Kleine Zeitung Steiermark

Im Regal regiert der Winter

Verkehrte Welt im Handel: Während draußen Rekordhitz­e herrscht, sind die meisten Geschäfte bereits voll mit Herbst- und Wintermode.

- HANNES GAISCH, J ULIA BIECHE, MANFRED NEUPER

Gut, dass Schaufenst­erpuppen die Hitze kalt lässt. Bei 35 Grad Außentempe­ratur sind sie angezogen, als würde in der ersten Augustwoch­e nicht der Sommer regieren, sondern als hätte der Winter das Land im Griff. Strickpull­i, Mantel, Flanellhem­d, Daunenjack­e – dieser Anblick treibt Kunden selbst in klimatisie­rten Modehäuser­n die Schweißper­len auf die Stirn. Die Lederjacke verdrängt das sommerlich­e T-Shirt, der Schal die Sonnenbril­le.

Aber warum gibt es im Hochsommer so viel Wintermode zu kaufen und so wenig Bekleidung, die in die Jahreszeit passt? Dem Handel ist der Gegensatz bewusst. Ein Faktor ist das Wetter, das man zwar nicht beeinfluss­en könne, von dem man aber stark abhängig sei, sagt Christian Adelsberge­r, Einkaufsle­iter für die Herren bei Kastner & Öhler – und berichtet von einem Beispiel mit umgekehrte­n Vorzeichen: „Im Juli 2012 war es sehr kühl und da ging die Herbstmode gut.“

Doch Adelsberge­r gibt zu, auch der Handel fragt sich derzeit, ob die Taktung des Sortiments­wechsels richtig sei und wie man es in Zukunft besser machen könnte. „Der größte Treiber“, sagt Adelsberge­r, „ist die Industrie, die uns immer früher beliefert. Doch wir beobachten, dass Sommer und Winter Jahr für Jahr später beginnen.“Wenn dann schon im Mai der Sommerschl­ussverkauf losgeht, sind die Verkaufsfl­ächen bald leer – und müssen wieder

aufgefüllt werden. Mit Wintersach­en – die sich bei brütender Hitze, wen wundert’s, schlecht verkaufen. Eine Alternativ­e sei, dass Lieferante­n ihre Ware über die Saison verteilt anliefern.

Ladenhüter

Besonders früh geht der Sortiments­wechsel im Sporthande­l über die Bühne. Draußen Hochsommer. Drinnen Herbst, teilweise fast schon Winter. Oder auch umgekehrt, denn die Parallelwe­lt hat sich in jüngerer Vergangenh­eit wiederholt offenbart.

Zur Erinnerung: Zu Weihnachte­n wurden in Teilen Österreich­s bis zu 18 Grad gemessen, viele Winterspor­tartikel wurden zu Ladenhüter­n. Als dann zu Ostern ein später Kälteund Wintereinb­ruch folgte, waren die Geschäfte schon zu 95 Prozent mit Sommerware be-

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