Syriens Elend und Europas Schwäche
Die EU kapituliert im Syrien-konflikt vor sich selbst.
Fast zwei Jahre wird in Syrien jetzt gekämpft und gestorben. Je länger das Blutvergießen andauert, desto deutlicher tritt die Ohnmacht des Westens in diesem mörderischen Konflikt zutage.
Wie gelähmt blicken die Europäer auf das geschundene Bürgerkriegsland. Ihr Waffenembargo gegen Syrien läuft nun zwar aus. Aber nicht, weil das dem Mehrheitswillen der EUStaaten entspräche. Sondern aus Unvermögen, sich auf einen gemeinsamen Umgang mit den Aufständischen zu einigen.
Diesen kommt die Aussicht auf baldige Waffenhilfe gerade recht. Ohne Aufrüstung haben sie gegen die viel besser bewaffneten, gut ausgebildeten und auch numerisch überlegenen Regierungstruppen auf lange Sicht wohl keine Chance.
Das Bild, das Europa abgibt, ist dagegen blamabel. Seitdem Volksaufstände entlang des Mittelmeerbogens die arabischen Despoten von ihren Thronen fegten, reagiert die EU mit einer Mischung aus Ratlosigkeit und Ignoranz auf die Umwälzungen vor ihrer Haustüre. Tatenlos sah man zu, wie sich in Ägypten die Moslembrüder der Revolution bemächtigten und das Land am Nil nun in einen Gottesstaat umwandeln. In Libyen brachte nach langem Zaudern erst der mutige Alleingang Frankreichs den Umschwung zugunsten der Rebellen. Bengasi dürfe nach Srebrenica nicht Schauplatz eines Völkermordes vor den Augen der Weltöffentlichkeit werden. So lautete das Argument, das in Paris im Frühjahr 2011 den Ausschlag für einen Militäreinsatz gab.
Dem syrischen Bürgerkrieg sind bisher 80.000 Menschen zum Opfer gefallen. An Zivilistenwerden grauenhafte Massaker verübt. Der Konflikt droht auf den Libanon überzugreifen. Eine Intervention kommt für Europa nicht infrage. Selbst Waffenhilfe für moderate Rebellengruppen geht Ländern wie Österreich zu weit. Dafür mag es gute Gründe geben. Wer stellt sicher, dass das Kriegsgerät tatsächlich in die richtigen Hände fällt?
Nur wer so argumentiert, stärkt die Radikalen unter den Rebellen. Sie werden aus der Golfregion mit Geld und Waffen aufgerüstet, während Russland und der Iran das AssadRegime mit Waffen versorgen. Die gemäßigten Kräfte drohen dagegen zwischen den Fronten aufgerieben zu werden. Das wollen Briten und Franzosen zu Recht verhindern. Hätten sie bis zur Friedenskonferenz für Syrien zugewartet, hätten die Europäer sich nichts vergeben. o haben sie der Welt das Scheitern ihrer gemeinsamen Außenpolitik vorgeführt und sind drauf und dran, den Rest ihres Ansehens im Vorderen Orient zu verspielen.
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