Aufbruch ins Ungewisse
Olivier Assayas blickt auf 1970er-jahre zurück.
Der französische Filmregisseur Olivier Assayas („Carlos – Der Schakal“) ist Jahrgang 1955. Zu jung für den Mai 1968, aufgewachsen im Nach-Mai („Après mai“, so der Originaltitel) der Siebzigerjahre. Eine Freundesgruppeumdie HauptfigurGilles (Clement Metayer), eigentlich das Alter Ego des Regisseurs, experimentiert mit Drogen, debattiert, kiefelt an der Frage der politischenTheorie und der Praxis.
DerGymnasiast Gilles möchte Künstlerwerden, Maler oder Filmemacher, er philosophiert mit seiner drogenerfahrenen Freundin Laure (Carole Combes), schreitet aber auch zur Tat. Gemeinsam mit Alain (Felix Armand) und Christine (Lola Creton) sprühen sie das Schulge- bäude mit politischen Parolen voll. Bei einer weiteren nächtlichen Aktion wird ein Securitymann durch einen Molotowcocktail schwer verletzt.
Das spielerische Momentum schlägt in blutigen Ernst um, Abtauchen ist angesagt. Gilles und seine Freunde fliehen nach Italien in ein eigentümliches linkes Biotop. Gilles kehrt um, will seinen eigenenWeg suchen.
Assayas trifft die rebellische Stimmung dieser Heranwachsenden, das Lebensgefühl junger Menschen, die unterwegs zur Utopie über so manchen „Sachzwang“stolpern. Die Neuerfindung der Welt führt mitunter in Sackgassen, Assayas nicht nostalgischer Blick zurück wieder heraus.