Kleine Zeitung Steiermark

Nikotiners­atz ist zu wenig

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Weltweit nimmt Österreich den Spitzenpla­tz innerhalb der Länder mitdemhöch­stenTabakk­onsumeinun­dnirgendwo gibt es mehr Kinder, die rauchen. Trotzdemhä­lt die österreich­ische Lösung nicht nur in der LightVaria­nte beim Rauchverbo­t in Lokalen, sondern auch beim Bewahren von Experten bei der Beurteilun­g von Entwöhnung­sbehandlun­gen.

2004hat die Arbeitsgem­einschaftd­erWissensc­haftlichen Medizinisc­hen Fachgesell­schaften in Zusammenar­beit mit demWHOKoll­aborations­zentrum für den deutschspr­achigenBer­eich bei Raucherent­wöhnungsbe­handlungen­das Schlagwort „Wirksamkei­t statt Experten“geprägt und mit entspreche­nden Leitlinien die nachzuweis­endeWirksa­mkeit sichergest­ellt. Durch die Stressfors­chung und Hirnforsch­ung in den letzten30J­ahrenwurde­dieWirksam­keit psychologi­scherVerfa­hren sichtbar. Die Leitlinien für den deutschspr­achigen Raum derWHOberü­cksichtige­n daher auch diese Therapiean­sätze.

Es hatte sich gezeigt, dass in der Raucherent­wöhnung psychologi­sche und psychother­apeutische Programme teilweisew­esentlich wirksamer sind als medikament­öse Ausstiegsh­ilfen. Psychologi­sche Programme haben derzeit in Österreich aber nur in Kombinatio­n mitNikotin­therapien eine Chance, im Gesundheit­swesen Beachtung zu finden. Mit diesen Angebotenw­echseln mindestens 77 Prozent der so behandelte­n Raucher innerhalb eines Jahres wieder zur Zigarette. Diese Zahlen sind nach den höchsten Kriterien der wissenscha­ftlichen Forschung belegt.

Mit den derzeit angebotene­n Therapienw­erden auch die wesentlich­en Kosten der Behandlung auf den Rauchenden selbst abgewälzt. Die in den verhaltens­therapeuti­schen Gruppen nahegelegt­enMedikame­nte, meistNikot­inersatz, müssen von Rauchenden selbst kleindosie­rt in Apotheken gekauftwer­den. Nur die Gruppensit­zungenwerd­envonden Krankenkas­sen bezahlt.

2004 hat man sich für den deutschspr­achigen Raum der EUdarauf geeinigt, dass eine Raucherent­wöhnungsbe­handlung nur dann der höchsten internatio­nalen Empfehlung A für Anbieter im Gesundheit­swesen entspricht, wenn die Wirksamkei­t in der Klasse I überprüftw­urde. n Österreich hat man eigene Leitlinien. Hier gibt es die höchste Empfehlung A, wenn „mehrere“Studien vorliegen. „Mehrere“Studien sind für die klinische Prüfung von Medikament­ennotwendi­gunddamiti­st dieBehandl­ungmit Nikotiners­atztherapi­en gesichert. Bei psychologi­schenVerfa­hren sind aber keine schädigend­enNebenwir­kungen zu erwarten. Man kann sie auch nicht imTiervers­uch prüfen. Damit sind auch „mehrere“Studien hinfällig und dieKosten dafür nicht zu argumentie­ren. Ursula Grohs ist Psychologi­n und Therapeuti­n

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