Vermisst in Österreich: Wo bist du?
Jährlich werden rund 12.000 Menschen als abgängig gemeldet. Die Polizei und Zivilgesellschaft begeben sich auf die Suche.
Personen – 16 Erwachsene, vier Kinder finden sich auf der aktuellen Personenfahndungsliste des Bundeskriminalamtes in Österreich. Sie gelten als Langzeit-vermisst, teilweise seit Jahren. Bei einigen verlor sich die Spur im Ausland, andere wurden zuletzt in Österreich gesehen. Gemeinsam teilen sie das Schicksal, dass ihre Engsten nach wie vor hoffen und bangen, sie irgendwann wiederzusehen.
Rund 12.000 Vermisstenanzeigen gehen jährlich in Österreich ein. Im Regelfall sind die Fälle schnell gelöst. Die meisten vermisst gemeldeten Menschen kehren wieder nach Hause zurück oder werden aufgefunden – von der Polizei oder aufmerksamen Bürgern. Um bei Vermisstenfällen schnell reagieren zu können und eine breite Masse zu erreichen, gründete Christian Mader, ehemaliger Leiter der Wiener Abgängigenfahndung (von 1990 bis 1998), 2015 den Verein „Österreich findet euch“. Denn er weiß aus Erfahrung: „Die Zivilgesellschaft kann einen sehr wichtigen Beitrag zur Klärung von Vermisstenfällen leisten.“Möglichst viele Menschen sollen in möglichst kurzer Zeit, vor allem auf Social Media, auf eine Abgängigkeit aufmerksam gemacht werden. Der Verein unterstützt die Betroffenen bei der Suche, in rechtlichen Fragen und bietet psychologische Unterstützung.
Damit der Verein reagieren kann, muss eine Vermisstenanzeige vorliegen. Damit beginnt gleichzeitig auch die Arbeit der Polizei. „Man fragt im Bekanntenund Verwandtenkreis nach, gleicht DNA-Proben an Tatorten ab und verständigt sich mit ausländischen Behörden“, erläutert Stefan Mayer, Leiter des Kompetenzzentrums
für abgängige Personen (KAP) im Bundeskriminalamt. Man könne sich das tatsächlich wie im Fernsehkrimi vorstellen. Ist eine Person auch nach vier Monaten noch verschwunden, landet sie auf der Personenfahndungsliste.
Insgesamt gelten in Österreich mit 1. April 1491 Personen als Langzeit-vermisst. Teilweise schon seit den 1960er-Jahren. Pro Jahr kommen durchschnittlich fünf bis zehn Fälle hinzu. Nicht alle Langzeitvermissten sind automatisch hoffnungslose Fälle. „Wir ermitteln, bis eine Person gefunden wird. Es kommt immer wieder vor, dass wir auch nach Jahrzehnten Vermisste finden“, sagt Mayer.
Manche von ihnen wollen das eigentlich nicht. Werden sie gefunden, bleibt es ihnen überlassen, ob der Kontakt zu den Angehörigen wiederhergestellt wird. Zumindest ein „er/sie lebt noch“wird aber übermittelt.