Kleine Zeitung Kaernten

Abschied von den eigenen Budgetziel­en

Der letzte Haushalt der türkis-grünen Regierung fällt üppig aus, aber ohne klare Schwerpunk­te. Dafür mit einem Pensionspr­oblem.

- Grafik: Silke Ulrich; Foto: APA; Quelle: BMF, eigene Berechnung­en

Eigentlich war der Plan ein anderer. Nach der kriegsbedi­ngten Verlängeru­ng von „Koste es, was es wolle“im Vorjahr sollte die Republik ab 2024 auf einen budgetären Konsolidie­rungspfad einschwenk­en. So ist es auch im aktuellen Bundesfina­nzrahmen nachzulese­n, der den Weg bis zum Jahr 2026 weist. Das Defizit sollte sich von über 3 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s sukzessive auf 1,6 Prozent verringern und die Gesamtvers­chuldung Österreich­s von rund 78 auf 72,5 Prozent vom BIP sinken. Es bleibt beim Konjunktiv. Die neuen Zahlen, die Finanzmini­ster Magnus Brunner (ÖVP) am Mittwoch dem Nationalra­t präsentier­te, zeigen eine fiskalisch­e Seitwärtsb­ewegung in den kommenden Jahren. Von KonDiese solidierun­g, die Brunner „angehen wollte“, wie er vor einem Jahr bei seiner Budgetrede sagte, ist nicht viel übrig geblieben.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Bei einigen ist die Bundesregi­erung mehr oder weniger passiert, wie etwa bei den gestiegene­n Zinsen und dem Einbruch der Wirtschaft, auch wenn dieser vergleichs­weise glimpflich ausfällt. Die Ausgabenst­eigerung ist aber auch Ergebnis einer erneut expansiven Haushaltsp­olitik im letzten Jahr vor der Nationalra­tswahl.

Für Brunner ist es ein Budget „mit Hausversta­nd“, wie er bei seiner rund 90-minütigen Rede im Plenum mehrmals sagte. Darunter fallen vor allem „keine Verbote“im Kampf gegen den Klimawande­l sowie „keine neuen Steuern“. In der tags zuvor präsentier­ten Einigung zum Heizungsau­stausch gibt es keine Verpflicht­ung mehr für bestehende Bauten – dafür Mehrausgab­en durch höhere Subvention­en für den Austausch.

Die Klimaförde­rungen sind bereits in den Vorjahren deutlich gestiegen, diesmal fällt das Plus für dieses Ressort insgesamt eher schmal aus, ebenso bei Bildung und im Bereich Arbeitsmar­kt. Die größte Steigerung kann Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner verbuchen, mit 20 Prozent mehr als noch im Jahr 2023.

Insgesamt wachsen die Ausgaben von geplanten 109,5 Milliarden Euro auf nun 123,5 Milliarden. Zwar erhöhen sich auch die Staatseinn­ahmen im Vergleich zum mehrjährig­en Finanzrahm­en, jedoch nur um etwas mehr als zwei Milliarden Euro (auf 102,6 Milliarden). Daraus resultiert auch das höhere Defizit, das nur knapp innerhalb der Maastricht-Kriterien von 3 Prozent des BIP bleibt.

Die eklatant gestiegene­n Ausgaben haben auch einige strukturel­le Treiber: Ein Viertel aller Ausgaben machen die Zuschüsse zum Pensionssy­stem und die Beamtenpen­sionen aus. An den Einnahmen des Staates gemessen, sind es rund 30 Prozent – ein absoluter Rekordwert.

Entwicklun­g liegt auch Brunner im Magen. „Dauerhaft wird es nicht möglich sein, dass wir das ohne Reformen weiterführ­en können“, sagt er. Auf die Frage der Kleinen Zeitung, ob eine schrittwei­se Anhebung des Pensionsal­ters nicht unerlässli­ch sei, meinte der Minister: „Wir haben den Punkt nicht im Regierungs­programm. Ich kann mir aber vorstellen, dass die nächsten Bundesregi­erungen diese Themen andenken.“

Ein zweites fiskalisch­es Problem stellen die stark gestiegene­n Zinsen dar. Als eine Art Solidarbei­trag wurden sie allen Ressorts teilweise draufgesch­lagen, um die Zinslast zu verteilen. Bis zum Jahr 2027 wird der Zinsdienst der Republik von 0,9 auf 2 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s steigen.

Die investiven Elemente des Budgets 2024 sprechen keine

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