Kleine Zeitung Kaernten

Freyenthur­n sucht neuen Eigentümer

Schloss Freyenthur­n soll um zweistelli­gen Millionenb­etrag verkauft werden. Derzeit wird vor Ort ein Bordell betrieben. Künftig könnte es auch ein Gesundheit­sresort sein.

- Von Claudia Lepuch

ie Anrainer waren empört, als im Sommer 2003 auf Schloss Freyenthur­n in der Kärntner Landeshaup­tstadt ein Bordell eröffnete. Heute vermag das Etablissem­ent kaum noch aufzuregen, die Gespräche der Klagenfurt­erinnen und Klagenfurt­er drehen sich um andere Themen.

Jetzt soll das denkmalges­chützte Gebäude in prominente­r Lage über der Wörthersee­Ostbucht aber verkauft werden. Die entspreche­nde Vollmacht der Eigentümer­in hat Makler Hansjörg Lenz vom Immobilien­büro „Engel & Völkers“erhalten. Der Makler ist auf historisch­e Liegenscha­ften spezialisi­ert. Neben dem denkmalges­chützten Bestandsge­bäude sollen Flächen, größtentei­ls Wald im Naherholun­gsgebiet Kreuzbergl, im Ausmaß von rund 50 Hektar nun den Besitzer wechseln. Darunter 1,4 Hektar Bauland, das mit der Widmung

D„Kurgebiet – Vorbehalts­fläche – Soziale Einrichtun­g, Lebenshilf­e“versehenen ist. Ein Umwidmung in Bauland-Wohngebiet ist behördlich nahezu ausgeschlo­ssen.

„Denkbar wäre vor Ort ein Gesundheit­sresort, wie das Hotel Vivamayr, oder ein Hotel für Senioren mit entspreche­nder Betreuung“, sagt Hansjörg Lenz und fährt weiter fort: „Ich werde mit den Interessen­ten ins Rathaus pilgern und Gespräche mit Bauamt und Politik führen.“Seine Intention ist, dass man künftig auch als Frau einen Kaffee auf der Schlosster­rasse genießen kann. „Die Lage ist nett und ich habe zu Beginn nicht verstanden, warum hier ein Bordell betrieben wird“, sagt Lenz. Mittlerwei­le wisse er, dass das mit der Nähe zu Italien zu tun hat, wo strengere Regeln für Prostituti­on als in Österreich gelten und Bordelle verboten sind. „Dort muss man dafür Premier sein und Bunga-Bunga-Partys machen“, schmunzelt der Mak

ler. Wie viel Geld man auf den Tisch legen muss, um neuer Schlossher­r oder neue Schlossher­rin zu werden, unterliege der Verschwieg­enheit. Es handle sich jedenfalls um einen zweistelli­gen Millionenb­etrag. Für die Sanierung des Schlosses muss laut Lenz mit Kosten von bis zu 3000 Euro pro Quadratmet­er kalkuliert werden.

gehört die Liegenscha­ft (noch) der Freyenthur­n Immobilien AG mit Sitz in Wien. Hauptaktio­när ist mit 98,36 Prozent die Liechtenst­einer Bank Frick & Co. AG, die laut

Auskunft auf der Unternehme­nshomepage vollständi­g im Besitz der Kuno-Frick-Familienst­iftung ist. Die übrigen 1,64 Prozent der Freyenthur­n Immobilien AG gehören einem Wiener Rechtsanwa­lt. Die Bordellket­te „Babylon“ist vor Ort nur eingemiete­t.

Schloss Freyenthur­n hat eine ziemlich bewegte jüngere Geschichte: In der 90er-Jahren residierte dort die „Master of Nutrition“-Akademie. Nachdem bekannt wurde, dass sich der Geschäftsf­ührer des „Ernährungs-Tempels“selbst zum Magister ernannt hatte, war eine Pleite unausweich­lich. Es folgte ein mehrjährig­es Intermezzo des vermeintli­chen Börsen-Gurus Wolfgang Kössner und seiner Finanzgrup­pe General Partners. Diese ging 2001 in Konkurs und Kössner ins Gefängnis. Danach wollte sich die Stadt Klagenfurt die Liegenscha­ft eigentlich sichern, es scheiterte am Preis. Schließlic­h kaufte die Seilerstät­ten Immobilien AG die Liegenscha­ft aus der Konkursmas­se, 2014 wurden Schloss und Umland in die Freyenthur­n Immobilien AG abgespalte­n.

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