„Wir müssen potenzielle Täter und auch Opfer früher erreichen“
Nach mehreren Vorfällen von teils exzessiver Gewalt durch Minderjährige gibt es auch im Leserforum eine Debatte um eine Herabsetzung des Strafmündigkeitsalters.
Uns allen sollte bewusst sein, dass Information und Maßnahmen gegen Gewalt nur greifen und helfen, wenn wir die Personen, die es potenziell als Täter oder Opfer trifft, vorher, also viel früher erreichen. Um diese Personen/Kin- der/Jugendlichen zu erreichen, sollten wir sie „zwingend“, und bevor etwas passiert, dazu ver- pflichten können, sich dies an- zuhören und zu lernen, so wie das Lesen und Schreiben.
Das Herabsetzen des Alters für Strafmündigkeit gehört da- zu, wissend um die sehr frühe (genetische, epigenetische, fa- miliäre und traditionelle) Wei- tergabe von Gewalterfahrung und Gewalttäterschaft in allen Kollektiven weltweit. Das setzt voraus, alle Kinder, Jugendli- chen und Erwachsenen, vor al- lem jene, die aus extrem patriar- chalen Strukturen kommen, zu informieren und besonders ein- zubeziehen – immer und überall und vor allem früh genug. Be- währungshilfe ist nicht erfor- derlich, wenn Gewalt gar nicht passiert!
Zur Ergänzung: 12- bis 14-jährige Vergewaltiger als Kinder zu bezeichnen, ist unpassend.
Folgen klarmachen
Brutalität, sexueller Gewalt und Zerstörungswut von Kindern bzw. Jugendlichen, die jünger als 14 Jahre sind, kann nur mit abschreckenden Maßnahmen entgegengetreten werden. Es muss sich etwas ändern, um die Gesellschaft zu schützen, und um die Täter von Strafhandlun- gen abzuhalten. Schon bei der Planung menschenverachten- der Überfälle könnte dem Mach- trausch und der Tatausübung die Angst vor Haft entgegenwirken. Das Ausmaß von Strafen müsste dem Ausmaß der Verge- hen entsprechen, um den unter 14-Jährigen bei der Selbstein- schätzung ihrer Straftaten zu helfen. Ihnen fehlt – aufgrund von Empathielosigkeit, Lange- weile oder nicht kanalisierter Wut usw. – oft die Klarheit über das Ausmaß ihrer Vergehen.
Ohne klare Auswirkung kras- sen Fehlverhaltens gibt es keine angemessene Einsicht über das angestellte Verbrechen! Aggres- siven Kindern/Jugendlichen fehlt oft die Möglichkeit, zwi- schen Jugendsünde und krimi- nellen Handlungen zu unter- scheiden, weil die Folgen für bei- de Taten einander ähneln. Dane- ben macht fehlendes Mitgefühl für ihre Opfer schwere Vergehen erst möglich.
Gleichzeitig müsste es auch viel mehr Geld für auszubauen- de Kinder- und Jugendgefäng- nisse und ausreichende thera- peutische Hilfe ebendort geben. Sonst bleibt alles beim Alten und Flickwerk! Egon Hofer,
Maria Saal
Mehr Streetwork
Die Herabsetzung des deliktfä- higen Alters von Jugendlichen wird derart abscheuliche Miss- brauchsfälle wie zuletzt in Wien und Salzburg wahrscheinlich nicht verhindern. Den Opfern ist damit jedenfalls nicht geholfen. Es braucht wirkungsvolle Maßnahmen, bevor etwas passiert: besserer Schutz von Kindern vor Übergriffen in Parks und Wohnanlagen, die als soziale Brennpunkte bekannt sind, durch mehr Streetwork und Jugendvertrauenspersonen der Polizei, die an diesen Hotspots präsent sind, sowie niederschwellige Anlaufstellen im direkten Wohnumfeld, wo bedrohliche Situationen anonym gemeldet werden können.
Prävention sollte einen viel höheren Stellenwert bekommen! Es braucht auch gezielte Projekte für Burschen aus migrantischen Milieus, die durch ein problematisches Verhalten gegenüber Mädchen und Frauen auffallen. Veronika Stiebler,
Bad Aussee
Offen gesagt: „Kriminell jung“, 10. 3. und „Wir merken, dass viele Kinder aggressiver sind“, 11. 3.
Andere Lebenswelt
„Wenn sich die Wirklichkeit verschiebt, können Gesetzgebung und Judikatur nicht starr blei