Mit der Nase auf Zeitreise
„The Five Devils“von Filmemacherin Léa Mysius ist ein hypnotisierendes Filmrätsel einer Kindheit. Und ein Film über Gerüche.
Vicky (Sally Dramé) ist acht Jahre alt. Sie sammelt in ordentlich beschrifteten Gläsern Gerüche, unter anderem den ihrer Mutter Joanne (Adèle Exarchopoulos), zu der sie eine enge Beziehung hat. Als die Schwester des Vaters, Julia (Swala Emati), nach einem Gefängnisaufenthalt bei der Familie einzieht, entstehen Risse. Vicky wird dank ihrer gesammelten Gerüche zur Zeitreisenden, die erkennt, was seinerzeit beim großen Brand im Dorf wirklich passierte.
„The Five Devils“ist Léa Mysius’ zweiter Spielfilm. Die französische Regisseurin, die bisher auch als Drehbuchautorin für Größen wie Claire Denis und Jacques Audiard in Erscheinung getreten ist, sagt über Gerüche: „Es ist wie bei den Madeleines bei Proust: Sobald man
etwas riecht, reist man in die Vergangenheit zurück, das kennen wir alle. Die wissenschaftliche Erklärung dafür ist: Die Erinnerung und der Geruchssinn liegen im Gehirn sehr nahe beieinander, deshalb kommunizieren sie so gut.“
Für „Five Devils“entwickelte die 34-Jährige eine einzigartige Bildsprache, die mit Farben arbeitet: „Ich habe den Film mit meinem Kameramann Paul Guilhaume geschrieben. Ich habe eine naturalistische Herangehensweise, aber es gibt auch ein magisches Element. Wir haben auch auf 35-mmFilm gedreht, die Magie kommt teilweise aus dieser Entscheidung, aus der Textur des Filmmaterials. Das Material ist in der Farbe, im Licht, man spürt es, wenn man das Unsichtbare filmt – und das ist ja per Definition ein Teil des Filmemachens. In diesem Fall filmen wir Gerüche und Erinnerungen. Träume sind unsichtbare Materie.“
Dass ein sehr bekannter Popsong, nämlich Bonnie Tylers „Total Eclipse of the Heart“, Teil des Soundtracks werden konnte, habe das Budget gar nicht so stark belastet. „Wir hatten ein Budget von 2,9 Millionen Euro, das ist nicht so viel, die Nutzungsrechte am Song haben weniger als 50.000 Euro gekostet“, sagt Mysius.