Sein Instrument ist eine Rockband
Österreichs Parade-Akkordeonist Otto Lechner kommt mit „The Dark Side of the Moon“zum Klagenfurt Festival.
Wirklich daheim bin ich nirgends und ich mache alles“, sagt Otto Lechner. Nun, zu Hause ist Österreichs Parade-Akkordeonist natürlich in der Musik, und dieser gewinnt er enorm viele Seiten ab. Das liegt unter anderem daran, dass das Akkordeon „ein ganzes Orchester sein kann“, sagt der 59-Jährige. Und eine Rockband. Das beweist er am Dienstag beim Klagenfurt Festival, wenn der blinde Musiker Pink Floyds ikonisches Album „The Dark Side of the Moon“solo interpretiert – selbstverständlich inklusive der berühmten Geräusche wie dem Ticken der Uhr. Unterstützt wird er dabei nur in einigen wenigen Momenten von Pamelia Stickney am Theremin und dem Gitarristen Karl Ritter. „Und weil die nicht nur für ein paar Töne nach Klagenfurt reisen sollen, werden wir danach auch noch gemeinsam im Trio spielen“, kündigt Otto Lechner an.
Dabei war der Niederösterreicher, der gemeinsam mit dem Kabarettisten Josef Hader die Schulbank im Stiftsgymnasium
Melk gedrückt hat, nie ein ausgewiesener Fan von Pink Floyd: „Aber dieses Album hat mich natürlich seit 45 Jahren begleitet“, erzählt er.
Für seine Version hat er nun die englischen Zwischentexte der Band zum Teil durch KafkaTexte ersetzt: „Es geht auf dem Album ja auch um den ganzen Wahnsinn von militärischen Auseinandersetzungen. Und auch bei Kafka geht es darum, dass der Mensch sich fremd und unverstanden fühlt und dann in Gruppen formiert, die sich gegenseitig befetzen.“
Dass Otto Lechner in so vielen Musikstilen daheim ist, liegt sicher auch daran, dass er sich schon als Zehnjähriger als Alleinunterhalter und später mit einer Band sein Taschengeld verdient hat. Auf seiner Homepage kann man nachlesen, dass er auf „Schul- und Dorffesten, in Gast- und Kunsthäusern, im Rahmen von Taufund Sterbefeiern“oder „für Schau- und Hörspiel“und als „Ton- und Kleinkünstler“aufgetreten ist.
Nach der Matura merkte er bei vielen gemeinsamen Konzerten mit Josef Hader, dass man „von Musik auch leben kann“. Das geplante Studium der Musikwissenschaften und der Sinologie scheiterte daran, dass er als Blinder unter anderem keine Partituren hätte lesen können, aber „ich hätte ohnehin keine Zeit mehr zum Studieren gehabt“, sagt Lechner, dessen Lebensgefährtin, die Schauspielerin Anne Bennent, im Rahmen eines JosefWinkler-Abends ebenfalls beim Klagenfurt Festival zu Gast sein wird.
Das Paar lebt in Wien und in Gars am Kamp im Waldviertel, wo Otto Lechner im nahe gelegenen Horn auch das Festival „Invention and Memories“(8. bis 11. Juni) leitet. Musik und auch die Literatur sind für ihn Hilfsmittel, um Verborgenes wahrzunehmen. Daran könnte man sich beim Pink-FloydAbend ein Vorbild nehmen: Augen zu und genießen. Dann wird man sicher viel Neues entdecken.