Das Finanzamt hat nicht vertrieben!
Das Finanzamt hat mich vertrieben“– das war das Originalzitat des All-Springers Felix Baumgartner in einem seiner letzten Interviews. Ein Beweis dafür, dass ein Sprung aus knapp 39.000Meter Höhe nicht ohne Folgen bleibt.
Begründet hat Felix Baumgartner seine Vertreibung aus Österreich damit, dass imRahmen einer Betriebsprüfung das Finanzamt die Anwendung des Sportlererlasses angezweifelt hat. Er sollte für sein Einkommen, wie jeder andere Steuerpflichtige auch, Steuern zahlen und nicht von der Begünstigung profitieren. Der Sportlererlass sieht vor, dass Sportler, die in einem Kalenderjahr überwiegend Auftritte im Ausland im Rahmen von Sportveranstaltungen (Wettkämpfen, Turnieren) absolvieren, nur ein Drittel ihres Gesamteinkommens in Österreich versteuern müssen. Diese Verordnung soll verhindern, dass unsereNationalhelden in das Ausland flüchten.
Bei derFrage geht es nichtumdie Leistung des Felix Baumgartner, sondern ob er beiWettkämpfen imAusland auftritt. Dies ist jedoch nachweislich nicht der Fall und somit wäre die begünstigte Besteuerung nicht anzuwenden.
Wer lesen kann, wird dies zu verneinen haben, da die Sprünge des Herrn Felix Baumgartner zwar eine imposante Leistung darstellen, aber nachweislich nicht im Rahmen von Sportveranstaltungen stattfinden.
NachdemMotto „Tu FelixAustria“hat sich in derVergangenheit jedoch ein Finanzstaatssekretär für den Supermann eingesetzt und dafür gesorgt, dass dieser nur ein Drittel seines Einkommens versteuern muss. Da dieser nicht mehr imAmtistunddas Finanzamt wieder begonnen hat, sichum die korrekte steuerliche Behandlung des Einkommens von Felix Baumgartner zu kümmern, hat dieser die Flucht nach vorne ergriffen und ist in die Schweizer Steueroase Arbon gehüpft. Felix Baumgartner kann sein Einkommen versteuern, wo er möchte. Das steht jedem Staatsbürger zu. Aber gegenüber der Öffentlichkeit zu behaupten, dass er vomFinanzamt vertriebenwurde, ist eine Verhöhnung all jener, die ihrer Steuerpflicht in Österreich nachkommen.
Nur zur Klarstellung: Der Sportlererlass ist eine unsachliche Privilegierung einer Berufsgruppe, die viel verdienen kann und eine starke Lobby hat. Von dieserUngerechtigkeit abgesehen, kann diese Begünstigung nur jener beanspruchen, der auch die Voraussetzungen erfüllt. elix Baumgartner sollte so sportlich sein und das aussprechen, was er meint. Nämlich, dass er für seine Sponsorengelder in Millionenhöhe möglichst keine Steuern zahlen will und aus diesem Grund seinenWohnsitz in das Ausland verlegt hat. Die Story Baumgartner und die Steuerflucht solltezumAnlass genommenwerden, mit Steuerprivilegien aufzuräumen, um die Allgemeinheit zu entlasten. Johann Neuner istWirtschaftsprüfer in Klagenfurt
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