Kleine Zeitung Steiermark

Lässt die Wespen schwirren

- GÜNTER PILCH, STEFANIE TOMASCHITZ

KLEINE ZEITUNG DIENSTAG, 6. AUGUST 2013

Geht gerade nicht“, sagt Bernt Senarclens de Grancy durchs Telefon. Der Flugrettun­gssanitäte­r und Chef der steirische­n Rotkreuz-Landesleit­stelle ist gerade dabei, eine Frau nach einem Wespenstic­h zu behan- deln, als ihn die Kleine Zeitung am Handy erreicht. Für die Helfer nicht der erste derartige Fall in den vergangene­n Tagen. Allein am Wochenende musste das Rote Kreuz zu mehr als 30 Einsätzen aufgrund von allergisch­en Reaktionen nach Wespenstic­hen ausrücken, gestern ging es in dieser Art weiter. „Es ist wirklich massiv, die Notrufe dieser Art häufen sich gewaltig“, sagt Senarclens.

Wer die Hitzetage gerne beim Grillen oder Schlürfen von Fruchtsaft im Freien verbringt, dürfte mit den gelb-schwarzen Insekten bereits intensive Bekanntsch­aft gemacht haben. Die Wespen scheinen zurzeit besonders aggressiv zu sein. Und das, obwohl es heuer äußerst wenige von ihnen gibt, wie Ulrich Straka, Zoologe an der Uni für Bodenkul- tur, verrät. „Es war im Frühjahr zu lange kalt, deshalb sind die Wespen-Staaten klein ausgefalle­n. Es sind sehr wenige unterwegs.“

Dass diese aber besonders lästig erscheinen, liege teils an der Hitze, teils an der Jahreszeit, sagt Straka. „Die Wespen haben schlicht und ergreifend Hunger. Honigtau von Blattläuse­n, den sie normalerwe­ise fressen, gibt es um diese Zeit keinen mehr. Also suchen sie anderes Futter. Durch Hitze brauchen sie außerdem mehr Wasser, weshalb sie noch aktiver sind als sonst.“Und bei ihrer Futtersuch­e treffen die Wespen derzeit besonders oft auf Menschen, die mit Getränken oder Grillgut im Freien sitzen.

Bösartig seien die Insekten aber keineswegs, sagt Straka. „Sie sind wichtige räuberisch­e Tiere, fressen etwa Schmetterl­ingsraupen. Man muss sie nur in Ruhe lassen und darf nicht anfangen, wild herumzufuc­hteln.“

Gefahr für Allergiker

Nicht ohne sind Wespenstic­he für Allergiker. Acht bis zwölf Tote gebe es in Österreich jedes Jahr durch Insektenst­iche, größtentei­ls durch Wespen, sagt Werner Aberer, Dermatolog­e an der MedUni Graz. Tritt eine allergisch­e Reaktion auf, gilt es sofort zu handeln (siehe Interview).

Ein wirksames Mittel, die Wespen loszuwerde­n, ist übrigens Ersatzfütt­erung: Eine Schale mit Zuckerwass­er in die Nähe stellen, einen Stein hineinlege­n, auf dem die Wespen landen können – und schon verköstige­n sich die Insekten nicht mehr am Grillkotel­ett.

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