Kleine Zeitung Steiermark

„Kopfüber fielen Leute mit Rettungsbo­ot ins Wasser“

Robert Strasser aus Oberdraubu­rg war an Bord der „Costa Concordia“. Der geschockte Kärntner erzählt.

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Der Österreich­er Robert Strasser erlebte Panik und Chaos an Bord der sinkenden „Costa Concordia“

EAUGENZEUG­ENBERICHT r sei „komplett fertig“, sagt Robert Strasser. Der 53-Jährige aus Oberdraubu­rg war an Bord der havarierte­n „Costa Concordia“. Grund derurlaubs­fahrt: „Zur Silbernen Hochzeit wollten meine Frau und ich eine Reise machen.“Einewoche lang war es ein Traumurlau­b.

„Beim letzten Abendessen im Restaurant dachte ich plötzlich, ,Teufel, das Schiff schwankt‘.“Da dürfte der Luxusliner auf den Felsen gelaufen sein, meint der Oberkärntn­er: „Als ich später eine Show ansah, fiel plötzlich der Strom aus. Ein Ruck. Das ganze Schinakel bekam Schräglage. Dann hat das ganze Theater angefangen.“

Der Motor war ausgefalle­n. „Ich war zu der Zeit in der Kabine“, erinnert sich Strassers Frau Bernadette (50), „ich dachte, ,ich hab’ doch nichts getrunken, warum ist das Bett schief?‘“Dann kam ein Steward, forderte sie auf, sich warm anzuziehen und das Nötigste mitzunehme­n. Papiere und Autoschlüs­sel hatte sie schon aus dem Safe genommen, „zum Glück. Ohne Strom ließ er sich nicht mehr öffnen“.

Robert Strasser versuchte, sofort zu seiner Frau zu kommen. „Da waren die Leute aber schon in Panik“, sagt er, „obwohl es erst sehr viel später Alarm gab.“as Ehepaar lief zu den Rettungsbo­oten. „Von ,Frauen und Kinder zuerst‘ war keine Rede“, sagen die beiden, „einige alte Männer versuchten mit Rettungsbo­oten abzuhau’n.“Das schafften sie aber nicht. „Frauen bildeten dann eine Rettungsga­s-

Dse für Kinder, Männer reichten sieweiter“, sagen sie: „Ober und Köche halfen uns ins Boot. Mit Sauerstoff sprengten sie es aus der Verankerun­g.“Das klappte nicht immer. „Mit einem Boot sind die Leute kopfüber inswasser gefallen“, so Strasser. m Boot wussten wir zuerst nicht, wie es weitergeht“, erzählt er, „eineinhalb Stunden später waren wir auf der Insel Giglio. Da gab es Decken fürunterkü­hlte. Das Rote Kreuz war da und Leute vom Außenamt. Da begann erst der Rettungsei­nsatzamwra­ck. Auf der Inselwaren die Kirche und ein Café offen.“Weiter ging es später ans Festland. „Da sieht man dann den großen Koloss, wie er schief liegt“, sagt Robert Strasser, „ich kann es noch nicht fassen.“

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REUTERS/ ROSSI, KK

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