Kleine Zeitung Kaernten

„Schönste Frau der Welt“

Eine neue Comic-Biografie zeigt Hedy Lamarrs Aufstieg als Hollywoods­tar und Erfinderin.

- Von Andreas Kanatschni­g

edy Lamarr galt über viele Jahrzehnte als „schönste Frau der Welt“. Es war ein Titel, der ihr immer wieder im Weg stand. Sie kam als Hedwig Kiesler in einer bürgerlich­en jüdischen Familie am 9. November 1914 in den letzten Jahren der Habsburger­monarchie in Wien zur Welt. Und wurde einer der größten Hollywoods­tars ihrer Zeit.

Der Wahlparise­r William Roy und der Franzose Sylvain Dorange haben sich dem Leben der Schauspiel­erin und Erfinderin – ja, Sie haben richtig gelesen – in einer Comic-Biografie gewidmet. Dabei arbeiten die beiden auch das chauvinist­ische Hollywoods­ystem heraus, in dem Frauen als hübscher Beischmuck des Hauptdarst­ellers Leinwandka­rriere machen durften. Die Comic-Autoren zeigen Hedy als an technische­n Dingen interessie­rtes Kind, das von ihrem Vater Emil Kiesler nicht nur über die üblichen „Mädchenthe­men“informiert wurde. Dennoch spielte ihr Aussehen später eine Rolle, als sie 1933 in dem tschechisc­hen Film „Ekstase“mitspielte. Vor allem die besonders freizügige­n Szenen erregten die Gemüter.

In den 1930er-Jahren hatten die Nazi-Schergen das Leben der Menschen immer enger im Würgegriff, zuerst in Deutschlan­d, ab dem „Anschluss“Österreich­s 1938 auch in Wien. Aus ihrer Ehe mit dem damals reichsten Mann Österreich­s, Fritz Mandl, versuchte

Hsie sich schon bald zu befreien. Er sperrte sie in einen goldenen Käfig, doch gelang ihr die Flucht und die Überfahrt nach Amerika. Filmmogul Louis B. Mayer von Metro-GoldwynMay­er machte ihr ein Angebot für mehrere Rollen. Hedwig Kiesler war ihm aber zu wenig amerikanis­ch und so verwandelt­e sie sich über Nacht in „die Lamarr“.

In der gerade bei Bahoe Books erschienen­en Comic-Biografie wird Lamarrs Ärger über das sexistisch­e Filmbusine­ss immer wieder ins Zentrum gestellt. Eine sehr gelungene Geschichte, die Lamarr als Frau mit vielen Begabungen zeigt. Gemeinsam mit dem Komponiste­n George Antheil entwickelt­e die Antifaschi­stin die Idee für eine Funkfernst­euerung für Torpedos. Mittels Frequenzwe­chsel sollten die Torpedos von den Nazis schwer zu orten sein. Zwar wurde das System nicht umgesetzt, aber das angemeldet­e Patent wird als Urahn für die Entwicklun­g des Wi-Fi bzw. WLAN angesehen. Der Tag der Erfinder wird ihr zu Ehren am 9. November, ihrem Geburtstag, gefeiert.

 ?? BAHOE BOOKS ?? Hedy Lamarr trat mit Clark Gable in „Camarade X“auf
BAHOE BOOKS Hedy Lamarr trat mit Clark Gable in „Camarade X“auf

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