Metaller-KV: „Zurück an den Verhandlungstisch“
Angesichts der KV-Verhandlungen der Metaller machen sich auch Leser Gedanken über faire Entlohnung, hohe Lohnnebenkosten – und Steuergeld.
Gut, dass es Gewerkschaften gibt, die im Interesse der Arbeitnehmer*innen bei Lohnverhandlungen gegenüber der Arbeitgeberseite stark auftreten! Das Angebot von 2,5 Prozent und eine Einmalzahlung von 1050 Euro ist eine Verhöhnung der Arbeitnehmer*innen bei einer Inflationsrate von 9,7 Prozent. Da sieht man, was sie am Lohnzettel zu erwarten hätten, wenn sie auf sich allein gestellt wären. Die Arbeitgeber*innen wären gut beraten, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und ein vernünftiges Angebot zu unterbreiten. Es wundert mich bei dieser Wertschätzung nicht mehr, dass immer mehr arbeitende Menschen ihre Arbeitszeit reduzieren und vermehrt auf Freizeit setzen.
Walter Pferschy,
Kein Nullsummenspiel
Die Unternehmer der metallverarbeitenden Industrie können jede Krise aussitzen, solange die Arbeitnehmer den Preis dafür bezahlen. Ganz alte Muster brechen hier auf der Arbeitgeberseite auf: Eine Verhandlung als Nullsummenspiel zu sehen, das ist ganz verkehrt. Und wir werden alle die Folgen dafür tragen, wenn mehr oder weniger eine ganze Branche den Bach runtergeht: Ist der (internationale) Ruf erst einmal ruiniert ...
Wobei danach in der Wirtschaft auch wieder Platz und Ressourcen für Neues da sind. Autark sein müssen wir ja nicht mehr, die Siebziger und Achtziger, als wir noch unsere Haut für die Neutralität zum Markt getragen haben, sind lange vorbei: Der Metallbereich nimmt sich, wie es aussieht, viel wichtiger, als er noch ist. Meiner Meinung nach ist er für die österreichische Wirtschaft ersetzbar geworden. Wie einst der Kohlebergbau.
Abgaben senken?
Was für ein Glück für die Industrie: Knapp vor den HerbstLohnverhandlungen die Nachricht, dass die Industrieproduktion zurückgehe; die Talfahrt müsse gestoppt werden. Womit? Freilich mit Lohnzurückhaltung und Senkung der Abgabenquote. Da wird gern auf Japan verwiesen, mit seiner Abgabenquote von nur 28,1 Prozent, ohne freilich zu erwähnen, dass Japan eine sehr hohe Staatsverschuldung hat, eine der höchsten weltweit. Bei uns solle nun die Quote um 3,5 Prozent gesenkt werden, von 43,5 auf 40 Prozent, das bedeutet wohl eine Senkung in der Größenordnung von mehreren Milliarden Euro. Wie sollte der Staat diesen „Verlust“ausgleichen, woher das Geld nehmen?
Theodor Arbeiter,
Neues Drehbuch
Von meinem Arbeitgeber bin ich bisher immer fair behandelt worden. Deshalb verfolge ich das jährliche Schauspiel über die Kollektivvertragsverhandlungen mit Unbehagen. Um die von der derzeitigen Regierung mitverursachte Inflation zu überleben, brauche ich allerdings tatsächlich zehn Prozent mehr Nettogehalt. Daher ist nicht dem Arbeitgeber jährlich ein höheres Gehalt abzupressen, die Lohnsteuer muss weg! Könnte das neue „Drehbuch“der Sozialpartner nicht dieses sein: Wir Arbeitnehmer streiken so lange, bis wir die Regierung davon überzeugt haben, die Lohnsteuer derart zu senken, dass uns zehn Prozent mehr in der Tasche bleiben, oder sie gleich ganz abzuschaffen.
Das kostet sie umso weniger, je schneller das in einer „Wirtschaftspartei“ankommt – mit der die Unternehmer ja ohnehin bestens vernetzt sind. Und das machen wir Arbeitnehmer ab jetzt jedes Jahr – so lange, bis es in Österreich für niemanden mehr Lohnsteuer gibt. Welche
von Inszenierung exakt jene umweltpolitische Herausforderung, die uns jetzt so schmerzlich heimsucht. Damals wäre dies wie von ihr aufgezeigt durch entsprechendes Umlenken und Neudenken noch abwendbar gewesen. Hunderte Milliarden Folgekosten, die uns als Erdgemeinschaft ereilt haben, wären vielfach vermeidbar gewesen.
Die Politik hat der hochgeschätzten Wissenschaftlerin Kromp-Kolb zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Geschönte Umfragen und Projektionen waren einfach willkommener als die ungeschönte wissenschaftliche Erkenntnis und Wahrheit. Ein Armutszeugnis unserer Politik und unserer politischen Realität weltweit.
Reinhard Bimashofer,