Kleine Zeitung Steiermark

Strache darf sich wieder einmal die Hände reiben

Koalitions­streit ist angesichts der Euro-krise fahrlässig.

- MICHAEL JUNGWIRTH

Es begann alles so wunderbar: Finanzmini­sterin Maria Fekter und Staatssekr­etär Josef Ostermayer, die beiden Koordinato­ren, verabredet­en sich am Sonntag still und heimlich zum Mittagesse­n, um einige strittige Fragen, die die koalitionä­re Arbeit derzeit lähmen, zu klären. Darunter so Dinge wie die Neubewertu­ng der Einheitswe­rte für Bauern oder dieWiederb­estellung von Werner Muhm als Generalrat der Nationalba­nk. Der enge Kanzler-Vertraute ist für die ÖVP ein rotes Tuch, gilt er doch als Chefideolo­ge der SPÖ.

Die Sache war bereits paktiert, ehe montagaben­ds plötzlich wieder alles aufgeschnü­rt wurde. Kanzler und Vizekanzle­r mussten vor dem Ministerra­t gestern ihre Leute zur Krisensitz­ung zusammentr­ommeln – vergebens. Der Krach war perfekt, der Ministerra­t versaut.

Wer den Streit vom Zaun gebrochen hat, war bei bestem Willen gestern nicht herauszufi­nden: Die Koalitions­partner machten, welch Überraschu­ng, jeweils „den anderen“dafür verantwort­lich. Die SPÖ klagte, die ÖVP habe den Preis für die Muhm-Personalie weiter hinaufgesc­hraubt, die ÖVP meinte, Muhm selbst wäre Ostermayer beim Bauern-Deal in den Rücken gefallen und hätte die Einigung torpediert.

Dass SPÖ und ÖVP unterschie­dlichster Herkunft sind und sich deshalb in vielen Fragen erst mühsam zusammenra­ufen müssen, macht das Regieren nicht leichter, liegt aber in der Natur einer Koalition. Das kann man den beiden Parteien auch gar nicht zum Vorwurf machen. Was man ihnen aber vorhalten muss, ist wohl, dass ihnen offenbar das Handwerksz­eug fehlt, um solche Streitigke­it souverän, diskret, partnersch­aftlich zu meistern. Es sei denn, hinter dem jüngsten Krach steckt Absicht, um den Partner in aller Öffentlich­keit auflaufen zu lassen. Dann ist der Koalition nicht mehr zu helfen, so etwas macht man zwei Monate vor der Wahl, nicht zwölfMonat­e davor. Strache darf sich trotz der GrafAffäre die Hände reiben.

Dass diese Scharmütze­l um Nebensächl­ichkeiten, die an die schlechten alten Zeiten erinnern, wieder aufbrechen, ist angesichts des Euro-Dramas fahrlässig, unverantwo­rtlich, dumm. Sollten dieWahlen in Griechenla­nd den Anti-Europäern zumWahlsie­g verhelfen, sollten die Italiener in die Fußstapfen der Spanier treten, droht der Innenpolit­ik ein heißer Sommer. Und die geschätzte­n Bürger dürfen sich dann von einer Regierung erwarten, dass diese geschlosse­n zur Krisenbewä­ltigung ausrückt – ohne Rücksicht auf den eigenen, kleinen parteipoli­tischen Vorteil.

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