Lässt die Wespen schwirren
KLEINE ZEITUNG DIENSTAG, 6. AUGUST 2013
Geht gerade nicht“, sagt Bernt Senarclens de Grancy durchs Telefon. Der Flugrettungssanitäter und Chef der steirischen Rotkreuz-Landesleitstelle ist gerade dabei, eine Frau nach einem Wespenstich zu behan- deln, als ihn die Kleine Zeitung am Handy erreicht. Für die Helfer nicht der erste derartige Fall in den vergangenen Tagen. Allein am Wochenende musste das Rote Kreuz zu mehr als 30 Einsätzen aufgrund von allergischen Reaktionen nach Wespenstichen ausrücken, gestern ging es in dieser Art weiter. „Es ist wirklich massiv, die Notrufe dieser Art häufen sich gewaltig“, sagt Senarclens.
Wer die Hitzetage gerne beim Grillen oder Schlürfen von Fruchtsaft im Freien verbringt, dürfte mit den gelb-schwarzen Insekten bereits intensive Bekanntschaft gemacht haben. Die Wespen scheinen zurzeit besonders aggressiv zu sein. Und das, obwohl es heuer äußerst wenige von ihnen gibt, wie Ulrich Straka, Zoologe an der Uni für Bodenkul- tur, verrät. „Es war im Frühjahr zu lange kalt, deshalb sind die Wespen-Staaten klein ausgefallen. Es sind sehr wenige unterwegs.“
Dass diese aber besonders lästig erscheinen, liege teils an der Hitze, teils an der Jahreszeit, sagt Straka. „Die Wespen haben schlicht und ergreifend Hunger. Honigtau von Blattläusen, den sie normalerweise fressen, gibt es um diese Zeit keinen mehr. Also suchen sie anderes Futter. Durch Hitze brauchen sie außerdem mehr Wasser, weshalb sie noch aktiver sind als sonst.“Und bei ihrer Futtersuche treffen die Wespen derzeit besonders oft auf Menschen, die mit Getränken oder Grillgut im Freien sitzen.
Bösartig seien die Insekten aber keineswegs, sagt Straka. „Sie sind wichtige räuberische Tiere, fressen etwa Schmetterlingsraupen. Man muss sie nur in Ruhe lassen und darf nicht anfangen, wild herumzufuchteln.“
Gefahr für Allergiker
Nicht ohne sind Wespenstiche für Allergiker. Acht bis zwölf Tote gebe es in Österreich jedes Jahr durch Insektenstiche, größtenteils durch Wespen, sagt Werner Aberer, Dermatologe an der MedUni Graz. Tritt eine allergische Reaktion auf, gilt es sofort zu handeln (siehe Interview).
Ein wirksames Mittel, die Wespen loszuwerden, ist übrigens Ersatzfütterung: Eine Schale mit Zuckerwasser in die Nähe stellen, einen Stein hineinlegen, auf dem die Wespen landen können – und schon verköstigen sich die Insekten nicht mehr am Grillkotelett.