Ein Reißverschluss als Partybremse
Den Sieg vor Augen, wurde Gregor Schlierenzauer am Kulm wegen eines kaputten Anzugs disqualifiziert. Thomas Morgenstern wurdezweiter.
Schlie“
renzauer
Man verstand sein eigenes Wort nicht mehr, als der Stadionsprecher Gregor Schlierenzauer als nächsten Springer ankündigte. Die 30.000 Fans verwandelten den Kulm in ein Tollhaus, wollten sie doch ihren Gregor, der nach dem ersten Durchgang hinter Daiki Ito Zweiter war, doch noch zum Sieg tragen. Aber Schlierenzauer rutschte nicht auf den Zitterbalken, ließ auf sich warten. Dann sah man auf der großen Videoleinwand, wieso: Österreichs Überflieger begann plötzlich verzweifelt an seinem Springer-anzug herumzubasteln . . .
Ein Stück Stoff
Waswar passiert? Schlierenzauer schilderte es später so: „Beim Schließen des Anzugs hat sich ein Stück Stoff imreißverschluss verzwickt. Dann habe ich mit Sicherheitsnadeln und Klebeband versucht, den Anzug noch regelkonform zu machen.“Nach einigen Minuten war der Tiroler dann auch sprungbereit, schoss den Anlauf hinunter, tauchte ins rot-weiß-rote Fahnenmeer ein und setzte bei 186Metern auf.
Es war der weiteste Satz des zweiten Durchgangs, der zum erhofften Triumph gereicht hätte. Doch Schlierenzauer wurde vom Kärntner Fis-material-kontrolleur Sepp Gratzer sofort in den Container zitiert und nur eine Minute späterwar die Disqualifikation des Stubaiers auch schon offiziell. Gratzer: „Er hat wie ein großer Sportler reagiert und die Entscheidung sofort akzeptiert. Der Anzug war in diesem Moment nicht mehr regelkonform. Sogar das Klebeband ist aufgegangen.“Und Schlierenzauers Reaktion: „Das ist natürlich der Worst Case, aber wenn es nicht sein soll, dann soll es eben nicht sein. Den Anzug wechseln hätte ich gar nicht können, weil dafür das Zeitfenster zu klein ist. Das ist die erste Disqualifikationmeiner Karriere – das ist schon anderen großen Sportlern passiert.“
Morgenstern Zweiter
Im Trubel um Schlierenzauers Material-drama ging der Ausgang des zweiten Fliegens destages beinahe unter. So durfte nach der „Roten Karte“für den Österreicher Anders Bardal vor Ito und Kamil Stoch jubeln. Vierter wurde Thomas Morgenstern, der beim ersten Wettkampf am Vormittag (das am Samstag abgesagte Fliegenwurde in einem Durchgang nachgeholt) hinter dem Slowenen Robert Kranjec Zweiter wurde. Das Fazit des Kärntners: „Für michwar es ein echt lässiger Flugtag. Meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt.“