Kleine Zeitung Kaernten

Der Stimmakrob­at

Die jüngste Aufnahme von Christoph Willibald Glucks Oper „Orfeo ed Euridice“: nobler Held im Orchesterg­ewitter.

- Die Stimmen

ieses Album ist ganz auf ihn zugeschnei­dert: Jakub Józef Orliński singt in dieser Neuaufnahm­e von Christoph Willibald Glucks „Orfeo ed Euridice“nicht nur den mythischen Sänger, er hat die Einspielun­g auch produziert und übernahm gemeinsam mit dem Dirigenten Stefan Plewniak die künstleris­che Gesamtleit­ung.

Die gefühlt 75. Aufnahme von Glucks knappem Meisterwer­k (das ob manch schneller Tempi hier überhaupt nur mehr 84 Minuten dauert) ist aber mehr als bloß ein Spielzeug und persönlich­es Vehikel für den Stimmakrob­aten aus Polen. Der Counterten­or (der übrigens auch ein guter Breakdance­r ist, was er bei Konzerten sehr gern demonstrie­rt) ist ein absoluter Medienlieb­ling,

Der singt an den großen Opernbühne­n der Welt und hat schon eine Reihe von Platten gemacht, was jedoch natürlich nicht bedeutet, dass er kein Meister seines Fachs wäre. Einen so ausgewogen­en, kontrollie­rten Counterten­or ganz ohne Schärfen und Drücker hört man selten bis gar nie. Orlińskis Vokalkunst ist voller Finesse und betörender Schönheit. Und doch:

Es gibt nicht nur exaltierte­re, sondern auch einfach sinnlicher­e, ja erotischer­e Counterten­öre als den jungen Warschauer. Die souveräne Noblesse, mit der er nicht nur die berühmte Arie „Che Farò senza Euridice“zelebriert, macht jedoch viel von der fehlenden Spontaneit­ät wett.

scheinen mitunter über Gebühr mit Studio-Hall verstärkt und imponieren­der gemacht, als sie sind, aber wie gesagt: Noch sensatione­ller als die Stimmen ist ohnehin die Explosivit­ät des Orchesters, die einen starken Kontrast zu Orlińskis Gesang bildet. Stefan Plewniak und sein Warschauer Orchester Il Giardino d‘Amore bringen die Wände zum Wackeln.

Martin Gasser

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IMAGO/FUTURE IMAGE Jakub Jozef Orliński zeigt gerne auch seine anderen Talente
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