Im Fadenkreuz des Präsidenten
Republikaner James Comey (52) soll neuer FBI-CHEF werden.
Obamas Wunschkandidat auf dem Chefsessel des FBI: James Comey
Am 10. März 2004 zeigte James Comey Rückgrat. Er saß am Krankenbett seines Chefs John Ashcroft, dem tags zuvor die Gallenblase entferntwordenwar. Comey, damals Stellvertreter des US-Justizministers, hatte einen Tipp bekommen. Vertraute vonUS-Präsident George W. Bush seien auf dem Weg ins Krankenhaus – in unanständiger Mission. So war es auch. Männer stürmten die Intensivstation und bedrängten den geschwächten Ashcroft, eine Unterschrift zu leisten, damit die Behörden weiterhin ohne richterlichen Beschluss Telefone und Internet von Terrorverdächtigen überwachen könnten. Es folgte ein klassischer Showdown.
Ashcroft sagte, er sei zu krank, um sein Amt auszuüben. Sein Stellvertreter führe derzeit die Geschäfte als Justizminister. Comey sagte nichts. Und die BushLeute zogen wutschnaubend ab. Karriere: Bachelor of Science (Chemie, Theologie), Jusstudium an der University of Chicago. Arbeitete erst im US-Justizministerium, danach als Professor an der University of Richmond. Comey war ein erklärter Gegner der seit 9/11 praktizierten Lauschangriffe. Er blieb nur noch ein paar Monate im US-Justizministerium, in dem er bemerkenswert schnell aufgestiegen war. 2005 ging er als Rechtsanwalt in die freie Wirtschaft, arbeitete in der Rüstungsindustrie und für einen Hedgefonds. Seit einiger Zeit hält der JuristVorlesungen an derColumbia-Universität in New York. Nun aber dürfte der 52-Jährige in den Washingtoner Politikbetrieb zurückkehren. Er galt schon lan- ge als Favorit von US-Präsident Barack Obama für den Direktorenposten bei der Bundespolizei FBI. Obama dürfte sich während der Suche nach einem Nachfolger für Robert Mueller, der das FBI seit kurz vor dem 11. September 2001 leitet, auch an die Episode in dem Krankenhaus vor gut neun Jahren erinnert haben. Dass Comey damalsRecht über Politik stellte, müsste dem Präsidenten, der selbst Verfassungsrechtler ist, imponiert haben.
Doch die Wahl Comeys, der mit seinen mehr als zwei Metern Körpergröße für gewöhnlich aus jeder Menschenmenge herausragt, hat auch eine politische Komponente. Comey ist nach wie vor bekennender Republikaner. Diesen Kandidaten, so das Kalkül des Präsidenten, können die Republikaner während des parlamentarischen Bestätigungsverfahrens nicht gut ablehnen.