Mit 91 Jahren hat man noch Träume
Frank Stronach will es tatsächlich noch einmal wissen und startet jetzt von Kanada aus mit seinem Microcar-Projekt durch.
Danke, es geht mir gut, ich bin gesund.“Mit fester Stimme lässt Frank Stronach keine Zweifel an seiner Fitness aufkommen. Und auch seine ehemaligen, aus der Steiermark stammenden Topmanager Horst Prelog und Fred Gingl, die den Magna-Gründer regelmäßig in seiner Wahlheimat Aurora treffen, sind von der Energie des 91-Jährigen beeindruckt und attestieren ihrem früheren Boss eine erstaunliche Vitalität. „Er brennt immer noch“, sagt sein ältester Weggefährte Gingl.
Vor 14 Jahren hatte sich der austro-kanadische SelfmadeMilliardär aus dem weltweit tätigen Zuliefer-Konzern, den er als Chairman jahrzehntelang nahezu uneingeschränkt über die Stimmrechtsmehrheit diktierte, zurückgezogen. Den Abschied hatte er sich mit mehr als einer Milliarde US-Dollar versüßen lassen. Doch den Ruhestand zu genießen, war für einen Rastlosen
wie Frank Stronach nie eine Option.
2012 wirbelte er mit seinem Team Stronach kurz und erfolglos in der österreichischen Bundespolitik, danach widmete er sich in Kanada und Florida der Landwirtschaft, verschrieb sich gesunden Lebensmitteln, baute Golfplätze, Hotels, Restaurants und Märkte und startete unzählige soziale Initiativen. Von seinem Geburtsland hatte sich der gelernte Werkzeugmacher aus Weiz zunehmend abgewandt:
Nach dem Verkauf seiner Industrieliegenschaften und Beteiligungen ließ sich Stronach nur noch selten in Österreich blicken.
2021 aber meldete sich Frank Stronach wortreich in der Steiermark zurück. Am Areal der TU Graz zelebrierte Stronach sein Comeback in der Mobilitätsbranche und präsentierte mit dem optisch etwas skurril anmutenden Microcar Sarit seine Vision von einer zukunftstauglichen urbanen Verkehrslösung.
Ein Projekt, das in Expertenkreisen mit Stirnrunzeln und Skepsis aufgenommen wurde. Im Brustton der Überzeugung gab sich Stronach zuversichtlich, dass das elektrische Kleinfahrzeug weltweit als Gamechanger funktionieren würde. Auch in der Steiermark sollte eine Fabrik inklusive Europazentrale entstehen.
Doch dann wurde es umgehend wieder still um Stronach und seinen Sarit. Mit dem Verkauf des Grundstücks in Laßnitzthal im Herbst des Vorjahres schien sich das Projekt erledigt zu haben. Zumindest in Österreich. In Kanada dagegen scheint Stronach jetzt Nägel mit Köpfen zu machen. In Aurora nahe der Magna-Zentrale steht bereits eine hochmoderne Fabrik im Endausbau, laut Hauptinvestor Stronach bedarf es „noch etwas an Feintuning, bevor wir in die Serienfertigung gehen“. Spätestens im Herbst soll es so weit sein. Anfangs will
man mit 2000 Einheiten pro Monat starten, danach soll die Produktion auf 10.000 Stück pro Monat hochgefahren werden. Später sollen Fabriken in den USA folgen.
Alu-Stromer – der Name Sarit steht für: Safe, Affordable, Reliable, Innovative Transport, soll also sicher, erschwinglich, zuverlässig und innovativ sein – wird es vorerst in drei Ausführungen geben: mit drei Rädern und vier Rädern, eine Version davon als innerstädtischer Pick-up-Truck. Etwas über zwei Meter lang, einen Meter breit und 1,5 Meter hoch, sollen die Modelle mit einer Batterieladung 100 Kilometer weit kommen und dabei maximal 32 Stundenkilometer fahren können. Im Grunde ist das Fahrzeug ein Einsitzer, beim Dreiradler kann sich theoretisch noch jemand wie am Motorrad auf den Sozius quetschen.
Für den Sarit ist kein Führerschein nötig, die Einweisung dauert 20 Minuten. Der Einstiegspreis
Den minimalistischen
steht bei 9500 kanadischen Dollar, das sind umgerechnet rund 6500 Euro.
„A better vehicle for a better world“, verspricht Stronach, der mit seiner Erfindung die urbane Mobilität revolutionieren will. „Vier Sarits benötigen den Platz eines einzigen SUV“, sagt Stronach. „Anspruch ist es, die Menschen umweltfreundlich zur Arbeit und zurück nach Hause zu bringen, für wenige Dollar im Monat.“Angesichts der Metropolen, die im Stau und Smog ersticken, sieht Stronach den Bedarf gegeben. Deshalb sucht er auch den Kontakt zu Kommunen und Universitäten. Nächste Woche trifft Stronach etwa den Bürgermeister von Mexiko City. „Die Stadt ist ein Paradebeispiel dafür.“
sein Microcar später vielleicht doch noch in Österreich zu bauen, sind für Stronach nicht vom Tisch. „Wenn sich Partner finden, warum nicht? Grundstücke gibt es genug in Österreich.“
Bad Ischl
Danke für die wertschätzende Rückmeldung zur letzten Seite am Sonntag. Sie entsprang einem vielfach geäußerten Leserwunsch: Wir mögen aus dem Nachrichtenstrom, beherrscht von Krisen und Kriegen, doch wenigstens an einem Tag das Ermutigende und Inspirierende herausfiltern. So ein positives Destillat ist, wie mein Kollege Thomas Golser erfährt, kein einfaches Unterfangen: eine editorische Suchaktion. Die Leserinnen und Leser daran teilhaben zu lassen, mit Vorschlägen und Selbsterlebtem, ist eine wunderbare Idee! Für heute ist es sich noch nicht ausgegangen, aber einen Aufruf wollen wir schon im
Herzlich,
nächsten „Zu guter Letzt“integrieren. Warum nicht gleich eine Doppelseite? Gute Frage. Es wäre eine Option für den Einstieg in die neue Sonntagsbeilage. Ihr Leiter Michael Tschida kann dem Vorschlag viel abgewinnen. Sie haben in ihm einen starken Befürworter.
Chefredakteur