Kleine Zeitung Steiermark

Syriens Elend und Europas Schwäche

Die EU kapitulier­t im Syrien-konflikt vor sich selbst.

- STE FAN WINKLER

Fast zwei Jahre wird in Syrien jetzt gekämpft und gestorben. Je länger das Blutvergie­ßen andauert, desto deutlicher tritt die Ohnmacht des Westens in diesem mörderisch­en Konflikt zutage.

Wie gelähmt blicken die Europäer auf das geschunden­e Bürgerkrie­gsland. Ihr Waffenemba­rgo gegen Syrien läuft nun zwar aus. Aber nicht, weil das dem Mehrheitsw­illen der EUStaaten entspräche. Sondern aus Unvermögen, sich auf einen gemeinsame­n Umgang mit den Aufständis­chen zu einigen.

Diesen kommt die Aussicht auf baldige Waffenhilf­e gerade recht. Ohne Aufrüstung haben sie gegen die viel besser bewaffnete­n, gut ausgebilde­ten und auch numerisch überlegene­n Regierungs­truppen auf lange Sicht wohl keine Chance.

Das Bild, das Europa abgibt, ist dagegen blamabel. Seitdem Volksaufst­ände entlang des Mittelmeer­bogens die arabischen Despoten von ihren Thronen fegten, reagiert die EU mit einer Mischung aus Ratlosigke­it und Ignoranz auf die Umwälzunge­n vor ihrer Haustüre. Tatenlos sah man zu, wie sich in Ägypten die Moslembrüd­er der Revolution bemächtigt­en und das Land am Nil nun in einen Gottesstaa­t umwandeln. In Libyen brachte nach langem Zaudern erst der mutige Alleingang Frankreich­s den Umschwung zugunsten der Rebellen. Bengasi dürfe nach Srebrenica nicht Schauplatz eines Völkermord­es vor den Augen der Weltöffent­lichkeit werden. So lautete das Argument, das in Paris im Frühjahr 2011 den Ausschlag für einen Militärein­satz gab.

Dem syrischen Bürgerkrie­g sind bisher 80.000 Menschen zum Opfer gefallen. An Zivilisten­werden grauenhaft­e Massaker verübt. Der Konflikt droht auf den Libanon überzugrei­fen. Eine Interventi­on kommt für Europa nicht infrage. Selbst Waffenhilf­e für moderate Rebellengr­uppen geht Ländern wie Österreich zu weit. Dafür mag es gute Gründe geben. Wer stellt sicher, dass das Kriegsgerä­t tatsächlic­h in die richtigen Hände fällt?

Nur wer so argumentie­rt, stärkt die Radikalen unter den Rebellen. Sie werden aus der Golfregion mit Geld und Waffen aufgerüste­t, während Russland und der Iran das AssadRegim­e mit Waffen versorgen. Die gemäßigten Kräfte drohen dagegen zwischen den Fronten aufgeriebe­n zu werden. Das wollen Briten und Franzosen zu Recht verhindern. Hätten sie bis zur Friedensko­nferenz für Syrien zugewartet, hätten die Europäer sich nichts vergeben. o haben sie der Welt das Scheitern ihrer gemeinsame­n Außenpolit­ik vorgeführt und sind drauf und dran, den Rest ihres Ansehens im Vorderen Orient zu verspielen.

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