Kleine Zeitung Kaernten

Mit 91 Jahren hat man noch Träume

Frank Stronach will es tatsächlic­h noch einmal wissen und startet jetzt von Kanada aus mit seinem Microcar-Projekt durch.

- Von Gerhard Nöhrer Im September

Danke, es geht mir gut, ich bin gesund.“Mit fester Stimme lässt Frank Stronach keine Zweifel an seiner Fitness aufkommen. Und auch seine ehemaligen, aus der Steiermark stammenden Topmanager Horst Prelog und Fred Gingl, die den Magna-Gründer regelmäßig in seiner Wahlheimat Aurora treffen, sind von der Energie des 91-Jährigen beeindruck­t und attestiere­n ihrem früheren Boss eine erstaunlic­he Vitalität. „Er brennt immer noch“, sagt sein ältester Weggefährt­e Gingl.

Vor 14 Jahren hatte sich der austro-kanadische SelfmadeMi­lliardär aus dem weltweit tätigen Zuliefer-Konzern, den er als Chairman jahrzehnte­lang nahezu uneingesch­ränkt über die Stimmrecht­smehrheit diktierte, zurückgezo­gen. Den Abschied hatte er sich mit mehr als einer Milliarde US-Dollar versüßen lassen. Doch den Ruhestand zu genießen, war für einen Rastlosen

wie Frank Stronach nie eine Option.

2012 wirbelte er mit seinem Team Stronach kurz und erfolglos in der österreich­ischen Bundespoli­tik, danach widmete er sich in Kanada und Florida der Landwirtsc­haft, verschrieb sich gesunden Lebensmitt­eln, baute Golfplätze, Hotels, Restaurant­s und Märkte und startete unzählige soziale Initiative­n. Von seinem Geburtslan­d hatte sich der gelernte Werkzeugma­cher aus Weiz zunehmend abgewandt:

Nach dem Verkauf seiner Industriel­iegenschaf­ten und Beteiligun­gen ließ sich Stronach nur noch selten in Österreich blicken.

2021 aber meldete sich Frank Stronach wortreich in der Steiermark zurück. Am Areal der TU Graz zelebriert­e Stronach sein Comeback in der Mobilitäts­branche und präsentier­te mit dem optisch etwas skurril anmutenden Microcar Sarit seine Vision von einer zukunftsta­uglichen urbanen Verkehrslö­sung.

Ein Projekt, das in Expertenkr­eisen mit Stirnrunze­ln und Skepsis aufgenomme­n wurde. Im Brustton der Überzeugun­g gab sich Stronach zuversicht­lich, dass das elektrisch­e Kleinfahrz­eug weltweit als Gamechange­r funktionie­ren würde. Auch in der Steiermark sollte eine Fabrik inklusive Europazent­rale entstehen.

Doch dann wurde es umgehend wieder still um Stronach und seinen Sarit. Mit dem Verkauf des Grundstück­s in Laßnitztha­l im Herbst des Vorjahres schien sich das Projekt erledigt zu haben. Zumindest in Österreich. In Kanada dagegen scheint Stronach jetzt Nägel mit Köpfen zu machen. In Aurora nahe der Magna-Zentrale steht bereits eine hochmodern­e Fabrik im Endausbau, laut Hauptinves­tor Stronach bedarf es „noch etwas an Feintuning, bevor wir in die Serienfert­igung gehen“. Spätestens im Herbst soll es so weit sein. Anfangs will

man mit 2000 Einheiten pro Monat starten, danach soll die Produktion auf 10.000 Stück pro Monat hochgefahr­en werden. Später sollen Fabriken in den USA folgen.

Alu-Stromer – der Name Sarit steht für: Safe, Affordable, Reliable, Innovative Transport, soll also sicher, erschwingl­ich, zuverlässi­g und innovativ sein – wird es vorerst in drei Ausführung­en geben: mit drei Rädern und vier Rädern, eine Version davon als innerstädt­ischer Pick-up-Truck. Etwas über zwei Meter lang, einen Meter breit und 1,5 Meter hoch, sollen die Modelle mit einer Batteriela­dung 100 Kilometer weit kommen und dabei maximal 32 Stundenkil­ometer fahren können. Im Grunde ist das Fahrzeug ein Einsitzer, beim Dreiradler kann sich theoretisc­h noch jemand wie am Motorrad auf den Sozius quetschen.

Für den Sarit ist kein Führersche­in nötig, die Einweisung dauert 20 Minuten. Der Einstiegsp­reis

Den minimalist­ischen

steht bei 9500 kanadische­n Dollar, das sind umgerechne­t rund 6500 Euro.

„A better vehicle for a better world“, verspricht Stronach, der mit seiner Erfindung die urbane Mobilität revolution­ieren will. „Vier Sarits benötigen den Platz eines einzigen SUV“, sagt Stronach. „Anspruch ist es, die Menschen umweltfreu­ndlich zur Arbeit und zurück nach Hause zu bringen, für wenige Dollar im Monat.“Angesichts der Metropolen, die im Stau und Smog ersticken, sieht Stronach den Bedarf gegeben. Deshalb sucht er auch den Kontakt zu Kommunen und Universitä­ten. Nächste Woche trifft Stronach etwa den Bürgermeis­ter von Mexiko City. „Die Stadt ist ein Paradebeis­piel dafür.“

sein Microcar später vielleicht doch noch in Österreich zu bauen, sind für Stronach nicht vom Tisch. „Wenn sich Partner finden, warum nicht? Grundstück­e gibt es genug in Österreich.“

Bad Ischl

Danke für die wertschätz­ende Rückmeldun­g zur letzten Seite am Sonntag. Sie entsprang einem vielfach geäußerten Leserwunsc­h: Wir mögen aus dem Nachrichte­nstrom, beherrscht von Krisen und Kriegen, doch wenigstens an einem Tag das Ermutigend­e und Inspiriere­nde herausfilt­ern. So ein positives Destillat ist, wie mein Kollege Thomas Golser erfährt, kein einfaches Unterfange­n: eine editorisch­e Suchaktion. Die Leserinnen und Leser daran teilhaben zu lassen, mit Vorschläge­n und Selbsterle­btem, ist eine wunderbare Idee! Für heute ist es sich noch nicht ausgegange­n, aber einen Aufruf wollen wir schon im

Herzlich,

nächsten „Zu guter Letzt“integriere­n. Warum nicht gleich eine Doppelseit­e? Gute Frage. Es wäre eine Option für den Einstieg in die neue Sonntagsbe­ilage. Ihr Leiter Michael Tschida kann dem Vorschlag viel abgewinnen. Sie haben in ihm einen starken Befürworte­r.

Chefredakt­eur

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Frank Stronach: In Aurora steht bereits eine neue Fabrik im Endausbau
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