Ein Pendler zwischen Disziplin und Taktgefühl
Adolf Obendrauf leitet die Militärmusik Niederösterreich wie auch die Kapelle im heimatlichen St. Stefan imrosental.
250Kilometer liegen zwischen St. Pölten und St. Stefan im Rosental. Adolf Obendrauf (41) fährt die Strecke mehrmals pro Woche. Dabei ist es still im Auto, keine Musik rieselt aus den Radioboxen. Als Kapellmeister der Militärmusik Niederösterreich und seit Jahresbeginn auch der Marktmusikkapelle St. Stefan kostet der Oststeirer diewenigen ruhigenmomente voll aus.
Die Gunst der Stunde, seine Ausbildung und sein hervorragenderruf hievten den langjährigen Solotrompeter der Militärmusik Steiermark im August ans Dirigentenpult nach St. Pölten. „Bis dahin hatte ich wenig Bezug zu Niederösterreich. Mittlerweile habe ich Land und Leute lieben und schätzen gelernt und viele Adolf Obendrauf, geboren am 23. 9. 1970 in Gnas. Er rückte 1990 zum Bundesheer ein und war 20 Jahre lang Solotrompeter bei der Militärmusik Steiermark. Studium am Johann-joseph-fuxKonservatorium und an der Kunstuniversität Graz. Seit 1. August ist er Militärkapellmeister von Niederösterreich. Kontakte geknüpft“, erzählt Obendrauf. Nun übernahm er auch den Taktstock im Heimatort – ausgerechnet von Erich Perner, mit dem er auch bei der Militärmusik Steiermark jahrelang zusammengearbeitet hatte.
Jetzt heißt es also pendeln. Da ein Orchester mit Berufsmusikern – ein Stamm von 15 Kadersoldaten plus 35 Rekruten –, mit bis zu acht Stunden täglicher Probezeit und zu recht hohen Ansprüchen. Dort ein Musikverein mit Musikern verschiedener Altersgruppen, unterschiedlichem Leistungsniveau und beruflichen Verpflichtungen. „Man kann von ihnen natürlich nicht dasselbe verlangen. Aber in der Zeit, in der geprobt wird, bestehe ich schon auf Disziplin“, betont der Major.
Beinharte Disziplin verlangt der Beruf auch von dem 41-Jährigen ab. Denn die täglichen Proben und die meist amwochenende stattfindenden Auftritte lassen die Familie kurz kommen. „Jede freie Minute gehört meiner Frau und den drei Kindern, für ein Hobby bleibt da nichts mehr übrig“, sagt Obendrauf. Seine Ehefrau bringt das nötige Verständnis mit: Sie ist selbst Musikerin (Waldhorn), wenn auch nicht in einer „seiner“Kapellen.
In St. Pölten spielen 50 Heeresmusiker nach dem Takt, den Major Adolf Obendrauf vorgibt
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