigen ab, ins Landesinne­re, die Route ist mit der App „komoot“geplant und führt über zauberhaft­e Nebenstraß­en und Schotterwe­ge. Der eine oder andere „trullo“überrascht uns: Wir kennen die runden Stein

am Feld aus Apulien, hier heißen sie „kazˇun“.

Monkodonja, zu deutsch „Quittenber­g“, eine Bergsiedlu­ng aus der Bronzezeit, liegt vor uns. Die Reste einer oberen und einer unteren Stadt legen Zeugnis ab von großstädti­schem Treiben zwischen 1800 und 1200 vor Christus. Von dort geht es rasch wieder hinunter nach Rovinj, der Hafen und seine Lokale rufen. Vor ihrem Untergang lässt sich auch die Sonne noch einmal blicken und schickt wärmende Strahlen.

Der schmucke Ort Bale steht

tags darauf auf dem Programm. Diesmal geht es hinter dem Monkodonja vorbei in Richtung Südosten. Beschaulic­he Wege führen durch Wiesen, Weinberge und Olivenhain­e. Pittoresk schmiegen sich die alten Steinhäuse­r von Bale kreisförmi­g an den Hügel.

Der Rückweg führt zunächst noch ein Stück nach Norden und dann über die alte Eisenbahns­treckeˇvon Kanfanar nach Rovinj, die Strika-Ferata, in die wir kurz vor Rovinjsko Selo einsteigen. Der Körper wird auf dem Schotter grob geschüttel­t, genießt dann aber die lange Abhäuschen

fahrt. Das Ziel an Tag drei: der Limski Kanal. Elf Kilometer lang ist der schmale Meeresarm. Geradelt wird dem Bergrücken entlang, der zwischen Radweg und dem Ufer liegt. Ein schmaler Abstich führt hin zu einem Aussichtsp­unkt, von dem aus man den Blick über das Wasser schweifen lassen kann. Der Abstieg dorthin, wo die Muscheln und Fische warten, ist steil. Stellenwei­se muss man das Rad schieben, die Rast am Kanal genießen wir– und nicht nur wir: Die wenigen Lokale haben große Anziehungs­kraft auf Ausflügler.

Weniger Menschen verschlägt es nach Dvigrad, eine riesige, verlassene Ruinenstad­t, hoch oben auf einem Hügel. Gegenüber lag dereinst noch eine zweite Burg, daher der Name Dvigrad, „zwei Städte“. Dunkle Wolken sorgen für die passende Stimmung über den Gerippen aus Stein.

Dvigrad gehört zu Kanfanar, und die alte Eisenbahns­trecke von Kanfanar nach Rovinj kennen wir schon. Finale beim Sundowner im Hafen: geschüttel­t vom Ritt über den Schotter, ein letztes Mal gerührt vom Sonnenunte­rgang.

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Die Hafenstadt Rovinj ist perfekter Ausgangspu­nkt für Radtouren durch das Hinterland
 ?? ?? Die Ruinenstad­t von Dvigrad ist seit 1631 verlassen
Die Ruinenstad­t von Dvigrad ist seit 1631 verlassen
 ?? ?? Der Naturpark auf der Halbinsel
Der Naturpark auf der Halbinsel
 ?? ANZEIGE ?? Die bronzezeit­liche Siedlung Monkodonja und der naturbelas­sene Cisterna Beach
ANZEIGE Die bronzezeit­liche Siedlung Monkodonja und der naturbelas­sene Cisterna Beach
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 ?? ADOBE STOCK (4), GIGLER (2), IMAGO ?? Der Fahrradwan­derweg Strika-Ferata verläuft entlang der ehemaligen Bahnstreck­e von Kanfanar nach Rovinj
ADOBE STOCK (4), GIGLER (2), IMAGO Der Fahrradwan­derweg Strika-Ferata verläuft entlang der ehemaligen Bahnstreck­e von Kanfanar nach Rovinj
 ?? ?? Hoch auf einem Karsthügel thront Bale
Hoch auf einem Karsthügel thront Bale
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Zlatni rt

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