Freyenthurn sucht neuen Eigentümer
Schloss Freyenthurn soll um zweistelligen Millionenbetrag verkauft werden. Derzeit wird vor Ort ein Bordell betrieben. Künftig könnte es auch ein Gesundheitsresort sein.
ie Anrainer waren empört, als im Sommer 2003 auf Schloss Freyenthurn in der Kärntner Landeshauptstadt ein Bordell eröffnete. Heute vermag das Etablissement kaum noch aufzuregen, die Gespräche der Klagenfurterinnen und Klagenfurter drehen sich um andere Themen.
Jetzt soll das denkmalgeschützte Gebäude in prominenter Lage über der WörtherseeOstbucht aber verkauft werden. Die entsprechende Vollmacht der Eigentümerin hat Makler Hansjörg Lenz vom Immobilienbüro „Engel & Völkers“erhalten. Der Makler ist auf historische Liegenschaften spezialisiert. Neben dem denkmalgeschützten Bestandsgebäude sollen Flächen, größtenteils Wald im Naherholungsgebiet Kreuzbergl, im Ausmaß von rund 50 Hektar nun den Besitzer wechseln. Darunter 1,4 Hektar Bauland, das mit der Widmung
D„Kurgebiet – Vorbehaltsfläche – Soziale Einrichtung, Lebenshilfe“versehenen ist. Ein Umwidmung in Bauland-Wohngebiet ist behördlich nahezu ausgeschlossen.
„Denkbar wäre vor Ort ein Gesundheitsresort, wie das Hotel Vivamayr, oder ein Hotel für Senioren mit entsprechender Betreuung“, sagt Hansjörg Lenz und fährt weiter fort: „Ich werde mit den Interessenten ins Rathaus pilgern und Gespräche mit Bauamt und Politik führen.“Seine Intention ist, dass man künftig auch als Frau einen Kaffee auf der Schlossterrasse genießen kann. „Die Lage ist nett und ich habe zu Beginn nicht verstanden, warum hier ein Bordell betrieben wird“, sagt Lenz. Mittlerweile wisse er, dass das mit der Nähe zu Italien zu tun hat, wo strengere Regeln für Prostitution als in Österreich gelten und Bordelle verboten sind. „Dort muss man dafür Premier sein und Bunga-Bunga-Partys machen“, schmunzelt der Mak
ler. Wie viel Geld man auf den Tisch legen muss, um neuer Schlossherr oder neue Schlossherrin zu werden, unterliege der Verschwiegenheit. Es handle sich jedenfalls um einen zweistelligen Millionenbetrag. Für die Sanierung des Schlosses muss laut Lenz mit Kosten von bis zu 3000 Euro pro Quadratmeter kalkuliert werden.
gehört die Liegenschaft (noch) der Freyenthurn Immobilien AG mit Sitz in Wien. Hauptaktionär ist mit 98,36 Prozent die Liechtensteiner Bank Frick & Co. AG, die laut
Auskunft auf der Unternehmenshomepage vollständig im Besitz der Kuno-Frick-Familienstiftung ist. Die übrigen 1,64 Prozent der Freyenthurn Immobilien AG gehören einem Wiener Rechtsanwalt. Die Bordellkette „Babylon“ist vor Ort nur eingemietet.
Schloss Freyenthurn hat eine ziemlich bewegte jüngere Geschichte: In der 90er-Jahren residierte dort die „Master of Nutrition“-Akademie. Nachdem bekannt wurde, dass sich der Geschäftsführer des „Ernährungs-Tempels“selbst zum Magister ernannt hatte, war eine Pleite unausweichlich. Es folgte ein mehrjähriges Intermezzo des vermeintlichen Börsen-Gurus Wolfgang Kössner und seiner Finanzgruppe General Partners. Diese ging 2001 in Konkurs und Kössner ins Gefängnis. Danach wollte sich die Stadt Klagenfurt die Liegenschaft eigentlich sichern, es scheiterte am Preis. Schließlich kaufte die Seilerstätten Immobilien AG die Liegenschaft aus der Konkursmasse, 2014 wurden Schloss und Umland in die Freyenthurn Immobilien AG abgespalten.