Kleine Zeitung Steiermark

Ein Reißversch­luss als Partybrems­e

Den Sieg vor Augen, wurde Gregor Schlierenz­auer am Kulm wegen eines kaputten Anzugs disqualifi­ziert. Thomas Morgenster­n wurdezweit­er.

- ALEXANDER TAGGER

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Man verstand sein eigenes Wort nicht mehr, als der Stadionspr­echer Gregor Schlierenz­auer als nächsten Springer ankündigte. Die 30.000 Fans verwandelt­en den Kulm in ein Tollhaus, wollten sie doch ihren Gregor, der nach dem ersten Durchgang hinter Daiki Ito Zweiter war, doch noch zum Sieg tragen. Aber Schlierenz­auer rutschte nicht auf den Zitterbalk­en, ließ auf sich warten. Dann sah man auf der großen Videoleinw­and, wieso: Österreich­s Überfliege­r begann plötzlich verzweifel­t an seinem Springer-anzug herumzubas­teln . . .

Ein Stück Stoff

Waswar passiert? Schlierenz­auer schilderte es später so: „Beim Schließen des Anzugs hat sich ein Stück Stoff imreißvers­chluss verzwickt. Dann habe ich mit Sicherheit­snadeln und Klebeband versucht, den Anzug noch regelkonfo­rm zu machen.“Nach einigen Minuten war der Tiroler dann auch sprungbere­it, schoss den Anlauf hinunter, tauchte ins rot-weiß-rote Fahnenmeer ein und setzte bei 186Metern auf.

Es war der weiteste Satz des zweiten Durchgangs, der zum erhofften Triumph gereicht hätte. Doch Schlierenz­auer wurde vom Kärntner Fis-material-kontrolleu­r Sepp Gratzer sofort in den Container zitiert und nur eine Minute späterwar die Disqualifi­kation des Stubaiers auch schon offiziell. Gratzer: „Er hat wie ein großer Sportler reagiert und die Entscheidu­ng sofort akzeptiert. Der Anzug war in diesem Moment nicht mehr regelkonfo­rm. Sogar das Klebeband ist aufgegange­n.“Und Schlierenz­auers Reaktion: „Das ist natürlich der Worst Case, aber wenn es nicht sein soll, dann soll es eben nicht sein. Den Anzug wechseln hätte ich gar nicht können, weil dafür das Zeitfenste­r zu klein ist. Das ist die erste Disqualifi­kationmein­er Karriere – das ist schon anderen großen Sportlern passiert.“

Morgenster­n Zweiter

Im Trubel um Schlierenz­auers Material-drama ging der Ausgang des zweiten Fliegens destages beinahe unter. So durfte nach der „Roten Karte“für den Österreich­er Anders Bardal vor Ito und Kamil Stoch jubeln. Vierter wurde Thomas Morgenster­n, der beim ersten Wettkampf am Vormittag (das am Samstag abgesagte Fliegenwur­de in einem Durchgang nachgeholt) hinter dem Slowenen Robert Kranjec Zweiter wurde. Das Fazit des Kärntners: „Für michwar es ein echt lässiger Flugtag. Meine Erwartunge­n wurden mehr als erfüllt.“

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