Netanjahu gerät stärker unter Druck
In Israel fordern Angehörige der Geiseln und Orthodoxe seinen Rücktritt.
ast sechs Monate nach den Massakern des 7. Oktobers ist in Israel die Geduld vieler israelischer Angehörigen der Geiseln in Gaza am Ende. Die Familien wollen nicht mehr stillschweigend darauf warten, dass etwas geschieht. Sie schließen sich den Protesten gegen die Regierung an. Aviva Siegel, die im November befreit worden war und deren Ehemann Keith Siegel noch in Gaza ist, forderte die Regierung auf, die Geiselverhandlungen ernsthafter zu führen. „Man kann die Delegation nicht ohne Abkommen zurückholen. Hörst du mich, Bibi? Ich weiß nicht, ob mein Mann noch lebt. Hör auf, über den Sieg zu reden, hör auf, über militärischen Druck zu reden. Nichts wird funktionieren. Bisher hat nichts funktioniert. Sie sterben dort jeden Tag.“
Netanjahu steht zusätzlich unter Druck der orthodoxen Bevölkerung, nachdem gestern
Fdie seit Jahrzehnten geltenden Ausnahmen für ultraorthodoxe Männer bei der Wehrpflicht ausgelaufen sind. Im ganzen Land fanden Proteste gegen die Koalition statt. Immer wieder forderten die Demonstrantinnen und Demonstranten den Sturz Netanjahus und „Wahlen jetzt!“.
Die Verhandlungen über eine Feuerpause im Gazastreifen scheinen nicht voranzukommen. Zwei Wochen nach Beginn des Militäreinsatzes im Shifa-Krankenhaus in GazaStadt, wo sich laut Israel Hamas-Kämpfer verschanzt hatten, hat sich die israelische Armee zurückgezogen. Netanjahu sprach von 200 getöteten Terroristen, die Hamas von 300 Toten. Am Abend billigte Israels Parlament das „Al-JazeeraGesetz“, mit dem ausländische Sender geschlossen werden können, wenn sie als Sicherheitsrisiko eingestuft werden.
Sabine Brandes, Tel Aviv