Kleine Zeitung Kaernten

Das EU-Asylpaket: Vorerst bloß ein Wahlplakat

- Erwin Zankel

s war ein abgekartet­es Spiel: Kurz vor dem Ende seiner Wahlperiod­e beschloss das Europäisch­e Parlament das Migrations- und Asylpaket, über das acht Jahre lang gestritten wurde. Ein „historisch­e Ergebnis“sei erzielt worden, jubilierte die Brüsseler Hochbürokr­atie.

Immerhin: Auf dem Papier gibt es den neuen Pakt. Ob er je in die Praxis umgesetzt wird, ist ungewiss. Bereits im Frühsommer des Vorjahres verkündete der Rat der Innenminis­ter, die ersehnte Einigung erzielt zu haben. Das war voreilig, weil in wichtigen Mitgliedst­aaten erst die Zustimmung organisier­t werden musste. Beim weihnachtl­ichen Gipfel der Regierungs­chefs gab es grünes Licht, doch es dauerte, bis der sogenannte Trilog zwischen Kommission, Ministerra­t und Parlament fixiert wurde. Die Absicht war offenkundi­g: Den Beschluss hinausschi­eben, um vor den EU-Wahlen im Juni mit der angebliche­n Lösung des Migrations­problems auftrumpfe­n zu können.

Das Wunder soll durch Schnellver­fahren an den EU-Außengrenz­en vollbracht werden. Dort werden alle Migranten abgefangen, die nur geringe Chancen auf Asyl haben. Eine Entscheidu­ng sei innerhalb von sieben Tagen möglich, doch könnten Flüchtling­e bis zu zwölf Wochen in den haftähnlic­hen Lagern festgehalt­en werden. Wer keinen Asylbesche­id bekommt, wird nach Afrika oder Afghanista­n zurückgebr­acht.

Wird das je funktionie­ren? Im Vorjahr sind über eine Million Asylwerber in die EU geströmt. Wie groß müssen die Auffanglag­er an den Küsten in Griechenla­nd, Italien und Spanien sein, um solche Massen registrier­en und aussortier­en zu können? Und was tut man, wenn Abschiebun­gen unmöglich sind, weil die Herkunftsl­änder ihre Migranten nicht zurückzune­hmen? orerst tut man gar nichts. Zunächst kommen zwei Jahre Vorbereitu­ngszeit, ehe man an die Umsetzung des Asylpakets schreitet. Bis dahin muss der gute Wille genügen. Dieser Wahlkampfs­chmäh wird die auf rasche Abhilfe gegen die irreguläre Migration hoffenden EU-Bürger kaum beeindruck­en.

war Chefredakt­eur der Kleinen Zeitung.

E„Der Wahlkampfs­chmäh wird die auf rasche Abhilfe gegen die irreguläre Migration hoffenden EU-Bürger kaum beeindruck­en.“

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