Präsident als Hausmeister in der Hofburg?
Eine Umfrage unter Schülern zur politischen Bildung von Jugendlichen brachte ernüchternde Ergebnisse.
ussten Sie, dass Alexander Van der Bellen nicht Bundespräsident, sondern Koch und Hausmeister der Hofburg ist? Wussten Sie auch, dass Wolfgang Sobotka der „Chefe“und „Karl Schmähhammer“unser Bundeskanzler ist? Im Rahmen des Projektes „Schüler machen Zeitung“wurden am Borg Auer von Welsbach und der HAK Althofen Umfragen zum Thema „Jugend und Politik“durchgeführt. Damit wollte man herausfinden, ob sich die Jugendlichen für Politik interessieren, wie sie sich informieren und ob sie sich überhaupt informiert fühlen. Um festzustellen, wie gut sich die Jugend mit dem aktuellen politischen Geschehen auskennt, wurde bei der Umfrage das Wissen der Befragten getestet. Die Ergebnisse sind ernüchternd.
Mit Fragen wie: „Wie heißt unser derzeitiger Bundeskanzler?“, „Wann findet die nächste Nationalratswahl statt?“, oder „Wie
Wviele Abgeordnete haben wir im österreichischen Nationalrat?“wurden Schülerinnen und Schüler zwischen 16 und 19 Jahren unter anderem zu ihrem Allgemeinwissen zum Thema Politik befragt.
Wer trägt also die „Schuld“daran, dass Jugendliche über die Vorgänge in unserer Demokratie scheinbar wenig informiert sind? Sind die Jugendlichen alt genug, um sich selbst zu informieren? Braucht es mehr politische Bildung in der Schule? Ist es die Aufgabe der Eltern, der Medien und gar der Politik selbst, informierte und politisch interessierte Bürgerinnen und Bürger heranzuziehen? fielen teilweise komplett anders aus als erwartet. Denn auch wenn noch 99 Prozent der Befragten Karl Nehammer als österreichischen Bundeskanzler richtig benennen konnten, so wussten nur noch 69 Prozent
der weiblichen sowie 78 Prozent der männlichen Befragten, dass heuer tatsächlich Nationalratswahlen stattfinden – und dass Wolfgang Sobotka Nationalratspräsident ist, wussten sogar nur noch 19 Prozent der weiblichen und 37 Prozent der männlichen Teilnehmenden.
Vanessa Pichler, die Fachreferentin für Kinder- und Jugendhilfe/Kinderschutz in Kärnten, meint dazu: „Wir alle – Eltern, Bildungseinrichtungen, politische Parteien, zivilgesellschaftliche Organisationen und Medien – haben die Verantwortung, Informationen über Politik zugänglich zu machen und junge Menschen dabei zu unterstützen, sich aktiv an politischen Prozessen zu beteiligen.“Wenn sich also laut Umfrage 40 Prozent der Jugendlichen unzureichend politisch informiert sehen, so wäre es hier der falsche Weg, mit dem Finger auf bestimmte Organisationen zu zeigen, denn es obliegt hier der gesamten Gesellschaft und somit jeder und jedem von uns, politische Informationen bereitzustellen und wertfrei weiterzugeben.
Es bleibt aber zu bedenken, dass Informationen alleine nicht helfen können, wenn das Interesse für Politik fehlt, denn nur zwölf Prozent der Mädchen und 17 Prozent der Burschen gaben an, sich tatsächlich für Politik zu interessieren. Und die Frage, wie man das ändern könnte, blieb wiederum größtenteils unbeantwortet.
Die Umfrage hat somit eines gezeigt: Wenn es jetzt darum geht, Wissen über Politik zu fördern sowie eine hohe politische Aktivität und Wahlbeteiligung zu erreichen, so reicht es nicht, Informationen über Politik zu vermitteln beziehungsweise zu verbreiten, es braucht stattdessen Strategien, um Jugendliche für Politik zu begeistern.