Rappen im Dreivierteltakt
„Spring“zum Sitzen: ein ganz und gar nicht schwarz-weißes Klavierkonzert als Auftakt zu einer bunten, abwechslungsreichen Partynacht.
Im brechend vollen p.p.c. begeisterten und verstörten Koenigleopold gleichermaßen
SPRINGFESTIVAL 2 01 3
Es ist bestuhlt. Es ist still. Und es ist finster. So stellt man sich denAuftakt für ein Festival der elektronischen Musik nicht unbedingt vor. Und doch: Chilly Gonzales, Virtuose der Klavierkomik und weltbester „Worst MC“, eröffnet das Springfestival 2013 mit einem Solo-Klavierkonzert – „Spring“zum Sitzen also.
An den schwarz-weißen Tasten führt der kanadische Maestro in den bunten Graubereich zwischen E und U: Er spielt Stücke aus seinen beiden „Solo Piano“Alben, bei denen Erik Satie wohl selig herablächelt, erklärt dem Publikum seine Vorliebe fürMoll anhand von „Happy Birthday“, spielt Beethovens Fünfte auf Bongos und rappt imWalzertakt.
Am Ende folgt noch „Never Stop“, sein minimalistisches Drei-Noten-Stück aus der iPadWerbung, das er konsequenterweise live auf dem iPad remixt. Im Seiden-Morgenmantel am Steinway-Klavier: Chilly Gonzales Springfestival 2013. Interviews (u. a. mit Viech), Twitter- Feed, Fotos u. v. m.
www.kleinezeitung.at/spring Indem er alle Knöpfe gleichzeitig drückt. Eigentlich passend zu diesem wunderbaren FestivalAuftakt, für den es drei Mal Standing Ovations vom Publikum gibt, das – muss man aber fairerweise dazusagen – an Sitzkonzerte auch nicht gewöhnt ist. „Das beste Eröffnungskonzert ever“, sagt jemand hinter mir.
Was in der List-Halle folgt, ist fein, kann aber nur mit Mühe Schritt halten: Der Däne Rangleklods beeindruckt mit düster-pathetischer, an 80s-Wave geschulterGrabesstimme, ehe sein Antonym, DJ-Superstar Mark Ronson gemeinsam mit Riton die Partystimmung anheizt. Und Amy Winehouse, für deren Erfolg Ronson maßgeblich verantwortlich war, wird auch angespielt.
Originell bis verstörend
RING: Ja, wobei ich visuelle Unterstützung vom TransformerKollektiv habe. Die Shows unterscheiden sich jedes Mal.
Wie haben Sie die Uraufführung bei den Ruhrfestspielen erlebt? Das Publikum war ja nicht das übliche Apparat-Publikum. RING: Daswar spannend. Erstens dauert das Stück sechs Stunden. Bei einem deutlich höheren Altersschnitt ist es klar, dass am Ende nur noch die Hälfte dasitzt. Wenn mir das bei einem Konzert passiert, würde ich heulend zusammenbrechen.
Wie waren die Reaktionen? RING: Die Zuseher waren überrascht. In der Pause sagte eine alte Dame, dass es interessant wäre, aber die „Geräusche“wären zu laut. Sie bezeichnete es nicht einmal als Musik. Es ist gut, mit einer eineinhalbstündigen Show zu touren. So muss man sich nicht unbedingt mit dem gesamten Werk befassen. Tolstoi ist nichts für jedermann.