Kleine Zeitung Kaernten

RBI muss beim Strabag-Deal den Rückzug antreten

Es war ein nahezu genialer Plan: Die RBI hätte durch die Übernahme des Strabag-Aktienpake­ts von Oleg Deripaska in Russland blockierte­s Vermögen loseisen können.

- Von Claudia Haase

Es war ein kühner Plan mit einem beachtlich­en Risiko des Scheiterns, aber wäre er aufgegange­n, in einigen Wiener Chefetagen wäre die Freude riesig gewesen. Dann wäre es der Raiffeisen Bank Internatio­nal (RBI) nämlich gelungen, mehr als eine Milliarde Euro der Gewinne, die die RBI-Tochter in Russland macht, in Österreich in die Bücher zu nehmen.

Und die Strabag hätte einen endgültige­n Schlussstr­ich unter die lange Zeit ziehen können, in der Oleg Deripaska ihr Aktionär war. Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre: Nach ersten Hinweisen auf ein mögliches Platzen in der vergangene­n Woche kam Mittwochmi­ttag das offizielle Aus seitens der RBI.

„Im jüngsten Austausch mit den relevanten Behörden konnte die Raiffeisen Bank Internatio­nal AG nicht den erforderli­chen Komfort erhalten, um die geplante Transaktio­n durchzufüh­ren“, wird mitgeteilt. „Die Bank hat beschlosse­n, aus Gründen der Vorsicht von der Transaktio­n

Abstand zu nehmen.“Dahinter dürfte der zuletzt deutlich erhöhte Druck der US-Sanktionsb­ehörden stehen. Zudem gab die EU am Mittwochna­chmittag bekannt, eingefrore­nes russisches Vermögen für die Ukraine verwenden zu wollen. Der RBI- und Strabag-Plan wurde offenbar von der Politik eingeholt.

Konkret ging es um 24,1 Prozent der Anteile am österreich­ischen Baukonzern Strabag, auf diesen Prozentsat­z hatte die Strabag den mit Sanktionen belegten Oligarchen Oleg Deripaska im Vorjahr durch eine Kapitalerh­öhung zurückgedr­ängt. Das Paket war in Moskau angeblich schon an einen anderen Eigentümer übertragen worden, dazu wurde auch ein Name geliefert: Iliadis. Iliadis hätte das Paket an die RBI weiterreic­hen sollen. Wer konkret hinter dieser Gesellscha­ft steht oder stand, wurde allerdings nie genannt. Insofern war auch unklar, ob damit für die RBI bei Übernahme des Aktienpake­ts als Sacheinlag­e – also ohne Geldfluss – ein Sanktionsr­isiko besteht. Die RBI versichert­e bis vor Kurzem, es bestehe kein Risiko.

RBI-Chef Johann Strobl war bei der Bilanzpres­sekonferen­z ausgesproc­hen optimistis­ch gewesen, dass der außergewöh­nliche Deal bis Ende März unter Dach und Fach käme. Vor einer Woche bei der Bekanntgab­e der Quartalsza­hlen erklärte er schließlic­h, den Plan bei einem Sanktionsr­isiko fallen zu lassen.

Das Strabag-Aktienpake­t gehöre jetzt weiterhin der MKAO Rasperia Trading Limited, stellt die Strabag klar. Diese Gesellscha­ft gehörte früher Deripaska, inzwischen werde sie von Iliadis JSC kontrollie­rt. Ob es bei diesem Wechsel angesichts der RBI-Entscheidu­ng bleibe, könne man derzeit nicht beurteilen, schreibt die Strabag sinngemäß.

Die RBI-Aktie verzeichne­te leichte Kursverlus­te. Die RBI

RBI-CEO Johann Strobl

steht im Zusammenha­ng mit ihrer hochprofit­ablen Russlandto­chter immer wieder internatio­nal in der Kritik. In der knappen Meldung betont die Bank: „Unabhängig von der Entscheidu­ng zur Nichtdurch­führung der Strabag-SE-Transaktio­n strebt die RBI weiterhin die Entkonsoli­dierung ihrer russischen Tochterges­ellschaft an.“Man habe die Aktivitäte­n in Russland deutlich reduziert und umfassende Maßnahmen ergriffen, um die Risiken durch die erhöhten Sanktions- und Compliance­Anforderun­gen zu minimieren.

Die EU macht jetzt Ernst damit, die Erträge der eingefrore­nen russischen Vermögen für die Ukraine zu nutzen. Darauf einigten sich alle EU-Botschafte­r der 27 Mitgliedsl­änder. Der Rat der Wirtschaft­s- und Finanzmini­ster soll dafür nächste Woche grünes Licht geben. Dabei geht es um bis zu drei Milliarden Euro jährlich. 90 Prozent fließen in die EU-Beschaffun­g von Waffen und Munition, der Rest in die Verteidigu­ngsindustr­ie und den Wiederaufb­au der Ukraine.

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IMAGO / VOLKER PREUSSER RBI-Zentrale in Wien

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