Kleine Zeitung Steiermark

CARINA KERSCHBAUM­ER

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Gehasst habe ich es immer, das Rauchen, mit Ausnahme der ersten drei Zigaretten zum Frühstück. Denn diese ersten Zigaretten wollte ich rauchen, die restlichen 30, 40, oft auch 50 musste ich rauchen – ohne es wirklich zu wollen. Und deshalb habe ich es gehasst, das Rauchen. Auch weil ich wusste, dass ich mich bei einem Stressberu­f zu Tode rauchen werde. Und weil ich das wusste, wusste ich auch, dass ich an jenem Tag rauchfrei sein muss, andemich nicht mehr nur ab und zu neben dem Studium dem Stress des Journalist­enlebens ausgesetzt seinwerde, sondern Tag für Tag. Der Kleinen Zeitung verdanke ich also die Entscheidu­ng, mit dem Rauchen aufzuhören. Dass ich es auf Anhieb schaffte, verdanke ich der Vorlesung eines Psychologi­eprofessor­s über die Machtverin­nerlichter Bewegungen. „Das Nikotin“, dozierte er, „ist nicht das Problem beim Aufhören, der Griff zur Zigarette ist das Problem.“Hunderttau­sende verinnerli­chte Bewegungen und Reaktionen, beimWarten auf den Bus, beim Schreiben, beiNervosi­tät, immer das gleiche Muster: Griff zur Zigarette.

Fast generalsta­bsmäßig plante ich also das Ende eines langjährig­en Raucherdas­eins. ImWissen, was das Schwierigs­te sein wird: die fehlenden, oft reflexhaft­en Bewegungen, der Griff zur Schachtel, zum Feuerzeug. Also griff ich zum Zigaretten­spitz (ohne Zigarette) meiner Großmutter und sagte mir: „Ich inhaliere endlich etwas Gesundes – Luft.“Zwei, dreiMonate habe ich ihn benötigt, anfangs fast nonstop. Und ich gestehe: Ohne „Luftzigare­tte“, ohne dieses Spielzeug, hätte ich es nie geschafft. 25–50 ZIGARETTEN TÄGLICH SEIT 25 JAHREN RAUCHFREI

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