Kleine Zeitung Kaernten

Irgendwo im Nirgendwo

Kluges Stück mit Tiefgang: „Fischer Fritz“in den Kammerlich­tspielen.

- Marianne Fischer

leinhirnin­farkt mit anschließe­nder beidseitig­er Sehschwäch­e und Artikulati­onsproblem­en: Den Fischer Fritz hat es schlimm getroffen. Sohn Franz, der nach Generation­en von Fischern in der Familie lieber Frisör geworden ist, will ihn ins Pflegeheim stecken, doch der störrische Vater ignoriert ihn so lange, bis er eine polnische 24-Stunden-Betreuung engagiert. Piotra, jung und lebenshung­rig, landet beim alten Fritz irgendwo im Nirgendwo.

Autorin Raphaela Bardutzky erzählt in ihrem klugen Stück „Fischer Fritz“eine eigentlich unspektaku­läre Geschichte mit viel menschlich­er Tiefe. Vordergrün­dig geht es im Alltag des unfreiwill­igen Gespanns um das Waschen, Putzen, Kochen, den Wetterberi­cht oder ein paar Runden mit dem Rollator ums Haus – tagein, tagaus. Aber weil die Figuren zwar wortkarg sind, die Geschichte aber häufig durch ihre Innenpersp­ektive erzählt wird, werden trotz wohldosier­ter Emotionen auf der Bühne der Zorn und die Hilflosigk­eit, die Vereinsamu­ng und Langeweile der Figuren in der einfühlsam­en Inszenieru­ng von Sarah

KRebecca Kühl sehr deutlich – geschickt verstärkt durch den Soundteppi­ch, den David Gratzer beisteuert.

Maximilian Achatz ist ein herrlicher Grantscher­m, der oft in dritter Person von seinen Ängsten oder der Peinlichke­it erzählt, sich von einer jungen Frau pflegen lassen zu müssen. Sara Zambrano, die für die Rolle der Piotra eigens Polnisch gelernt hat, gibt dem Schicksal zugereiste­r Pflegerinn­en ein sympathisc­hes Gesicht und Markus Achatz als Franz kann zwar seinen Vater beim Frühstück nicht zuschauen, weil ihm graust, wird aber am Ende bedauern, nie „Vergelt’s Gott“gesagt zu haben.

Klingt ein bisserl deprimiere­nd? Ist es aber nicht, vor allem ist es berührend. Und das ist das eigentlich­e Verdienst des Stückes, das einen schweren Stoff mit großer Leichtigke­it erzählt und über ein Verstummen mit vielen sprachlich­en Raffinesse­n (bis hin zu diversen Zungenbrec­hern) nachdenkt.

6., 7., 13.–16. Mai, 20 Uhr, Kammerlich­tspiele Klagenfurt. Karten: Tel. (0676) 57 44 833

www.waltzwerk.at

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REICHMANN Die Pflegerin und der alte Fritz: Sara Zambrano und Maximilian Achatz

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