In23minutenfielen900jobs
Hiobsbotschaften aus dem Einzelhandel: Die Elektrokette Niedermeyer findet keinen Investor und muss komplett zusperren. Dernahversorgerdayli schließt 180 Filialen.
Es ist 15.04 Uhr, über denNachrichtenticker erreicht uns folgende Meldung: „Dayli schließt 180 Filialen, 560 Mitarbeiter beim AMS angemeldet.“Nur 23 Minuten später folgt die nächste Eilmeldung:„Niedermeyer fand keinen Investor: Sperrt zu, 300 Jobs weg.“Zwei Meldungen, ein Schicksal. Ein schwarzer Tag für fast 900 österreichische Handelsangestellte.
Bei Niedermeyer beginnt bereits morgen der Totalabverkauf. Die traditionsreiche Handelsket- te ist wie berichtet Anfang April in die Insolvenz geschlittert. Mehr als die Hälfte der knapp 100 Filialen wurden gleich geschlossen, 279 Mitarbeiter haben ihre Jobs verloren.
Das Management gab sich damals aber dennoch optimistisch, mit dem verkleinerten Filialnetz und einem neuen Investor neu durchstarten zu können. Das Konzept des Elektro-Nahversorgers war in den vergangenen Jahren durch die steigende OnlineKonkurrenz sowie die großen Elektronik-Diskonter zunehmend in Bedrängnis geraten.
Von den ehemals 17 steirischen Filialen sollten nach dem ursprünglichen Konzept lediglich jene in Graz (Herrengasse), Mühldorf bei Feldbach, Hartberg, Kapfenberg und Liezen weiter geöffnet haben. Doch das hat sich seit gestern Nachmittag auch erledigt. Der erhoffte Geldgeber konnte jedenfalls nicht gefunden werden. Dabei ließ Niedermeyer gestern wissen: „Die Sympathien der Konsumenten, der Einsatz der Mitarbeiter und dieVerkaufsumsätze im April und Mai haben uns optimistisch gestimmt.“Auch Lieferanten, das bestätigen ebenso die Kreditschützer, hätten bis zum Schluss mitgespielt.
Umso größer sei nun die Enttäuschung über die fehlgeschlagene Investorensuche. Nun werde es „zu einer sukzessiven Schließung der Filialen kommen“, wobei es dabei auchumdie Weitergabe der Filialen an Interessenten gehen werde. Alles in allem werde es mit der Schließung nun sehr schnell gehen.
Für die betroffenen Arbeitnehmer versprach die Gewerkschaft Unterstützung. Eine Arbeitsstiftung kommezwar nicht, dennoch werde man alle Beschäftigten im Insolvenzverfahren vertreten und schauen, „dass die zu ihren Ansprüchen kommen“, betonte Karl Proyer von der Gewerkschaft der Privatangestellten.
Niedermeyer gehört mehrheitlich GeschäftsführerWernerWeber, der über die SapientiaGmbH 50,1 Prozent am Elektrohändler hält. Die restlichen 49,9 Prozent gehören der Hypo Equity Beteiligungs AG.
Das Aus für Gröbming
Nur wenige Minuten, bevor die Drogeriekette Dayli via Aussendung bekannt gab, dass österreichweit 180 Filialen (von insgesamt 885) gesperrt werden, bemühte sich deren Chef Rudolf Haberleitner im Gespräch mit der Kleinen Zeitung (siehe Interview rechts) noch um Normalität. Er gestand Probleme mit der Finanzierung ein, die Suche nach Investoren sei jedoch sehr konkret, sagte er.
An der Hiobsbotschaft änderte das für 560 Mitarbeiter in den betroffenen 180 Filialen aber nichts mehr. Sie wurden beim Arbeitsmarktservice zur Kündigung angemeldet. Offiziell spricht man bei Dayli von „Restrukturierungsmaßnahmen“.
„Bekannte Irritationen, Boykotte und Gesetzesänderungen gegen Dayli“in der Diskussion um die Sonntagsöffnung hätten