Hohe Ehren für ein „Lustiges Taschenbuch“
Leipziger Buchpreis für „Minihorror“von Barbi Marković (43).
anchen Aussagen lässt sich schwer widersprechen. „Die Welt ist nicht stabil. Die Beziehungen zwischen Menschen sind brüchig und die Psychen vielschichtig“, heißt es in Barbi Markovićs Buch „Minihorror“.
Mit dem Werk hat die serbisch-österreichische Autorin den mit 20.000
Euro dotierten Belletristik-Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen. Laut Jury erzählt sie „stilsicher und mit bewussten Stilbrüchen einen Comic in Prosa.“Kann man so stehen lassen, zumal die Autorin sagt, sie habe sich von Disneys Micky Maus inspirieren lassen – und vom Format der „Lustigen Taschenbücher“.
Das ist so irreführend wie hintersinnig. Denn „Minihorror“ist mögli- cherweise eine Kurzgeschichtensamm- lung oder ein Episodenroman; jedenfalls ein Geschichtenalbum, in dem die in Wien wohnhaften Protagonisten Mini und Miki, die man sich als Menschen oder Mäuse (siehe oben) vorstellen darf, 28 seltsame und schauerliche Abenteuer erleben. In Minis Familie
Mgibt es Menschenfresser und Lebendbestattungen, Miki ist zwischendurch als Sektenführer tätig; trotz cartoonhafter Schauer und wilder Twists wird hier aber ernsthaft vom Leben zwischen Existenzsorgen, Selbstzweifel, Mobbing etc. erzählt. „Minihorror“ist Markovićs zweites auf Deutsch verfasstes Buch, nach „Die verschissene Zeit“(2021). Zuvor arbeitete die Romanschriftstellerin, Dramatikerin und Hörspielautorin mithilfe einer Übersetzerin, ihren Roman „Superheldinnen“(2016) veröffentlichte sie teils auf Deutsch, teils auf Serbisch. Die Autorin lebt seit 2006 in Wien, 2011/12 war sie Stadtschreiberin in Graz. Als Germanistin fand sie die Nähe zur österreichischen Literatur auch über Thomas Bernhard und ihren Ehrgeiz, ihn „falsch ins Serbische zu übersetzen“. Seine Erzählung „Gehen“remixte sie als Story aus der Belgrader Clubszene: „Izlaženje“erschien 2006 auf Serbisch, die deutsche Rückübersetzung „Ausgehen“2009.