RBI muss beim Strabag-Deal den Rückzug antreten
Es war ein nahezu genialer Plan: Die RBI hätte durch die Übernahme des Strabag-Aktienpakets von Oleg Deripaska in Russland blockiertes Vermögen loseisen können.
Es war ein kühner Plan mit einem beachtlichen Risiko des Scheiterns, aber wäre er aufgegangen, in einigen Wiener Chefetagen wäre die Freude riesig gewesen. Dann wäre es der Raiffeisen Bank International (RBI) nämlich gelungen, mehr als eine Milliarde Euro der Gewinne, die die RBI-Tochter in Russland macht, in Österreich in die Bücher zu nehmen.
Und die Strabag hätte einen endgültigen Schlussstrich unter die lange Zeit ziehen können, in der Oleg Deripaska ihr Aktionär war. Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre: Nach ersten Hinweisen auf ein mögliches Platzen in der vergangenen Woche kam Mittwochmittag das offizielle Aus seitens der RBI.
„Im jüngsten Austausch mit den relevanten Behörden konnte die Raiffeisen Bank International AG nicht den erforderlichen Komfort erhalten, um die geplante Transaktion durchzuführen“, wird mitgeteilt. „Die Bank hat beschlossen, aus Gründen der Vorsicht von der Transaktion
Abstand zu nehmen.“Dahinter dürfte der zuletzt deutlich erhöhte Druck der US-Sanktionsbehörden stehen. Zudem gab die EU am Mittwochnachmittag bekannt, eingefrorenes russisches Vermögen für die Ukraine verwenden zu wollen. Der RBI- und Strabag-Plan wurde offenbar von der Politik eingeholt.
Konkret ging es um 24,1 Prozent der Anteile am österreichischen Baukonzern Strabag, auf diesen Prozentsatz hatte die Strabag den mit Sanktionen belegten Oligarchen Oleg Deripaska im Vorjahr durch eine Kapitalerhöhung zurückgedrängt. Das Paket war in Moskau angeblich schon an einen anderen Eigentümer übertragen worden, dazu wurde auch ein Name geliefert: Iliadis. Iliadis hätte das Paket an die RBI weiterreichen sollen. Wer konkret hinter dieser Gesellschaft steht oder stand, wurde allerdings nie genannt. Insofern war auch unklar, ob damit für die RBI bei Übernahme des Aktienpakets als Sacheinlage – also ohne Geldfluss – ein Sanktionsrisiko besteht. Die RBI versicherte bis vor Kurzem, es bestehe kein Risiko.
RBI-Chef Johann Strobl war bei der Bilanzpressekonferenz ausgesprochen optimistisch gewesen, dass der außergewöhnliche Deal bis Ende März unter Dach und Fach käme. Vor einer Woche bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen erklärte er schließlich, den Plan bei einem Sanktionsrisiko fallen zu lassen.
Das Strabag-Aktienpaket gehöre jetzt weiterhin der MKAO Rasperia Trading Limited, stellt die Strabag klar. Diese Gesellschaft gehörte früher Deripaska, inzwischen werde sie von Iliadis JSC kontrolliert. Ob es bei diesem Wechsel angesichts der RBI-Entscheidung bleibe, könne man derzeit nicht beurteilen, schreibt die Strabag sinngemäß.
Die RBI-Aktie verzeichnete leichte Kursverluste. Die RBI
RBI-CEO Johann Strobl
steht im Zusammenhang mit ihrer hochprofitablen Russlandtochter immer wieder international in der Kritik. In der knappen Meldung betont die Bank: „Unabhängig von der Entscheidung zur Nichtdurchführung der Strabag-SE-Transaktion strebt die RBI weiterhin die Entkonsolidierung ihrer russischen Tochtergesellschaft an.“Man habe die Aktivitäten in Russland deutlich reduziert und umfassende Maßnahmen ergriffen, um die Risiken durch die erhöhten Sanktions- und ComplianceAnforderungen zu minimieren.
Die EU macht jetzt Ernst damit, die Erträge der eingefrorenen russischen Vermögen für die Ukraine zu nutzen. Darauf einigten sich alle EU-Botschafter der 27 Mitgliedsländer. Der Rat der Wirtschafts- und Finanzminister soll dafür nächste Woche grünes Licht geben. Dabei geht es um bis zu drei Milliarden Euro jährlich. 90 Prozent fließen in die EU-Beschaffung von Waffen und Munition, der Rest in die Verteidigungsindustrie und den Wiederaufbau der Ukraine.