Im Regal regiert der Winter
Verkehrte Welt im Handel: Während draußen Rekordhitze herrscht, sind die meisten Geschäfte bereits voll mit Herbst- und Wintermode.
Gut, dass Schaufensterpuppen die Hitze kalt lässt. Bei 35 Grad Außentemperatur sind sie angezogen, als würde in der ersten Augustwoche nicht der Sommer regieren, sondern als hätte der Winter das Land im Griff. Strickpulli, Mantel, Flanellhemd, Daunenjacke – dieser Anblick treibt Kunden selbst in klimatisierten Modehäusern die Schweißperlen auf die Stirn. Die Lederjacke verdrängt das sommerliche T-Shirt, der Schal die Sonnenbrille.
Aber warum gibt es im Hochsommer so viel Wintermode zu kaufen und so wenig Bekleidung, die in die Jahreszeit passt? Dem Handel ist der Gegensatz bewusst. Ein Faktor ist das Wetter, das man zwar nicht beeinflussen könne, von dem man aber stark abhängig sei, sagt Christian Adelsberger, Einkaufsleiter für die Herren bei Kastner & Öhler – und berichtet von einem Beispiel mit umgekehrten Vorzeichen: „Im Juli 2012 war es sehr kühl und da ging die Herbstmode gut.“
Doch Adelsberger gibt zu, auch der Handel fragt sich derzeit, ob die Taktung des Sortimentswechsels richtig sei und wie man es in Zukunft besser machen könnte. „Der größte Treiber“, sagt Adelsberger, „ist die Industrie, die uns immer früher beliefert. Doch wir beobachten, dass Sommer und Winter Jahr für Jahr später beginnen.“Wenn dann schon im Mai der Sommerschlussverkauf losgeht, sind die Verkaufsflächen bald leer – und müssen wieder
aufgefüllt werden. Mit Wintersachen – die sich bei brütender Hitze, wen wundert’s, schlecht verkaufen. Eine Alternative sei, dass Lieferanten ihre Ware über die Saison verteilt anliefern.
Ladenhüter
Besonders früh geht der Sortimentswechsel im Sporthandel über die Bühne. Draußen Hochsommer. Drinnen Herbst, teilweise fast schon Winter. Oder auch umgekehrt, denn die Parallelwelt hat sich in jüngerer Vergangenheit wiederholt offenbart.
Zur Erinnerung: Zu Weihnachten wurden in Teilen Österreichs bis zu 18 Grad gemessen, viele Wintersportartikel wurden zu Ladenhütern. Als dann zu Ostern ein später Kälteund Wintereinbruch folgte, waren die Geschäfte schon zu 95 Prozent mit Sommerware be-