Bayern München oder die Ungewollten
ald wird jeder jemanden kennen, der gefragt worden ist, ob er nicht den FC Bayern München trainieren will. Nachdem Xabi Alonso, Julian Nagelsmann und Ralf Rangnick dem Stern des Südens einen Korb gegeben haben, wird die Trainersuche von Sportvorstand Max Eberl immer verzweifelter. Sebastian Hoeneß bleibt lieber in Baden-Württemberg, Roberto De Zerbi in Brighton, Roger Schmidt beim Fado in Lissabon, Julen Lopetegui zieht es zum Schinken nach West Ham. Sämtliche Wunschkandidaten brechen weg wie Salzkörner von der Brezen.
Dabei gibt es wirklich unangenehmere Jobs – ein monatliches Salär in Millionenhöhe, dazu freier Eintritt beim Oktoberfest und die Chance, mit Maßkrug und Meisterschale auf einem Balkon zu stehen. Aber als Bayern-Trainer ist man auch ein Hase, auf den sämtliche Visiere einer geifernden, Senf schießenden Jagdgesellschaft angelegt sind. Vizemeister und CL-Halbfinale gelten als verkorkste Saison. Selbst zwei, drei wenig dominante Spiele reichen, um den Trainer auszuzuzeln wie eine Weißwurst.
Ein Jahr auf der Bayernbank ist so anstrengend wie zehn Jahre Busfahrer in Kairo oder das Fliegen eines Kampf- flugzeugs. Wer will sich das antun? Vom Sympathiefaktor würde Dieter Bohlen passen. Oder die österreichische Verteidigungsministerin? Fit mit Philipp wäre gerade frei, Dominic Thiem hätte bald Zeit, und Marcel Hirscher böte sich Gelegenheit, seine geweihten Latten zu bewerben. Ich könn- te mir auch Chris Lohner vorstellen,
Bdas wäre einmal eine klare Ansage. Wie wäre es mit Stermann/Grissemann? Hape Kerkeling? Andi Goldberger? Christa Kummer? Oder die jüngst in die selbst gesponnene Intrige geratene Lena Schilling?
Das sind halt alles keine, wie der Deutsche sagt, Übungsleiter. Nach der ersten titellosen Saison seit zwölf Jahren kann man die Münchner Verzweiflung förmlich riechen. Die Trainersuche der Bayern bewegt die Welt, sagt Max Eberl, ohne zu sehen, dass genau diese Arroganz abschreckt. Man ist nicht alleine auf der Welt und kann auch einmal Zweiter werden. elbst die Bayern können keine Trainer aus dem Nichts zaubern, also wird man wohl den letzten TripleSammler Hansi Flick aus der Schaffenspause holen, wiewohl der als Nationaltrainer so motivierend war wie eine leere Brotdose. Oder überredet man Erik ten Hag, der in Manchester keine Bäume ausreißt? Zinédine Zidane kann zu wenig Deutsch, und José Mourinho scheint sogar für München zu speziell zu sein. Jupp Heynckes stellt sich tot, und der Tulpengeneral Louis van Gaal wird gerade vom Schicksal geduzt. Aber wie wäre es mit Mörtel Lugner? Der Mann ist so agil wie mit siebzig und kann auch mit neunzig nicht Nein sagen. Die Allianz-Arena würde zum Einkaufszentrum und man hätte wieder was zu lachen wie seit Karl Valentin nicht mehr.
SFranzobel, 1967 geboren, ist Schriftsteller und Sportfan. Seine besten Kolumnen sind eben beim Ritter Verlag in Buchform erschienen.